Künstliche Intelligenz und Smartphone-App: Digitales siegt beim 22. Deutschen Gründerpreis

25.09.2024
Franziska Krug für Deutscher Gründerpreis

Der Deutsche Gründerpreis wurde am 24. September 2024 in mehreren Kategorien im ZDF Hauptstadtstudio in Berlin vergeben.

Biotechnologie, Elektrolyte „Made in Germany“, künstliche Intelligenz und Digitales standen im Finale des 22. Deutschen Gründerpreises, der am 24.09.2024 zum 22. Mal im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin vergeben wurde. Die Gründer von WeSort.AI aus Würzburg nahmen den Preis in der Kategorie StartUp für das KI-unterstützte Hochgeschwindigkeits-Sortieren von Abfall entgegen. dermanostic aus Düsseldorf wurde als Aufsteiger für ihre Smartphone-App, eine digitale Hautarztpraxis, ausgezeichnet. Der Deutsche Gründerpreis wird jährlich von den Partnern stern, Sparkassen, ZDF und Porsche verliehen. Für ihr Lebenswerk wurde TV- und Filmproduzentin Regina Ziegler ausgezeichnet. Den seltenen Sonderpreis verliehen die Partner des Deutschen Gründerpreises an Deutschlands jüngsten Ölmüller Paul Belthle.

WeSort.AI aus Würzburg lassen keinen Joghurt-Becher unerkannt: Ob zerdrückt, zerkratzt oder verschmutzt, die Künstliche Intelligenz der Gewinner in der Kategorie StartUp weiß genau, was sie da vorm elektronischen Auge hat. Die Sortierung ist schnell und fast 100 Prozent genau. Menschliche Sortierer brauchen fünf Mal länger und erreichen gerade einmal die Hälfte bei der Genauigkeit. Eine Dokumentation über Mülltrennung gab den Brüdern Nathanael (30) und Johannes Laier (29) den Anstoß, ein Unternehmen zu gründen. Sie wählten bewusst ein Feld, das eine hohe Relevanz für die Gesellschaft hat und gleichzeitig großes Potenzial für Innovation bietet. Laudator Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen der Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG: „Müllsortierung auf diesem Niveau – das gab es bisher noch nicht. Nicht mit einer KI, die ständig dazulernt und alles erkennt, was nicht in den Müll gehört. Die beiden Gründer arbeiten bereits mit den großen internationalen Playern der Branche zusammen. Man kann sagen: Im Müllgeschäft läuft nichts mehr ohne ihre KI.“

Gibt’s dafür nicht ‘ne App? Die digitale Hautarztpraxis dermanostic aus Düsseldorf, gegründet von Dr. Ole Martin, Dr. Alice Martin, Dr. Estefanía Lang und Patrick Lang, bietet Menschen mit Hautveränderungen eine unkomplizierte und schnelle dermatologische Behandlung. Die Vision: Jedem unabhängig von Ort und Zeit eine hochwertige dermatologische Versorgung zu ermöglichen. dermanostic garantiert eine Diagnose und Therapieempfehlung innerhalb von 24 Stunden – und das denkbar einfach. Per Smartphone-App werden drei Fotos der Hautveränderung gemacht und einige Fragen beantwortet – die sogenannte Anamnese. Wenig später übermittelt der dermanostic-Hautarzt per App die Diagnose, nicht in „Arzt-Latein“, sondern in verständlicher Sprache. Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands in seiner Laudatio: „Ihr habt eine erfolgreiche digitale Hautarztpraxis aufgebaut – mit Diagnose und Beratung per App. Euer klares Ziel: die größte digitale Hautarztpraxis Europas zu werden. 300.000 behandelte Patientinnen und Patienten sprechen eine klare Sprache. Immer mehr Krankenkassen machen mit, und die Expansion nach Europa und Dubai ist bereits in Planung.“

Bis zu drei Unternehmen sind Finalisten des Deutschen Gründerpreises in den Kategorien Aufsteiger und StartUp.

Dazu gehörten in diesem Jahr als Aufsteiger auch E-Lyte Innovations aus Kaiserslautern, die auf Forschung, Entwicklung und die enge Zusammenarbeit mit führenden Automobilherstellern und Zellproduzenten setzt und sich so als führendes Unternehmen in der Entwicklung und Produktion von Elektrolyten etabliert. „fobizz“ der 101 Skills GmbH, Hamburg wird von jeder zweiten Lehrkraft in Deutschland genutzt! Mit über 400.000 Nutzern ist es die führende deutschsprachige Plattform für Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte. Als Anbieter von digitalen und KI-gestützten Tools für Lehrer:innen und Schulen setzt fobizz Maßstäbe in der digitalen Bildungslandschaft. Als StartUp bis unter die Finalisten schaffte es zudem BLUU Seafood aus Hamburg mit Fisch, der an Land gezüchtet wird! Ihre innovative Biotechnologie bietet eine nachhaltige Alternative zur industriellen Fischerei. Aus Fischzellen von atlantischem Lachs und der Regenbogenforelle werden Fischprodukte hergestellt, die sowohl in Geschmack als auch den Nährwerten konkurrieren können.

