BASF feiert Jubiläum des Standortes Minden
75 Jahre Produktion von Pharma-Wirkstoffen in Westfalen – Rückblick auf bewegte Standort-Geschichte
„Seit 75 Jahren werden hier in Minden Pharma-Wirkstoffe für die Industrie erfolgreich entwickelt und hergestellt“, so Dr. Werner Biffar, Geschäftsführer der BASF PharmaChemikalien GmbH & Co.KG in seiner Rede. „Darauf können wir stolz sein.“
Der heutige BASF-Standort Minden hat eine bewegte Geschichte , die schon weit vor der Gründung des Werks ihren Anfang bei einem jungen Mann fand, der 1886 eine Erfindung zum Patent anmeldete: Albert Knoll. Er legte damit den Grundstein für das Unternehmen Knoll & Co.. Dank seiner Erfindung eröffnete sich die Möglichkeit, Morphin in Codein umzuwandeln, einem zu diesem Zeitpunkt wichtigen Wirkstoff gegen schweren Husten und Schmerzen. In den Folgejahren wuchs das Ludwigshafener Unternehmen zu einem anerkannten Arzneimittelhersteller heran. Knoll setzte seine Forschungen fort und isolierte unter anderem Theobromin aus Kakaoschalen, das als Wassertablette den damaligen Substanzen bedeutend überlegen war. Nach einem rasanten Wachstum - 1896 waren es bereits 60 Mitarbeiter - und einer Erweiterung der Produktpalette um eine Reihe neuer Wirkstoffe startete um die Jahrhundertwende die Herstellung von Tabletten. Bei Ausbruch des ersten Weltkriegs belieferte die Knoll & Co. bereits 70 Länder in allen Erdteilen.
Mit Schiff und Eisenbahn gut zu erreichen: Der Standort Minden
Dramatisch gebremst wurde dieses Wachstum durch den ersten Weltkrieg und seine Folgen. Exportbeschränkungen, fehlendes wissenschaftliches Fachpersonal und die Auswirkungen des Versailler Vertrags trafen das Unternehmen. Die Folge: Der Umsatz halbierte sich 1923 im Vergleich zu den Vorkriegsjahren. Um eine Schließung des Werkes durch die Franzosen zu verhindern, gründete das Unternehmen die Knoll AG Chemische Produkte in München. In den Nachkriegsjahren wuchs das Unternehmen weiter und vervierfachte seinen Umsatz bis 1930. Im Jahr 1935 besuchte eine Kommission des Heeres-Sanitätsinspekteurs die Knoll, um Lieferverträge für Knoll-Arzneimittel abzuschließen. Die Kommission forderte eine Zweitfabrik in einem sicheren Teil Deutschlands, da die Knoll AG in Ludwigshafen unter dem Einfluss französischer Truppen liege. Das sicherste Gebiet sei um Osnabrück. Die Lage von Minden war ideal, denn die Stadt lag am Mittellandkanal und hatte gute Wasserwege. Zudem lag Minden an der damals wichtigsten Eisenbahnstrecke von Köln nach Berlin. Am 13. September 1935 wurde die neue Firma namens „Chemische Werke Minden GmbH“ ins Handelsregister eingetragen. Bereits vier Jahre später startete die Produktion des ersten Produktes in Minden: Cardiazol, ein Arzneimittel mit anregender Wirkung auf das Atem- und Kreislaufzentrum. Das Medikament leitet eine neue Phase der Behandlung von Kreislauferkrankungen ein.
In den 50er Jahren forcierte die Unternehmensführung den Ausbau des Mindener Werkes zu einer Produktionsstätte für Pharmachemikalien. Damit ging eine langjährige Tradition, die Priorität auf Fertigarzneimittel zu legen, zu Ende. Entscheidend für diese Verlagerung des Schwerpunktes war die Absicht, die günstige Situation auf dem Chemikaliensektor zu nutzen und gleichzeitig die Geschäftsbasis zu erweitern. Diese Grundausrichtung hat sich bis heute nicht geändert. Die Folgejahre waren geprägt von Werkserweitungen, Modernisierungen und der Einführung von neuen Produkten.
Ab 1982 war die Knoll AG - und damit auch das Werk Minden - eine hundertprozentige Tochter der BASF AG. Die Neuorganisation des Bereichs Feinchemie im Jahr 2008 führte zu einer Umbenennung der Geschäftseinheit in „Pharma Ingredients & Services“, seit August 2010 gehört die Geschäftseinheit und das Werk Minden zu dem neu geschaffenen Unternehmensbereich „Nutrition & Health“.
Ob Nasenspray oder Tablette: 30 Wirkstoffe kommen aus Minden
Heute hat eine große Anzahl von Medikamenten - vom Schmerzmittel, über Nasenspray bis hin zu Tabletten gegen Bluthochdruck ihren Ursprung in Minden. Die Arzneien basieren auf hochwirksamen Stoffen, die seit 75 Jahren am BASF-Standort Minden entwickelt und produziert werden. Denn das Werk ist eine wichtige Produktionsstätte für rund 30 medizinische und kosmetische Wirkstoffe und langjähriger Partner der pharmazeutischen Industrie. Am Standort wird mit hochmodernen Produktionsanlagen, die den strengen Qualitätskontrollen der pharmazeutischen Industrie sowie höchsten Sicherheits- und Umweltstandards Rechnung tragen, gearbeitet. BASF betreibt in Minden die weltweit grössten Produktionsanlagen für synthetisches Coffein, Theophyllin, Ephedrine und Pseudoephedrin. Zurzeit arbeiten am Standort Minden rund 300 Mitarbeiter.