Neues Reagenz für die Deelektronierung entwickelt
Das Reagenz ermöglicht den Zugang zur Klasse der geclusterten Übergangsmetall-Carbonylkationen
Image: provided by the research group
Deelektronierer aus handelsüblicher Chemikalie
Um Zugang zu der bisher unbekannten Klasse der geclusterten Übergangsmetall-Carbonylkationen zu erhalten, haben die Forschenden der Universität Freiburg nach einer Möglichkeit gesucht, Substrate zu ionisieren, ohne dabei unerwünschte Nebenreaktionen auszulösen. Bei der Ionisation verliert ein neutrales Molekül ein oder mehrere Elektronen. In Folge entsteht ein positiv geladenes Molekül, auch Kation genannt. Ein sogenannter unschuldiger Deelektonierer ist ein Ionisierungsmittel, das ausschließlich Elektronen aus dem Substrat aufnimmt und sonst keine weiteren unerwünschten Reaktivitäten zeigt. Da der einzige bisher bekannte unschuldige Deelektronierer, ein perfluoriertes Ammoniumylkation, eine mühsame und zeitaufwändige Synthese erfordert, haben die Freiburger Wissenschaftler*innen eine Alternative entwickelt, die direkt aus einer handelsüblichen Chemikalie hergestellt wird: Das Anthracen-Derivat mit einem Halbstufen Potential von 1,42 Volt vs. Fc0/+ kann durch ein Nitrosonium-Salz zum radikalischen Deelektronier-Salz umgesetzt werden. „Das Deelektronier-Salz ermöglicht uns, unter Erhalt der Struktur Elektronen aus dem System zu entfernen. Es ist also besonders mild und erzeugt Systeme, die wir bisher noch nicht darstellen konnten. Diese könnten langfristig gesehen helfen, neuartige und bessere Katalysen zu ermöglichen“, erklärt Krossing.
Ohne das perhalogenierte Anthracen-Derivat geht es nicht
Zunächst versuchte die Forschungsgruppe die gewünschten Übergangsmetall-Carbonylkationen durch die Umsetzung von Trimetall-Dodecacarbonyle mit einem Silbersalz als Oxidationsmittel zu erzeugen. Auch die direkte Umsetzung der Trimetall-Dodecacarbonyle mit Nitrosylkationen führte nicht zum erhofften Ergebnis. „Wenn das Nitrosylkation allerdings im Voraus mit einem perhalogenierten Anthracen-Derivat umgesetzt wird, dann deelektroniert das resultierende Acen-Radikalkation die Trimetall-Dodecacarbonyleunter Kohlenstoffmonoxid-Atmosphäre und führt zu den gewünschten Salzen“, erklärt Sellin. „Bislang ist es niemandem gelungen, mehrkernige Übergangsmetallcarbonyle durch typische anorganische Oxidationsmittel in ihre homoleptischen Komplexkationen zu überführen. Wir haben nun gezeigt, dass es möglich ist“, so Krossing. Sellin ergänzt: „Erstaunlich ist, dass die strukturelle Charakterisierung sowie Schwingungs- und Kernspinresonanzspektroskopie an unserem neuen Cluster auf drei stark elektronisch verschiedene Carbonyl-Liganden hindeuten. Es hat uns sehr überrascht, ein solch unterschiedlich elektronisches Verhalten von eigentlich gleichartigen Liganden in einem Molekül zu sehen.“
Originalveröffentlichung
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