Die Preisträger und Finalisten in den Kategorien StartUp und Aufsteiger erhalten eine individuelle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beratung durch die Unternehmensberatung Porsche Consulting GmbH. Zudem übernehmen Kuratoriumsmitglieder des Deutschen Gründerpreises Patenschaften für die jungen Unternehmen. Sie erhalten außerdem ein Medientraining beim ZDF sowie Zugang zum Alumni-Netzwerk des Deutschen Gründerpreises.

Der Deutsche Gründerpreis für Schüler:innen war bereits am 18. Juni 2024 in Hamburg verliehen worden. Im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin wurde das Siegerteam „The Tap“ vom Silverberg-Gymnasium in Bedburg bei Köln von Bundesminister Dr. Robert Habeck gewürdigt: „Die Lust, ein Problem zu lösen, ist immer bewundernswert – vor allem, wenn es ein Problem ist, das die Welt belastet. Wenn man etwas startet, wenn man gründet, tritt man aus dem gewohnten Trott. StartUps gehen nach vorne, wollen was machen – das ist eine Aufforderung an uns alle. Das ist es, was unser Land braucht.“ Es ermutige, dass auch schon junge Menschen nicht nur tolle Ideen für eine gute Zukunft entwickelten, sondern sich auch Gedanken darüber machten, wie sie diese Ideen erfolgreich in den Markt bringen können. „Sie arbeiten damit an ihrer eigenen Zukunft, für sich selbst, aber auch für ihr Land.“ Knapp 130 Liter Trinkwasser verbraucht ein Mensch in Deutschland durchschnittlich am Tag. Auch für Dinge wie die Bewässerung von Pflanzen und die Toilettenspülung nutzen wir meist Trinkwasser. Mit ihrem Wasserhahnsystem „The Tap“ können Nutzer:innen mit einem einzigen Knopfdruck entscheiden, ob ihr benutztes Wasser in den Abfluss fließen soll, oder für eine erneute Nutzung als Brauchwasser zur Verfügung steht. Die Trennung von Trink- und Brauchwasser direkt am Wasserhahn ist eine waschechte Innovation, mit der die drei einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten wollen.

Vor wenigen Wochen erst wurde Paul Belthle aus dem schwäbischen Beuron volljährig, nächstes Jahr macht er Abitur. Und doch betreibt der jüngste Ölmüller Deutschlands bereits seit mehreren Jahren eines der erfolgreichsten und gleichsam außergewöhnlichsten Food-StartUps. Aus einem Weihnachtsgeschenk, einer Ölpresse, hat er ein erfolgreiches Geschäft entwickelt und gleich seine ganze Familie eingespannt – „Die Ölfreunde“. Die Partnervertreter von stern, Sparkassen, ZDF und Porsche würdigen dieses außergewöhnliche Engagement mit dem Sonderpreis der Partner des Deutschen Gründerpreises. „Viele junge Menschen sind wie Paul: Sie nutzen ihre Chancen, wenn man sie dabei unterstützt“, so Dr. Gregor Peter Schmitz, Vorsitzender der „stern“-Chefredaktion für die Gründerpreis-Jury: „Mit 13 Jahren war Paul Belthle vielleicht der jüngste Gründer im Land. Heute – mit gerade einmal 18 Jahren – ist er ein Beispiel dafür, dass die Generation Z die Generation Zukunft ist.“

Mit über fünf Jahrzehnten Erfahrung in der Film- und Fernsehbranche zählt Regina Ziegler zu den prägenden Figuren der deutschen Medienlandschaft. Die Film- und Fernsehproduzentin hat in dieser Zeit über 500 Produktionen realisiert und sich sowohl national als auch international einen herausragenden Ruf erarbeitet. Für ihr beeindruckendes Lebenswerk und ihren nachhaltigen Einfluss auf die deutsche Filmwirtschaft wurde sie mit dem Deutschen Gründerpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. „Als junge Frau hat Regina Ziegler in den frühen 70er Jahren ihre Produktionsfirma gegründet, in einer Zeit, in der die Film- und Fernsehbranche noch eine reine Männerwelt war. Mit Ausdauer und Selbstbewusstsein hat sie ein über die Jahrzehnte hinweg erfolgreiches unabhängiges Produktionshaus aufgebaut“, so die Gründerpreis-Jury. Von Beginn an verfolgte Ziegler eine klare Vision: Sie wollte nicht nur Teil der Branche sein, sondern diese maßgeblich mitgestalten. Unerschütterliches Selbstbewusstsein und der Wille, sich auch in schwierigen Zeiten durchzusetzen, zeichneten ihren Weg aus. Schnell hatte sich Ziegler einen Namen gemacht, indem sie auf hochwertige Produktionen setzte und dabei stets Risiken einging, die andere Produzenten möglicherweise gescheut hätten.

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