Schlanker und differenzierter: Evonik mit neuer Konzernstruktur

Schlankes Führungsmodell durch Wegfall der Ebene der Divisionsleitung

17.12.2024
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Symbolbild

Evonik stellt sich in einer neuen Segmentstruktur auf und gibt sich ein deutlich schlankeres Führungsmodell. Die Business Lines, die bislang in vier Divisionen gebündelt sind, werden künftig direkt von einzelnen Vorstandsmitgliedern geführt. 

Aufgeteilt in zwei Segmente werden die operativen Geschäfte dann deutlich differenzierter gesteuert.  

Schritt für Schritt hat Evonik in den vergangenen Jahren das Portfolio auf Wachstum und Resilienz getrimmt und geostrategisch ausbalanciert. Nach diesem umfangreichen Umbau geht der Konzern jetzt den nächsten Schritt. „Wir haben die Qualität unseres Portfolios in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“, sagt Vorstandschef Christian Kullmann. „In unserer heutigen Struktur ist das Kriterium Spezialchemie allein für unsere Weiterentwicklung nicht mehr ausreichend. Der Begriff ist inhaltlich mittlerweile völlig verwaschen und differenziert uns nicht mehr hinreichend bei unseren Kunden und am Kapitalmarkt. In Zukunft steuern wir Evonik differenzierter. Unter einem Dach nutzen wir die Stärken unserer beiden Standbeine: lösungs- und innovationsgetriebene Geschäfte auf der einen sowie technologie- und effizienzgetriebene Geschäfte auf der anderen Seite. Unser neues Führungsmodell trägt dieser Aufstellung Rechnung.“  

Custom Solutions und Advanced Technologies  

Bisher steuerte Evonik das operative Chemiegeschäft in den Wachstumsdivisionen Specialty Additives, Nutrition & Care und Smart Materials. In der neuen Struktur, die zum 1. April 2025 umgesetzt wird, ordnet der Konzern seine Business Lines in den zwei neuen Segmenten Custom Solutions und Advanced Technologies. Dies ermöglicht eine klarere strategische Ausrichtung und Ressourcenallokation sowie eine differenziertere Steuerung der Geschäfte nach ihren jeweiligen Geschäftsmodellen. Beide Segmente kommen aktuell auf einen Jahresumsatz von jeweils rund 6 Milliarden Euro.  

„Der Aufsichtsrat unterstützt den strategischen Kurs des Vorstands und die strukturelle Weiterentwicklung des Konzerns”, sagt der Vorsitzende des Gremiums Bernd Tönjes. „Wir sind überzeugt davon, dass Evonik in der neuen Struktur das eigene Potential für profitables Wachstum optimal wird ausschöpfen können.”  

Die Geschäfte im Segment Custom Solutions definieren sich über ihre innovationsgetriebenen Geschäftsmodelle. Sie sind in Nischenmärkten aktiv und haben eine ausgeprägte Nähe zu ihren Kunden, für die sie maßgeschneiderte Lösungen entwickeln. Das ermöglicht ihnen, die Preise wertbasiert zu gestalten. Der Fokus für Akquisitionen liegt auf diesem Segment mit rund 7.000 Mitarbeitern, zu dem etwa Additive für Lacke und Beschichtungen sowie Produkte für die Kosmetik- und Pharmaindustrie zählen. 

Die effizienzgetriebenen Geschäfte im Segment Advanced Technologies zeichnen sich aus durch hohe Technologie-kompetenz und operative Exzellenz. Damit nehmen sie im internationalen Wettbewerb führende Kostenpositionen ein. Zu diesem Segment mit rund 8.000 Mitarbeitern zählen etwa die Hochleistungskunststoffe und Wasserstoffperoxid.  

Beide Segmente ergänzen sich mit ihren Geschäften optimal im Portfolio und spielen gleichermaßen wichtige Rollen für die werthaltige Entwicklung von Evonik. Custom Solutions übernimmt die Rolle als Wachstumstreiber und trägt überdurchschnittlich zum EBITDA-Wachstum bei. Advanced Technologies übernimmt die Finanzierungsrolle und generiert Cashflow. Die zentrale Kennzahl über alle Geschäfte hinweg ist die Kapitalrendite, gemessen am ROCE. Mithilfe beider Segmente wird Evonik künftig die Kapitalkosten auf Konzernebene erwirtschaften.  

Zugleich treiben beide Segmente die Nachhaltigkeits-Transformation von Evonik voran. So soll der Anteil der sogenannten Next Generation Solutions, also der Anteil an Produkten mit herausragendem Nachhaltigkeitsnutzen, bis 2030 auf über 50 Prozent gesteigert werden.

