Amazon und Max-Planck-Gesellschaft gründen Science Hub
Die Kooperation stärkt die anwendungsbezogene Forschung an Künstlicher Intelligenz in Deutschland
© Max-Planck-Gesellschaft
Der Rahmenvertrag zwischen den beiden Parteien legt den Grundstein für vereinfachte freie Forschungskooperationen, reduziert administrative Hürden und regelt Fragen des geistigen Eigentums. Er umfasst zunächst die vier Max-Planck-Institute für Intelligente Systeme, für Softwaresysteme, für Informatik und für biologische Kybernetik und steht weiteren Max-Planck-Instituten offen.
Im Rahmen der Kooperation unterstützt Amazon die Finanzierung und Umsetzung von Forschungsprojekten sowie die Aus- und Weiterbildung von talentierten Doktorandinnen und Doktoranden. Zudem erhalten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft die Möglichkeit, in Form einer Nebentätigkeit bei Amazon zu arbeiten und dadurch tiefere Einblicke in anwendungsbezogene Forschungsfragen zu erhalten, die ihrer Forschung zugutekommen sollen. Durch die Zusammenarbeit interdisziplinär Forschender aus Wirtschaft und Wissenschaft treffen vielfältige Perspektiven und Praktiken aufeinander, die Innovationen vorantreiben werden.
Erste Projekte zur Erzzeugung von Avataren und zu KI und Kausalität
Erste Projekte, an denen Forscher:innen von Amazon und der Max-Planck-Gesellschaft gemeinsam arbeiten, sind bereits konzipiert. In einem Projekt von Amazon Fashion und dem Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken soll durch ein einziges Foto eine digitale 3D-Abbildung einer Person geschaffen werden, um ihre Größe und Körperform in unterschiedlicher Kleidung schnell zu erfassen. Die Herausforderung besteht bisher darin, die Kleidung vom Körper unterscheiden zu können. Dies verbessert beispielsweise das virtuelle Shoppingerlebnis und trägt so dazu bei, Retouren zu vermeiden.
Fünf Doktorandenstipendien sind im Bereich Kausalität vorgesehen, eines der Stipendien für das Projekt, „Merging Data Sources“. Dabei arbeiten Kausalitätsexpertinnen und -experten von Amazon Web Services (AWS) mit der Abteilung für „Empirische Inferenz“ des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme zusammen. Die beteiligten Forscherinnen und Forscher wollen untersuchen, wie sich durch die Verknüpfung verschiedener Datensätze neue Informationen gewinnen lassen. „Kausale Inferenz“, also KI-Methoden, die zwischen Korrelation und Kausalität unterscheiden können, sollen dabei helfen, in Zukunft auch unvollständige Datensätze zielführend auszuwerten.
„Die Zusammenarbeit fördert vor allem auch junge Forschungstalente, die für den KI-Standort Deutschland in den kommenden Jahren benötigt werden und am Science Hub optimal ausgebildet werden können“, sagt Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. „Denn der Hub bietet etwas, das gerade in Deutschland Seltenheitswert hat: Die Möglichkeit, KI-Lösungen in der realen Welt in großem Maßstab zu erforschen. Und das auf höchstem Niveau, denn es sind mit Amazon und dem akademischen Umfeld in Tübingen echte Innovationstreiber des maschinellen Lernens, die hier ihre Zusammenarbeit weiter vertiefen.“
Michael J. Black, Direktor des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme, ergänzt: „Wir freuen uns, dass unser Cyber-Valley-Partner Amazon sein Engagement für die Grundlagenforschung in Tübingen und in der Max-Planck-Gesellschaft insgesamt deutlich erhöht. Mit seiner neuen Forschungseinrichtung neben dem Max-Planck-Campus hat Amazon Forschungs- und Entwicklungsteams von Weltrang aufgebaut. Der Science Hub knüpft daran an und bietet die Möglichkeit für gemeinsame Forschung, geförderte Projekte, Stipendien für Studierende und Praktika. Wir freuen uns auf neue wegweisende Forschungsergebnisse, die aus dieser Kooperation hervorgehen werden“.
Softwarelösungen als Open-Source-Projekte
Durch die Kooperation können Teams an gemeinsamen Publikationen arbeiten und ihre akademischen Fortschritte mit der Forschungsgemeinschaft teilen. Hinzu kommen gemeinsame Forschungsveranstaltungen und -aktivitäten, wie etwa öffentlich zugängliche Symposien. Zudem stellt Amazon viele Softwarelösungen als Open-Source-Projekte zur Verfügung.
„Wir wollen Lösungen schaffen für dringliche Herausforderungen, die der Gesellschaft zugutekommen. Wir freuen uns, mit der im Bereich KI äußerst renommierten Max-Planck-Gesellschaft zusammenzuarbeiten und die besten Talente unserer beiden Organisationen zusammenzubringen, um KI erfolgreich weiterzuentwickeln. Diese Kooperation ermöglicht es uns, gemeinsam mit den lokalen Max-Planck-Instituten am etablierten Wissenschaftsstandort Tübingen die KI-Forschung auf eine Weise voranzutreiben, die sicher, verantwortungsvoll und fair ist und die über industrielle Anwendung und akademische Neugier hinaus nachhaltigen Nutzen für die Gesellschaft erbringt“, sagt Yasser Jadidi, Leiter des Tübinger Forschungsteams von Amazon Web Services (AWS). Seine Kollegin Betty Mohler Tesch, Wissenschaftlerin und Leiterin eines Forschungsteams bei Amazon Fashion, ergänzt: „Der Science Hub erlaubt eine nahtlose und nachhaltige Zusammenarbeit, durch die wir wissenschaftlichem Nachwuchs gleichzeitig Einblicke in die angewandte Forschung bei Amazon und die Grundlagenforschung bei Max Planck bieten können.“
Der Science Hub ist die erste Forschungskooperation dieser Art von Amazon außerhalb der USA und unterstreicht das Bestreben von Amazon, weltweit mit führenden Forschungsinstitutionen zusammenzuarbeiten. Die US-Hubs bestehen mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), der University of Washington, der University of California (UCLA) und der Columbia University (CAIT).