Start für erste Erdöl-Probebohrung in der Niederlausitz
(dpa) Nach jahrzehntelanger Pause wird in Brandenburg wieder nach Erdöl gesucht. Die Bohrung bei Guhlen in Südbrandenburg soll bis in 2850 Meter Tiefe reichen und in sechs Wochen fertig sein. Ein 54 Meter hoher Bohrturm hat jetzt seine Arbeit genommen. Die in Berlin ansässige Firma Central European Petroleum GmbH (CEP) rechnet damit, dass in der Lagerstätte bis zu fünf Millionen Tonnen Erdöl aus dem Boden geholt werden könnten. Falls alle Genehmigungen erteilt werden, solle mit der Förderung in drei Jahren begonnen werden.
«Im November gehen wir ein Jahr in Klausur, dann werden die Ergebnisse der Probebohrung überprüft», sagte CEP-Projektleiter Thomas Schröter. «Wir haben hier aber eine sehr hübsche Struktur», sagte er. Damit spielte er darauf an, dass nach den bisherigen Messungen im Süden Brandenburgs Ressourcen von beachtlichen 15 Millionen Tonnen Erdöl schlummern. Auch wenn davon nur ein Drittel förderbar ist, wäre diese Menge für den Energiehunger der deutschen Industrie ein Häppchen mehr.
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 2,7 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Das sind 6,6 Prozent mehr als 2010, wie es im Jahresbericht 2011 des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie in Niedersachsen heißt. Damit können aus heimischen Quellen etwa 2,5 Prozent des Jahresbedarfs gedeckt werden. Von den insgesamt rund 887 Millionen Tonnen Erdöl in den Lagerstätten wurden bislang rund 290 Millionen Tonnen gefördert. Etwa 63 Prozent können derzeit nicht gewonnen werden.
Die wichtigsten Fördergebiete liegen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Allein aus diesen beiden Bundesländern kommen 91 Prozent des deutschen Erdöls. Brandenburg hat bislang einen Anteil von gerade einmal 0,6 Prozent - vor Mecklenburg-Vorpommern mit einem Anteil von 0,2 Prozent, das auf dem letzten Platz der neun Erdöl fördernden Bundesländer liegt. Im Vorjahr waren bundesweit knapp 60 Felder in der Produktion. Deutschland verfügt über Erdölreserven von etwa 35,3 Millionen Tonnen.
In Brandenburg produziert bisher nur das Unternehmen Gaz de France pro Jahr etwa 20.000 Tonnen Erdöl bei Küstrin-Kietz (Oder-Spree) aus einer schon zur DDR-Zeit erschlossenen Förderstätte. Das neue, etwa 1500 Quadratkilometer große Areal von CEP reicht von Lübben bis Guhlen in der Nähe des Schwielochsees und Peitz nördlich von Cottbus. Die Menge des bis zu fünf Millionen Tonnen förderbarem Erdöl liegt den Angaben zufolge fünfmal höher als die durchschnittliche Größe von neuen Funden in Europa während der letzten Jahre.
Das Unternehmen veranschlagt Kosten in Höhe von etwa zwölf Millionen Euro für die Probebohrung. Falls diese erfolgreich sein sollte, müsste CEP erneut ein Genehmigungsverfahren auf Fördererlaubnis auf den Weg bringen. Zuständig ist das Landesbergamt in Cottbus. Wenn die Behörde grünes Licht gibt, könnte das «Schwarze Gold» ab 2015 jahrzehntelang aus der Lausitzer Erde sprudeln.
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