Innovationspreis geht an Mainzer Polymerforscherin
Aránzazu del Campo vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung erhielt den Innovationspreis für Medizintechnik. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zeichnet damit Nanofasern zur verbesserten Wundheilung aus
An natürlichen Vorbilder orientiert
In der heutigen chirurgischen Praxis werden Operationswunden mit Nähten verschlossen und deren Fäden verknotet. Neben dem hohen Zeitaufwand für Fixierung entsteht im Bereich der Knoten die Gefahr von Entzündungen. Alternativ dazu setzen die Mediziner selbsthaftende Wundverschlüsse ein. Diese haften oftmals nicht stark genug oder beschädigen das abgeheilte Gewebe beim Entfernen. Mutter Natur liefert ein passendes Vorbild: Fibrillen, nanoskopisch kleine Härchen, wie sie an den Fußunterseiten bei Geckos oder Fröschen vorkommen, ermöglichen schnelles Haften und Lösen. Diese Funktionalität entspricht genau dem Anforderungsprofil der Chirurgen. Del Campo gelang es, das Nahtmaterials mit solchen Fibrillen zu versehen: „Wir haben am MPI-P eine Methode entwickelt, Nanofasern auf gekrümmte Oberflächen aufzubringen, die die Materialhaftung erhöhen“, erklärt del Campo. In Kooperation mit Prof. James Kirkpatrick, Pathologe der Unimedizin Mainz, dem Materialforscher Prof. Eduard Arzt vom Leibniz-Institut für Neue Materialien in Saarbrücken und weiteren Partnern entwickelte sie mit Nanofasern besetzte Wundverschlüsse, deren Oberflächenstruktur sich an den natürlichen Vorbildern orientiert. Das Material wird auf Bioverträglichkeit und medizinische Tauglichkeit getestet. Die Wissenschaftler wollen einen Prototyp für die industrielle Herstellung entwickeln. Patienten profitieren zukünftig von einer verkürzten Wundheilung, zudem reduziert sich die Vernarbung.
Innovationen basieren auf Grundlagenforschung
Mit der Preisvergabe an del Campo würdigt das BMBF deren wegweisende und anwendungsnahe Forschungsarbeit. Die gebürtige Spanierin beschäftigt sich seit Anfang 2009 am MPI-P mit aktiven Oberflächen und Materialien. Als Leiterin einer gleichnamigen Minerva-Forschungsgruppe untersucht sie unter anderem die Wirkungsprinzipien von natürlich vorkommenden Oberflächenstrukturen und diese synthetisch nachzubilden. Ihre Erkenntnisse bergen hohes Potenzial für bionische Anwendungen. Bereits 2007 erhielt del Campo für ihre Forschungsarbeiten den renommierten „Lecturer Award for Excellence in MSE“ der Föderation der europäischer Materialwissenschaftler.
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