CO₂ als Rohstoff: Heidelberg Materials und Linde bauen weltweit erste CCU-Großanlage in einem Zementwerk

Die Anlage soll bereits 2025 mit einer Abscheidekapazität von ca. 70.000t CO₂ pro Jahr in Betrieb gehen

13.04.2023 - Deutschland

Heidelberg Materials und Linde haben unter dem Namen "Capture-to-Use" (CAP2U) ein Joint Venture zum Bau und Betrieb einer hochmodernen Kohlendioxidabscheide- und -verflüssigungsanlage gegründet. Im Werk Lengfurt von Heidelberg Materials soll 2025 die weltweit erste Carbon Capture and Utilisation (CCU)-Anlage im großtechnischen Maßstab in der Zementindustrie in Betrieb gehen. Dies ermöglicht eine Weiterverwertung des abgeschiedenen CO2 aus der Zementproduktion als wertvoller Rohstoff für industrielle Anwendungen. Die geplante Menge an gereinigtem und verflüssigtem CO2 beträgt rund 70.000t pro Jahr.

HeidelbergCement AG, Steffen Fuchs

Zementwerk Lengfurt

Das gewonnene CO2 wird im Rahmen des Joint Ventures zum Großteil durch Linde vermarktet. Das aufbereitete Gas kann dank seiner Reinheit sowohl in der Lebensmittel- als auch in der Chemieindustrie eingesetzt werden, beispielsweise als Kohlensäure in Mineralwasser. Der kleinere Teil wird von Heidelberg Materials genutzt werden, um neue Technologien zum CO2-Recycling und zur Rekarbonatisierung weiter voranzutreiben.

Für die Umsetzung dieses Projekts werden die substanziellen Beiträge beider Partner durch Fördermittel in Höhe von rund 15 Mio EUR aus dem Förderprogramm Dekarbonisierung in der Industrie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ergänzt.

"Wir freuen uns, gemeinsam mit unserem Partner Linde das weltweit erste CCU-Projekt in der Zementindustrie im großtechnischen Maßstab umzusetzen", so Dr. Dominik von Achten, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg Materials. "Als Teil unserer ehrgeizigen, globalen CCUS-Strategie treiben wir derzeit eine Anzahl unterschiedlicher Projekte zur CO2-Abscheidung und -Nutzung in industriellem Maßstab voran. So wollen wir praktikable und effiziente Wege zur Reduktion unseres CO2-Fußabdrucks und zur Weiterverwertung des CO2 identifizieren. Das Projekt in Lengfurt soll bereits 2025 in Betrieb gehen. Die Förderung des BMWK zeigt, welchen Stellenwert auch die deutsche Regierung unserem gemeinsamen Vorhaben beimisst."

"Für unsere Kunden ist eine sichere, hochwertige Versorgung mit klimafreundlich produziertem CO2 von besonders hoher Bedeutung", skizziert Dr. Mathias Kranz, Vice President On-Site & Bulk Linde GmbH, die Anforderungen an eine CO2-Versorgung. "Mit unserem Partner Heidelberg Materials und der Anlage in Lengfurt können wir in Zukunft nicht nur unser Angebot ausweiten, sondern CO2 nachhaltig und klimafreundlich mit kurzen Transportwegen bereitstellen." "Der Klimaschutz ist eine der dringendsten Herausforderungen für die Industrie", sagt Jürgen Nowicki, Executive Vice President Linde plc und CEO von Linde Engineering. "Mit diesem Joint Venture vereinen zwei auf ihrem Gebiet weltweit führende Unternehmen ihre Kompetenzen mit dem Ziel einer ebenso nachhaltigen wie wirtschaftlichen Lösung. Nach erfolgreichen Pilotanwendungen ebnet diese großtechnische Anlage den Weg für eine nachhaltige Zementproduktion."

Die Anlage wird durch Linde Engineering geplant und gebaut - eines der führenden Unternehmen für CO2-Anlagen. Auf Basis einer speziell für Rauchgase entwickelten Aminwäsche wird das Kohlendioxid direkt aus einem Teil des Abgasstroms des Zementklinkerofens abgetrennt. Anlagen zur Reinigung und Verflüssigung, Tanks für die Zwischenlagerung des Produkts sowie Verladeeinrichtungen gehören ebenfalls zum Projektumfang.

Heidelberg Materials, der Vorreiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität in seiner Branche, hat die CO2-Abscheidung auf Basis der Aminwäsche-Technologie bereits zwischen 2012 und 2016 im erweiterten Labormaßstab in seinem norwegischen Zementwerk in Brevik erfolgreich getestet.

Linde bringt in das Joint Venture seine Expertise in zukunftsweisenden, gasebasierten Umwelttechnologien ein, die es Kunden in aller Welt erlauben, ihre Produktivität zu steigern und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.

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