Schlankes Führungsmodell  

Als Nukleus des Unternehmens stehen die Business Lines im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns. Diesem Grundsatz folgt auch das Reorganisations-Programm „Evonik Tailor Made“, das bis Ende 2026 läuft und die Kosten dauerhaft deutlich senken wird. Nach dem Abschluss der Planungsphase wurden erste strukturelle Maßnahmen bereits in diesem Jahr umgesetzt. Sie führen dazu, Entscheidungen und Abläufe zu beschleunigen und den bürokratischen Aufwand drastisch zu reduzieren. Konzernweit wird Evonik bis zum Abschluss des Programms die Zahl der Führungsebenen von durchschnittlich zehn auf maximal sechs reduzieren. Zugleich werden mehr als 3.000 Organisationseinheiten wegfallen.  

Dem trägt das schlankere Führungsmodell Rechnung, das mit der neuen Segmentstruktur umgesetzt wird: Mit dem Wegfall der Ebene der Divisionsleitung entfällt zum 1. April 2025 eine komplette Führungsebene im operativen Geschäft. Die Business Lines werden dann, in den Segmenten gebündelt, von einzelnen Vorstandsmitgliedern direkt geführt.

Die Business Lines im Segment Custom Solutions übernimmt die Amerikanerin Lauren Kjeldsen, 51, bislang Leiterin der Division Smart Materials. Die Business Lines im Segment Advanced Technologies übernimmt die Französin Claudine Mollenkopf, 58, bislang Leiterin der Division Specialty Additives. Zum 1. April werden Kjeldsen und Mollenkopf in den Vorstand berufen.  

„Das neue Vorstandsteam mit Kullmann, Kjeldsen, Mollenkopf, Schuh und Wessel wird den Konzern in eine gute Zukunft führen”, sagt Tönjes. „Lauren Kjeldsen und Claudine Mollenkopf sind erfahrene Führungskräfte. Die Entscheidung für ihre Berufung fiel einstimmig.”  

„Unser Vorstand wird internationaler und weiblicher“, sagt Kullmann. „Claudine und Lauren haben in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gearbeitet. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit im Vorstand. Gemeinsam werden wir Evonik besser machen.“  

Im Vorstand übernimmt Kjeldsen auch die Verantwortung für Innovation und für die Region Americas. Mollenkopf verantwortet künftig die Region Asia Pacific sowie die Operative Exzellenz, also die permanente Verbesserung der Prozesse in den Anlagen.  

Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor, übernimmt bereits zum Jahresanfang zusätzlich die Zuständigkeit für Infrastructure inklusive der Business Line Performance Intermediates und die neue Funktion Next Generation Technologies, die unter anderem die technologische Nachhaltigkeitstransformation unterstützen soll.  

Harald Schwager, 64, seit 2017 stellvertretender Vorsitzender des Vorstands, tritt in den Ruhestand. Auch Johann-Caspar Gammelin, Leiter der Division Nutrition & Care, und Joachim Dahm, Leiter der Division Performance Materials, gehen in den Ruhestand.  

„Dr. Schwager hat sich bleibende Verdienste für unser Unternehmen erworben”, sagt Tönjes. „Dies gilt besonders für die Forschung und Entwicklung, die ihre hohe Innovationskraft unter seiner Führung stetig weiter gesteigert hat.”  

Der Vertrag von Thomas Wessel, der aktuell bis Sommer 2026 läuft, soll im kommenden Jahr bis Sommer 2028 verlängert werden. „Mit seiner reichen Erfahrung wird Thomas Wessel auch künftig sicherstellen, dass die große Transformation unseres Unternehmens konsequent und zugleich sozial integer umgesetzt wird”, sagt Kullmann.  

Gammelin und Dahm würdigt Kullmann als herausragende Manager. „Johann-Caspar Gammelin hat zuletzt die Division Nutrition & Care mit großem Erfolg auf Zukunftskurs gebracht. Joachim Dahm hat erfolgreich die neue Aufstellung von Technology & Infrastructure konzipiert und vorangetrieben. Dafür möchte ich beiden unseren ausdrücklichen Dank aussprechen.”  

Sehr herzlich dankt Kullmann seinem Stellvertreter Harald Schwager: „Acht Jahre lang habe ich mit Harald aufs Engste vertrauensvoll zusammengearbeitet. Für unseren Konzern hat Harald Großartiges geleistet. Dies gilt ganz besonders für unsere operative Exzellenz und für unsere starke Innovation. Harald ist ein herausragender Manager und ein wunderbarer Mensch.“ 

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