Klimaneutralität der globalen Chemieindustrie möglich
Studie zeigt verschiedene Wege zur Umsetzung einer klimaneutralen Wertschöpfungskette auf
Die Chemieindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige weltweit. Rund 95 Prozent aller hergestellten Produkte basieren auf ihren Erzeugnissen; viele von ihnen sind auch aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Ohne eine nachhaltigere Chemieindustrie kann nahezu kein Produkt den Status der Klimaneutralität erreichen - ihre Bedeutung für die Klimaziele anderer Sektoren ist somit beträchtlich. Aktuell fallen in der chemischen Wertschöpfungskette Treibhausgasemissionen vor allem durch den Einsatz kohlenstoffbasierter Rohstoffe und fossiler Energien sowie durch energieintensive Umwandlungsprozesse an.
Die Studie identifiziert vier mögliche Pfade, mit denen die globale Chemieindustrie das Ziel der Klimaneutralität erreichen kann. Ihre Umsetzung ist maßgeblich von der Verfügbarkeit unterschiedlicher Ressourcen und Technologien sowie der erforderlichen Infrastruktur abhängig. Hierzu zählen erneuerbare Energien und Wasserstoff ebenso wie der Ausbau des mechanischen und chemischen Recyclings als Rohstoffquellen im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Ihre Verfügbarkeit wird in der Studie in allen Pfaden als gegeben angenommen. Die vier möglichen Pfade hin zur Klimaneutralität ergeben sich dann durch die variable Verfügbarkeit von Biomasse und Carbon Capture and Storage (CCS), einer Technik zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid.
Studie liefert Grundlage für regionale Betrachtung
Der Zugang zu Biomasse und CCS wird in der Studie entweder als ausreichend oder limitiert angenommen. Die vier in der Studie aufgezeigten Szenarien unterscheiden sich durch die Zusammensetzung der Ausgangsstoffe für die Produktion chemischer Produkte. Bei gut ausgebauter CCS-Technologie können beispielsweise auch in Zukunft fossile Rohstoffe in chemische Prozesse einfließen, ohne die Klimabilanz negativ zu beeinflussen.
Die Ergebnisse der Studie liefern Anhaltspunkte für das Erreichen von Klimaneutralität in den verschiedenen Regionen der Welt. "Für Europa bieten sich beispielsweise Pfade an, die den Fokus auf Recycling, CCS, Biomasse und auch CO2-Nutzung legen", erklärt Raoul Meys, Geschäftsführer und Mitgründer von Carbon Minds. "Europa müsste dazu das Recyclingsystem verbessern und die Menge an recycelten Materialien deutlich steigern - ein wichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken." Ziel der Studie ist es, Regionen ihre Möglichkeiten für den Weg zur Klimaneutralität aufzuzeigen. Vertiefende regionale Untersuchungen sind erforderlich, um individuell den jeweils kosteneffizientesten Weg zu identifizieren und auf dieser Grundlage fundierte Strategien zur Zielerreichung zu entwickeln.
Fundierte Daten im Zusammenspiel mit internationaler Branchenexpertise
Die Datengrundlage der Studie geht weit über bisherige Untersuchungen hinaus. So verfügt Carbon Minds über eine einzigartige und umfassende Datenbank für CO2-Fußabdrücke und Lebenszyklusanalysen speziell für Chemikalien und Kunststoffe. Unabhängig von singulären Unternehmensinteressen hat das Kölner Unternehmen auf dieser Basis, erweitert um Marktdaten von ICIS, realistische Szenarien entwickelt, in denen eine klimaneutrale globale Chemieindustrie Wirklichkeit werden kann. Ergänzend zur datenbasierten Modellierung ließ Carbon Minds die Expertise zahlreicher Branchenexpert:innen einfließen. Dazu brachte das Unternehmen erstmals Vertreter:innen aus Europa, Amerika und Asien-Pazifik an einen Tisch, um die Zukunft der Chemieindustrie zu diskutieren. Die Veröffentlichung durch den globalen Chemieverband verdeutlicht zusätzlich die Relevanz der Studienergebnisse.
Den richtigen Weg einschlagen
Während es mit dem Ende der COP 29 in die Nachverhandlungen und Beschlussfassungen geht, bleiben viele Fragen rund um eine klimaneutrale und nachhaltigere Zukunft weiterhin offen. Für die internationale Chemieindustrie zeigt die Studie im Auftrag des globalen Chemieverbands Möglichkeiten auf, wie sie sich wettbewerbsfähig, klimaneutral und kosteneffizient aufstellen kann. Die Realisierung der studienbasierten regionalen Strategien zur Erreichung einer klimaneutralen Wertschöpfungskette hängt maßgeblich von politischen Entscheidungen, wirtschaftlichen Anreizen und kommenden Infrastrukturprojekten ab. Mögliche Wege und Richtungen sind gezeichnet.