Vom Modell zur Anwendung – Gashydrat-Forschungsprojekt SUGAR tritt in die zweite Phase
IFM-GEOMAR
M. Haeckel, IFM-GEOMAR
Erdgas setzt bei der Verbrennung deutlich weniger Kohlendioxid frei als zum Beispiel Erdöl oder Kohle. Außerdem eignen sich Gaskraftwerke aufgrund kurzer Reaktionszeiten gut als Ergänzung zu Wind- oder Solarkraftwerken. Deshalb gelten sie als umweltfreundliche und sichere Brückentechnologie auf dem Weg zu den erneuerbaren Energien. Die Versorgungssicherheit könnten in Zukunft riesige Erdgasvorräte in den Meeresböden der Tiefsee garantieren. „Dort haben hoher Druck und niedrige Temperaturen Methan- und Wassermoleküle zu einem festen, eisähnlichen Stoff, dem Methanhydrat, verbunden“, erklärt Professor Klaus Wallmann vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR). Er koordiniert das deutsche Verbundvorhaben SUGAR (Submarine Gashydrat-Lagerstätten: Erkundung, Abbau und Transport), bei dem mehr als 20 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam erforschen, wie man das Methan sicher aus den Hydraten lösen kann. Kohlendioxid, das sonst in der Atmosphäre den Klimawandel vorantreiben würde, soll das Methan in den Hydraten ersetzen und sie so langfristig stabilisieren. Nach drei Jahren intensiver Forschungsarbeit endet jetzt die erste Phase des SUGAR-Projekts. Für die zweite Phase, die bis 2014 dauern wird, haben das BMWi und das BMBF sowie mehrere Partner aus der Wirtschaft insgesamt 13 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
In der in diesem Sommer abgeschlossenen ersten Projektphase wurden unter anderem Techniken entwickelt, mit denen Gashydratvorkommen gefunden und präzise vermessen werden können. Erfolgreiche Tests wurden im Schwarzen Meer und vor Neuseeland durchgeführt. „Wir verfügen jetzt beispielsweise über ein Verfahren, das automatisch die enormen akustischen Datenmengen verarbeitet, die bei der Suche nach Gasblasen in der Wassersäule entstehen. Bisher mussten die Messergebnisse aufwendig einzeln nachbearbeitet werden“, erklärt Professor Klaus Wallmann. Diese Entwicklung ist nicht nur wichtig, um Gashydratlagerstätten zu finden. „Das Verfahren hilft uns auch den späteren Förderprozess zu überwachen“.
In Laborversuchen konnten Wissenschaftler bereits zeigen, dass der Austausch von Methan gegen Kohlendioxid in den Hydraten funktioniert und wie er beschleunigt werden kann. Zudem haben Projektpartner aus der Industrie ein Konzept zum Transport von Methan in Form von festen Hydratpellets in Tankerschiffen entwickelt.
Während der nun beginnenden zweiten Phase sind mehrere Schiffsexpeditionen geplant, bei denen die entwickelten Such- und Messmethoden praktisch angewendet werden. Gleichzeitig werden Techniken zum Abbau von Gashydraten unter Berücksichtigung von Umwelt- und Sicherheitsaspekten weiterentwickelt. „Da die deutschen Hoheitsgewässer nicht tief genug für Methanhydrate sind, kooperieren wir eng mit den energiehungrigen BRIC-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China – die über große Gashydratvorkommen verfügen. Am Ende wollen wir erreichen, dass die dortigen Gashydrate mit Hilfe deutscher Technologie abgebaut werden. SUGAR kann so dazu beitragen, den Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen zu vermindern und Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen. Die Reaktionen zeigen, dass international großes Interesse an unserem Projekt besteht“, betonte Professor Wallmann. Erste praktische Feldversuche zur Methanförderung nach dem SUGAR-Prinzip sind für Phase 3 ab 2014 geplant.