Stellungnahme des Süßstoff-Verband e.V. zur neuen Sucralose-Studie: Sucralose in Lebensmitteln ist nicht DNA-schädigend

23.06.2023 - Deutschland

In einer aktuellen Studie der North Carolina State University (1) wurde nicht der Süßstoff Sucralose, sondern Sucralose-6-Acetat auf seine Gesundheitsschädlichkeit untersucht. Sucralose-6-Acetat ist eine Verunreinigung, die in sehr geringen Mengen bei der Herstellung von Sucralose entstehen kann. Daher wird im Herstellungsprozess streng darauf geachtet, die Entstehungvon Sucralose-6-Acetat zu verhindern. Darüber hinaus wird der Anteil im Endprodukt strikt kontrolliert und durch die gesetzlichen Vorgaben für Sucralose begrenzt.

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Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine "in vitro"-Studie. Das bedeutet, dass die Studie außerhalb des menschlichen Körpers an isolierten Zellen im "Reagenzglas" durchgeführt wurde. Die isolierten Zellen wurden verschiedenen Konzentrationen von Sucralose-6-Acetat ausgesetzt. Anschließend untersuchten die Autor*innen mehrere Marker für mögliche Zellschäden und stellten fest, dass diese bei extrem hohen Konzentrationen von Sucralose-6-Acetat leicht erhöht waren. Außerdem testeten sie Sucralose und Sucralose-6-Acetat an isolierten menschlichen Darmzellen und stellten ähnliche Wirkungen fest. Auf Basis dieser Ergebnisse schlossen sie, dass Sucralose zu einem "leaky gut" ("undichten Darm") führe und sehr gefährlich für die menschliche Gesundheit sei.

Ergebnisse lassen sich nicht auf den menschlichen Körper übertragen

So interessant solche Laboruntersuchungen sind, so wichtig ist es, die Unterschiede zwischen Zellen in der Petrischale und lebenden Zellen im Menschen zu berücksichtigen. Die Aussagekraft der Ergebnisse wird aber auch dadurch eingeschränkt, dass die Autor*innen einen sehr konservativen Grenzwert verwendeten, den sogenannten Threshold for Toxicological Concern (TTC). Der TTC-Wert ist ein Schwellenwert, der für neue Chemikalien entwickelt wurde, die im starken Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Er gilt für Stoffe, die noch nie am Menschen getestet wurden, die aber strukturell Chemikalien ähneln, von denen man weiß, dass sie mit Sicherheit Krebs erzeugen. Der Wert ist sehr niedrig, da noch keine Informationen über die Gefährlichkeit des Stoffes vorliegen.

Sucralose hingegen ist ein Stoff, den wir seit Jahrzehnten zum Süßen unserer Lebensmittel verwenden, sodass der TTC-Grenzwert hier nicht als Schwellenwert geeignet ist. Vielmehr müssen die in der Studie verwendeten Konzentrationen, die im menschlichen Körper vorkommenden Konzentrationen und die Menge, ab der die Studie gerade noch eine mögliche genotoxische Wirkung nachweist (bei ca. 500 μg/ml), berücksichtigt werden.

Eine Studie aus dem Jahr 2016 (2) zeigte, dass nach dem Konsum von 250 mg Sucralose (Vier Dosen einer mit Sucralose gesüßten Limonade) die Konzentration des Süßstoffs im Blut bei etwa 365 ng/ml lag, bei einem Erwachsenen sogar bei maximal 1.557 ng/ml. Das bedeutet, dass nach dem Konsum von vier Dosen mit Sucralose gesüßter Limonade die durchschnittliche Sucralosekonzentration im Blut bei 365 Nanogramm lag.

Unrealistische Mengen: Bis zu 50.000 Dosen Limonade in 120 Minuten

Ein Mikrogramm entspricht 1000 Nanogramm. 400 ng/ml sind also 0,4 μg/ml. Man müsste also 1.250-mal mehr Sucralose verwenden als in der obigen Studie, um diese Mengen im Blut zu erreichen. Zur Erinnerung: 250 mg entsprechen vier Dosen Limonade - es wurde speziell Diet Rite Cola verwendet - das bedeutet, dass man innerhalb von 120 Minuten unglaubliche 5.000 Dosen Cola trinken müsste, um eine so hohe Sucralosekonzentration im Blut zu erreichen.

Und noch einmal Achtung: Die Autoren haben nicht Sucralose getestet, sondern Sucralose-6-Acetat. Sie schätzten, dass Sucralose zu bis zu 10 Prozent ihres Gewichts zu Sucralose-6-Acetat verstoffwechselt wird, was bedeutet, dass man mindestens 50.000 Dosen Limonade braucht, um die Mengen an Sucralose-6-Acetat zu erreichen, bei denen gerade noch eine Schädigung der menschlichen Zellen nachweisbar ist.

Fazit: Diese Daten zeigen, dass die Mengen, bei denen Sucralose-6-Acetat potenzielle Auswirkungen haben könnte, im menschlichen Körper nicht erreicht werden.

Sucralose gehört zu den am strengsten kontrollierten Zusatzstoffen

Der Süßstoff Sucralose hat eines der umfangreichsten und gründlichsten Prüfprogramme durchlaufen, das jemals für einen Lebensmittelzusatzstoff durchgeführt wurde. Diese Untersuchungen umfassten eine Vielzahl von Studien, die sich speziell mit den toxikologischen, metabolischen und gesundheitlichen Aspekten von Sucralose befassten.

Die Ergebnisse dieser umfangreichen Untersuchungen waren einheitlich und ergaben keine Hinweise auf gesundheitliche Bedenken oder toxische Wirkungen im Zusammenhang mit der Verwendung von Sucralose als Lebensmittelzusatzstoff. Dabei wurden sowohl akute als auch langfristige Expositionen berücksichtigt. Es wurden keine signifikanten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit festgestellt, was zu einem breiten Konsens über die Sicherheit von Sucralose in der wissenschaftlichen und regulatorischen Gemeinschaft geführt hat.

Sicherheit von Sucralose mehrfach bestätigt

Die Sicherheit von Sucralose wurde wiederholt von internationalen Lebensmittelsicherheits-und Regulierungsbehörden bestätigt, darunter die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) (3) und die U.S. Food & Drug Administration (FDA) (4). Dazu wurde eine umfassende Bewertung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten über den Süßstoff Sucralose durchgeführt. Das Ergebnis: Sucralose ist bei normaler Verwendung als Lebensmittelzusatzstoff sicher.

Quellen:

(1) Schiffman S S, Scholl E H, Furey T S, et al. Toxicological and pharmacokinetic properties of sucralose-6-acetate and its parent sucralose: in vitro screening assays, Journal of Toxicology and Environmental Health, Part B, https://doi.org/10.1080/10937404.2023.2213903

(2) Sylvetsky,Baumann, Blau,Garaffo, Walter, Rother, Plasma concentrations of sucralose in children and adultsToxicol Environ Chem. 2017; 99(3): 535–542. Published online 2016 Oct 17.https://doi.org/10.1080/02772248.2016.1234754

(3) http://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/sweeteners

(4) https://www.fda.gov/food/food-additives-petitions/high-intensity-sweeteners

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