Zukunft von Elektro-Pkw und Elektro-Lkw: Rohstoffbedarfe und Treibhausgasminderungen
„Die Ergebnisse der Studie zeigen die Relevanz schwerer Nutzfahrzeuge für die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor“
Eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) analysiert den Rohstoffbedarf bei einer stärkeren Verbreitung der Elektromobilität erstmals insgesamt für den Pkw- und Lkw-Bereich einschließlich der benötigten Infrastruktur und nimmt dabei insbesondere die Verfügbarkeit von Schlüsselrohstoffen in den Fokus.
Batteriekapazitäten und Strombedarf
Die Studie zeigt den deutlichen Anstieg an benötigten Antriebsbatterien: Betrug die Batteriekapazität für neue Elektrofahrzeuge – Pkw und Lkw – im Jahr 2020 noch 15 Gigawattstunden (GWh), könnten es 2030 210 GWh und im Jahr 2035 270 GWh pro Jahr sein. Allerdings entfallen auch 2035 nur 12 Prozent der insgesamt benötigten Batteriekapazität auf schwere Last- und Sattelzüge.
Für die Studie wurde ein ambitioniertes Wachstum der E-Fahrzeuge angenommen, um die Rohstoffseite besonders sensibel abbilden zu können. Auch der Strombedarf steigt bei einem dementsprechend nahezu vollständig elektrifizierten Pkw- und Lkw-Verkehr. Da E-Lkw besonders viele Kilometer pro Jahr zurücklegen und der Güterverkehr auf der Straße im gewählten rohstoffsensitiven Szenario auch künftig deutlich wächst, haben sie einen höheren Anteil am zusätzlichen Strombedarf im Vergleich zum Bedarf an Batteriekapazität. In der Gesamtrechnung leisten sie jedoch einen robusten Beitrag zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs und damit zur Minderung der Treibhausgasemissionen.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen die Relevanz schwerer Nutzfahrzeuge für die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor“, schlussfolgert Dr. Katharina Göckeler, Expertin für das Nutzfahrzeugsegment des Bereichs Ressourcen & Mobilität. „Ein moderater Mehrbedarf an Antriebsbatterien und Elektromotoren zahlt sich für den Klimaschutz rasch aus, insbesondere, wenn der Trend zu mehr Güterverkehr auf der Straße anhält.“
Rohstoffbedarf und Rohstoffverfügbarkeit
Bei den Rohstoffen dominieren die Pkw den zukünftigen Bedarf im Vergleich zu den Lkw. Dies gilt für das benötigte Lithium ebenso wie für weitere Schlüsselrohstoffe der Antriebsbatterien sowie für Permanentmagnete und Seltene Erden für die Elektromotoren. Die benötigten Rohstoffe für die Herstellung der Ladeinfrastruktur, Oberleitungssysteme, Umspannwerke sowie Erneuerbare-Energien-Anlagen sind im Vergleich zu den Rohstoffen für Fahrzeugkomponenten wie Lithium-Ionen-Batterien, Elektromotoren und Brennstoffzellen zwar nicht marginal, aber insgesamt von geringerer Relevanz.
So steigt der Lithiumbedarf für Batterien in neu zugelassenen Fahrzeugen in Deutschland von gut 1.000 Tonnen Lithium im Jahr 2020 auf rund 25.000 Tonnen im Jahr 2035. Ab 2035 bleibt die Nachfrage auf einem stabilen Niveau oder geht leicht zurück. Auch bei anderen Schlüsselmaterialien wie Nickel, Kobalt oder Graphit wächst der Rohstoffbedarf vor allem bis 2035. Denn im gewählten Szenario sind zu diesem Zeitpunkt bereits fast alle neuen Fahrzeuge elektrisch unterwegs, sogar schwere Nutzfahrzeuge.
Hier wird die Rolle des Recyclings aus den Ergebnissen deutlich: Bei konsequenter Umsetzung der kürzlich in Kraft getretenen EU-Batterieverordnung könnten im Jahr 2040 rund 27 Prozent des Lithium- und sogar 45 Prozent des Kobaltbedarfs durch das Recycling von Batterien gedeckt werden.
„Eine Diversifizierung der Lieferketten für Schlüsselrohstoffe und -komponenten inklusive der Hebung von Recyclingpotenzialen sind wichtige Garanten für eine resiliente und nachhaltige Versorgung der stark wachsenden Zulieferindustrie für die Elektromobilität“, meint Dr. Matthias Buchert, Leiter des Bereichs Ressourcen & Mobilität. Zwar bestehen bei den Schlüsselrohstoffen keine physischen Knappheiten an sich, aber die genannten Strategien helfen, auch temporäre Engpässe und Preisausschläge zu begrenzen.
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