Chemie fordert Anpassung des Energiekonzepts für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung

Gemeinsame Stellungnahme der Chemieorganisationen zur Energiedebatte

03.05.2011 - Deutschland

In der laufenden Diskussion um die künftige Energieversorgung in Deutschland hat die chemische Industrie als einer der größten Stromkunden mit einem Fünf-Punkte-Papier Position bezogen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI), die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) machen deutlich, dass der schnellere Umbau der Energieversorgung eine grundlegende Weiterentwicklung des Energiekonzepts der Bundesregierung vom Herbst 2010 notwendig macht.

VCI-Präsident Klaus Engel erklärt hierzu: „Es genügt nicht, übereilt an einzelnen Stellschrauben der Energiepolitik zu drehen. Ein überarbeitetes Konzept muss alle drei Anforderungen an eine nachhaltige Energieversorgung erfüllen: Versorgungsicherheit, wettbewerbsfähige Energiepreise und Klimaverträglichkeit. Für alle drei Ziele muss es nachvollziehbare, messbare Kriterien geben, die dann auch regelmäßig überprüft werden.“

Nach Auffassung des IG BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis ist „die Energiewende nur zu schaffen, wenn es einen gesellschaftlichen Konsens für den einzuschlagenden Weg gibt. Alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppierungen müssen in die Meinungsbildung einbezogen werden. Die energieintensive Industrie mit ihren besonderen Anforderungen an die Energieversorgung ist dabei eine sehr wichtige Gruppe.“

Die Chemie warnt, die Energiewende dürfe zu keinen weiteren Nachteilen für die im internationalen Wettbewerb stehende Branche führen. Für die Chemie sei wichtig, dass der Strom das ganze Jahr und rund um die Uhr zur Verfügung steht. Die Grundlast müsse gesichert sein, nur so könnten die Produktionsanlagen in effizienter Weise betrieben werden. Sorge bereitet der energieintensiven Chemieindustrie außerdem der drohende Anstieg der Strompreise. Dieser ergebe sich zwangsläufig, wenn wieder mehr Energie mit fossil befeuerten Kraftwerken und damit CO2-intensiver erzeugt werden müsse, die Klimaschutzziele und die Emissionshandelsziele hier aber klare Grenzen setzen. Auf keinen Fall dürften diese Ziele noch weiter verschärft werden. Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der dazu notwendigen Stromnetze sei vermutlich mit Strompreissteigerungen verbunden.

Eggert Voscherau, BAVC-Präsident, fordert: „Alle Beteiligten müssen sicherstellen, dass die nationale Energiepolitik im weltweiten Wettbewerb nicht zum Bumerang für die Beschäftigung in der deutschen Industrie wird. 6 Millionen Industriearbeitsplätze, davon eine halbe Million in der Chemie, brauchen eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Wer glaubt, eine Verteuerung der Energie bliebe ohne Auswirkung auf die Arbeitsplätze in der deutschen Industrie, versteht die Zusammenhänge nicht. Wir dürfen bei der Energiewende den Kern der industriellen Wertschöpfung nicht aufs Spiel setzen."

VCI, IG BCE und BAVC weisen auf die Schlüsselrolle der Chemie für eine Energiewende hin. Solarzellen und Windkraftanlagen für die Stromerzeugung, Hochleistungsbatterien, Brennstoffzellen, Leichtbau und Wärmemanagement für die Elektromobilität, Dämmstoffe oder Wärmespeicher für energiesparsames Wohnen seien Innovationen, die nur mit den Produkten der Chemie möglich seien. Deshalb müsse das angepasste Energiekonzept sicherstellen, dass diese Produkte auch künftig innerhalb einer funktionierenden Wertschöpfungskette in Deutschland produziert werden können. Hierfür sei eine sichere und bezahlbare Energieversorgung wesentliche Voraussetzung.

Das Fünf-Punkte-Papier von VCI, IG BCE und BAVC trägt den Titel „Sichere und bezahlbare Energieversorgung für die chemische Industrie in Deutschland“.

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