Spitzenpreise für Chemie und Physik

31.01.2011 - Deutschland

Große Freude in den Labors des Chemikers Holger Braunschweig und des Physikers Laurens Molenkamp: Der Europäische Forschungsrat hat den beiden Professoren der Uni Würzburg jeweils 2,5 Millionen Euro für ihre Forschung bewilligt. Braunschweig und Molenkamp waren im europaweiten Wettbewerb um die so genannten „Advanced Grants“ erfolgreich. Diese Preise sind für europäische Spitzenforscher vorgesehen, die innovative Projekte vorantreiben möchten.

Institute of Physics / Robert Emmerich

Die Professoren Laurens Molenkamp (links) und Holger Braunschweig von der Uni Würzburg erhalten jeweils einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten Forschungspreis vom Europäischen Forschungsrat.

Holger Braunschweig

Im Chemie-Zentrum auf dem Würzburger Hubland-Campus befasst sich Professor Holger Braunschweig mit dem Element Bor. Dieses ist für Chemiker eine Herausforderung: Es hat ein starkes Defizit an Elektronen, das es ausgleicht, indem es sich bereitwillig mit anderen Elementen verbindet. Dabei entstehen sehr ungewöhnliche Moleküle.

Mit den 2,5 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat will Braunschweig unter anderem so genannte borhaltige konjugierte Verbindungen herstellen. „Das sind Stoffe, die sehr gute Eigenschaften für die organische Elektronik und großes Potenzial als molekulare Sensoren mitbringen“, sagt der Professor.

In organischen Leuchtdioden und Vollfarbdisplays seien solche Stoffe teils schon im Einsatz, erklärt Braunschweig. „Von diesen Verbindungen wollen wir völlig neuartige Vertreter synthetisieren, deren Zugang sich über die von uns erstmals hergestellten Borylenkomplexe erschließt.“ Darum soll sich künftig eine neue Arbeitsgruppe aus fünf Wissenschaftlern kümmern.

Laurens Molenkamp

Im Labor von Professor Laurens Molenkamp gelang 2007 die Entdeckung des Quanten-Spin-Hall-Effekts. Damit ist es möglich, die Information moderner Speichermedien verlustfrei zu transportieren und zu manipulieren. Falls sich dieser Effekt einmal beim Bau von Computern ausnutzen lässt, hätte das Konsequenzen: Die Rechner könnten superschnell arbeiten ohne warm zu werden. Die Halbleiterindustrie wäre begeistert – denn derzeit ist die Erwärmung der Chips einer der Faktoren, der die Entwicklung noch schnellerer Computer begrenzt.

„Den neuen Effekt haben wir in so genannten zweidimensionalen topologischen Isolatoren gefunden“, sagt Molenkamp. In hauchdünnen Materialschichten also, die den elektrischen Strom am Rand leiten und in der Mitte nicht. Mit der Förderung von 2,5 Millionen Euro will der Professor dieses System nun ausbauen: Er plant, jetzt auch dreidimensionale topologische Isolatoren zu realisieren und ihre Eigenschaften zu ermitteln.

„Eine spannende Sache“, wie Molenkamp sagt. Denn erneut sei dabei mit überraschenden Effekten zu rechnen. Seiner Erwartung nach müsste es gelingen, an der Oberfläche dieser Materialien völlig neue Teilchen zu kreieren und nachzuweisen. Fünf Wissenschaftler sollen sich künftig an seinem Lehrstuhl dieser Aufgabe widmen.

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