Fraunhofer-Institut entwickelt Bahnschwellen aus Kunststoff
(dpa) Die Bahn soll künftig auf schlecht verwertbarem Kunststoffmüll fahren. Dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal bei Karlsruhe ist es gelungen, aus den Abfällen des gelben Sacks belastbare Bahnschwellen zu entwickeln. Diese haben in mehreren Tests bewiesen, dass sie genauso belastbar sind wie die bislang benutzten Holz- und Betonschwellen, sagte Jörg Woidasky von der Abteilung Umwelttechnologie.
Das Institut habe beim Eisenbahnbundesamt eine vorläufige Zulassung beantragt, über die voraussichtlich im Herbst entschieden werde. Zurzeit würden die ersten schwarzen Plastikschwellen für eine Teststrecke produziert, die im kommenden Jahr gebaut werden soll, sagte Woidasky. Kooperationspartner sind der Entsorgungsfachbetrieb PAV aus Berlin und der Maschinenhersteller NGR aus dem österreichischen Feldkirchen.
Als Vorteile der neuen Schwelle nannte der Wissenschaftler ihre geringe Masse. «Damit ist sie für Brücken besonders geeignet.» Zudem verfüge sie über eine bessere Dämpfung und besitze mit etwa 50 Jahren eine längere Lebensdauer als Holz mit 30 Jahren. «Unser Ziel ist, die Holzschwellen zu ersetzen, die zurzeit noch ein Drittel des Bestandes stellen», sagte Woidasky. Langfristig könnte die Schwelle auch auf Hochgeschwindigkeitstrassen verlegt werden, wo bislang Beton verwendet wird.
Die Forschung an der neuen Schwelle hat nach Angaben von Woidasky rund drei Jahre gedauert und etwa eine Million Euro gekostet. Falls das Produkt die Zulassung erhält, will das Fraunhofer-Institut noch in diesem Jahr eine Firma ausgründen. Dann müssten weitere vier Millionen Euro investiert werden.
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