Bio- und Chemokatalyse für grüne Chemie kombiniert
Wenn beide Katalysatoren in einem einzigen Reaktor funktionieren sollen, bedarf es eines gemeinsamen Reaktionsmediums. Für Gröger und seine Kollegen ist Wasser die Lösung: „Wasser ist billig, in großen Mengen verfügbar und umweltfreundlich“, sagt der Chemiker. Während die meisten Enzyme ohnehin Wasser brauchen, um Reaktionen anzutreiben, werden Chemokatalysatoren routinemäßig in organischen Lösungsmitteln genutzt. Solche Lösungsmittel wie etwa Ether oder Alkane können allerdings Enzyme deaktivieren. „Wenn wir es aber schaffen, im Wasser zu bleiben, könnten wir prinzipiell alle Enzyme, die es gibt, verwenden. Wir könnten dadurch prinzipiell das ganze Spektrum der Enzyme in der Natur einsetzen und somit Energie und Abfall sparen.“
Verschiedene Ansätze kombinieren
Damit das funktioniert, setzen die drei Wissenschaftler an beiden Seiten an: „Wir müssen einerseits Enzyme dazu bringen, unnatürliche Ausgangsstoffe mit hoher Produktivität umzusetzen. Dafür verändern wir teilweise auch den Aufbau der Enzyme und die DNA der Mikroorganismen, die die Enzyme herstellen. Und andererseits müssen wir den chemischen Katalysator so konzipieren, dass er in der Lage ist, in Wasser Reaktionen durchzuführen.“
Mit ihrem Übersichtsbeitrag bringen die Autoren ihre Forschungsergebnisse mit denen von inzwischen zahlreichen auf diesem Fachgebiet tätigen Arbeitsgruppen zusammen: „Es war spannend, zu dritt an der Veröffentlichung zu arbeiten“, sagt Gröger, denn: Die drei kannten sich zuvor nicht und haben verschiedene Ansätze. Professor Dr. Bruce H. Lipshutz von der University of California, Santa Barbara, erforscht seit Jahren das Gebiet der chemischen Synthese in Wasser. Dr. Fabrice Gallou ist Industriechemiker beim Pharmakonzern Novartis in der Schweiz und arbeitet daran, Katalyse-Prozesse kompatibel für die Industrie zu machen.
Grüne Chemie vom Rohstoff an
Der Ansatz der Ein-Topf-Synthese steht im Einklang mit den Grundsätzen der grünen Chemie, einem Forschungsgebiet, das vor allem in den vergangenen Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen hat. „Das Interesse der Industrie an nachhaltiger Produktion wächst und mit ihr die Zahl der Forschenden“, sagt Gröger. Doch bleibt es nicht nur beim Optimieren von Verfahren: Rohöl bildet derzeit die Grundlage zahlreicher Produkte des täglichen Bedarfs und trägt gleichzeitig massiv zum Klimawandel bei. „Mit erneuerbaren Rohstoffen lassen sich der CO2-Fussabdruck deutlich verringern und zudem neue Materialien designen“, beschreibt der Wissenschaftler einen zweiten großen Bereich seiner Forschungsarbeit an der Universität Bielefeld.
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