Der Chemiker Tobias Ritter ist für seine Forschungsleistungen in der metallorganischen Chemie mit dem Klung-Wilhelmy-Weberbank-Preis ausgezeichnet worden. Der Chemiker, der zurzeit an der Harvard University forscht, erhielt die mit 75.000 Euro dotierte Ehrung bei einer Feierstunde im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin. Ritter erarbeitet Methoden zur spezifischen Fluorierung biomedizinisch relevanter Moleküle. Damit eröffnet er effiziente Wege zu wirksameren Medikamenten und zur Generierung von neuen Substanzen, die als Biomarker in der Diagnostik eingesetzt werden. Der Preis wird von der Otto-Klung-Stiftung an der Freien Universität Berlin, der Dr. Wilhelmy-Stiftung und der Weberbank-Stiftung an herausragende deutsche Nachwuchswissenschaftler vergeben.
Fluorierte Moleküle sind in den Materialwissenschaften und der Medizin sehr gefragt. Jedes fünfte Medikament, das derzeit auf dem Markt ist, enthält mindestens ein Fluor-Atom. Das Halogen-Atom macht Wirkstoffe fettlöslicher und verhindert zusätzlich, dass sie im Körper zu schnell abgebaut werden. Tobias Ritters Forschungsergebnisse zur effizienten Einführung von Fluor-Atomen sind nicht nur für die Wirkstoffherstellung, sondern auch in der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET) von Bedeutung, etwa für die Diagnose neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson.
Tobias Ritter, 1975 in Lübeck geboren, studierte Chemie in Braunschweig, Bordeaux, Lausanne und Stanford. Nach dem Diplom 1999 wechselte er an die ETH Zürich, an der er 2004 mit Studien zu Naturstoffsynthesen promovierte. Bei einem Postdoc-Aufenthalt am California Institute of Technology in Pasadena beschäftigte er sich mit Katalyseforschung. Im Jahr 2006 ging Ritter als Assistant Professor an die Harvard University, seit 2012 ist er dort Professor für Chemie und Chemische Biologie und außerdem Associate Chemist am Massachusetts General Hospital. Im Jahr 2011 gründete er in Boston das Start-up-Unternehmen SciFluor Live Science.