Seltenen Erden: Verfügbarkeit und Preisentwicklung werden für viele Hochtechnologieunternehmen zum kritischen Faktor

Preise für Seltene Erden sind stark gestiegen: Weltweites Marktvolumen wächst im laufenden Jahr voraussichtlich auf 27 Milliarden Euro

11.10.2011 - Deutschland

Aufgrund stark gestiegener Preise wird das weltweite Marktvolumen für die 17 Elemente, die als "Seltene Erden" bezeichnet werden, im Jahr 2011 voraussichtlich auf 27 Milliarden Euro ansteigen. Noch vor drei Jahren betrug das globale Marktvolumen dieser Metalle lediglich 2,4 Milliarden Euro. Grund für die Preisexplosion ist neben der erhöhten Nachfrage der Industrie in erster Linie die Monopolstellung von China als weltweiter Lieferant. High-Tech-Unternehmen insbesondere in der Automobilindustrie oder im Bereich der Erneuerbaren Energien sind von dieser Entwicklung besonders betroffen. Viele Unternehmen haben dies erkannt und behandeln das Thema auf höchster Managementebene. Das sind die Ergebnisse der neuen Szenariostudie "The Rare Earth Challenge" von Roland Berger Strategy Consultants.

"Die Verfügbarkeit von Seltenen Erden zu wettbewerbsfähigen Preisen spielt mittlerweile eine Schlüsselrolle in der Produktion vieler Technologieunternehmen", erläutert Thomas Rinn, Partner der Strategieberatung Roland Berger. "Kein Wunder, dass Seltene Erden inzwischen zu einem Top-Management-Anliegen geworden sind. Denn viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, das Problem der knapp werdenden Ressourcen sowie der stark anziehenden Preise zu lösen, um ihre Produktion weiterhin zu gewährleisten."

High-Tech-Unternehmen besonders betroffen

Der Anteil von Seltenen Erden in den Produkten vieler Unternehmen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Gleichzeitig lassen die massiv gestiegenen Preise das globale Marktvolumen der Seltenen Erden bis Ende 2011 auf voraussichtlich rund 27 Milliarden Euro wachsen. Dabei kommen die dazu gehörigen 17 Elemente vor allem in der Automobilindustrie für die Produktion von Elektromotoren oder im Bereich der Erneuerbaren Energien für den Bau von Windturbinen zum Einsatz. Von den rund 137.000 Tonnen Rohstoffen aus der Gruppe der Seltenen Erden, die Unternehmen im Jahr 2011 voraussichtlich einsetzen werden, wird der größte Anteil (30 Prozent) für die Glas- und Keramikproduktion verwendet. Rund 20 Prozent gehen in die Produktion von Magneten, z.B. für Elektromotoren für Autos oder in Generatoren von Windturbinen. Darüber hinaus werden die Seltenen Erden für Katalysatoren (19 Prozent), Metalllegierungen und Batterien (18 Prozent) oder in der Leuchtmittelindustrie, z.B. für LED Lampen, benötigt (7 Prozent).

Monopolstellung Chinas

Die Preisexplosion der Seltenen Erden ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: die steigende Nachfrage der Industrie und die Monopolstellung Chinas als Hauptlieferant für diese Metalle. Denn mit einem Anteil von 95 Prozent an der Förderung und Verarbeitung von Seltenen Erden beherrscht China den globalen Markt. Dabei belastet diese Preisentwicklung die Profitabilität vieler Unternehmen oder bedroht sogar zum Teil ihre Existenz. "Die zunehmende Nachfrage nach Hybrid- und Elektroantrieben in der Automobilindustrie führt zu einem höheren Bedarf an Seltenen Erden vor allem bei den Zulieferern", erklärt Thomas Schlick, Partner von Roland Berger. "Wenn die Preise dieser Rohstoffe dramatisch steigen und die Zulieferer keine Möglichkeit haben, diese Preissteigerungen weiterzugeben, müssen viele Unternehmen um ihre Existenz bangen."

Alternative Strategien

Angesichts des starken Preisanstiegs und der knappen Ressourcen stehen betroffene Unternehmen daher vor der Herausforderung, die passende Strategie zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Zwei Ansätze haben in den Unternehmen höchste Priorität", erklärt Sebastian Durst von Roland Berger. "Zum einen versuchen Unternehmen, den Verbrauch der Seltenen Erden in ihrer Produktion durch den Einsatz innovativer Technologien zu reduzieren. Andererseits arbeiten betroffene Unternehmen an verschiedenen Versorgungsstrategien." So versuchen Unternehmen meist, die Preise mit den bestehenden Lieferanten von Seltenen Erden neu zu verhandeln oder Rahmenverträge abzuschließen. Alternativ suchen sie neue Lieferquellen oder beteiligen sich direkt an den Lieferunternehmen. Gleichzeitig versuchen einige Unternehmen, die Mehrkosten an Ihre Kunden weiter zu geben. Die Möglichkeit, die Produktion nach China zu verlagern, um von den niedrigeren lokalen Rohstoffpreisen zu profitieren, wird bislang kaum wahrgenommen.

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