Wertschöpfung 2.0: Lösungen statt Produkte
Advanced-Materials-System sorgt für stärkeres Wachstum in der Chemieindustrie
Material, Prozesse und Geschäftsmodelle
Die Marktanforderungen an die Chemieindustrie haben sich stark verändert: Kunden der nächsten Wertschöpfungsstufe bis hin zum Endkunden erwarten ein besseres Verständnis der echten Bedürfnisse, einen konkreten Lösungsbeitrag dazu oder gar komplette Lösungen. Die Zukunft der Chemieindustrie liegt nicht mehr nur in der Entwicklung neuer Materialien, sondern in der Entwicklung von Systemen und Lösungen durch die marktgerechte Kombination von Werkstoffen, Prozesstechnologien und Geschäftsmodellen - den sogenannten Advanced-Materials-Systemen. Dies schafft bessere Voraussetzungen, um einen höheren Wertschöpfungsbeitrag vereinnahmen zu können.
Ob in Elektronik, Pharma, Bau oder anderen Märkten, die Anwendungsgebiete sind breit gefächert und keine Branche kann ausgeklammert werden, wobei die Nachhaltigkeit ein beherrschender Treiber ist. Wesentlich ist, den konkreten Bedarf der jeweiligen Branche zu erkennen und einen (kosten-)effizienten Weg zur integrierten Lösung zu ermitteln. Ein zentrales Element des AMS ist hierfür das "Open oder Collaborative Innovation"-Prinzip, um interne wie externe Innovationspotenziale nutzen zu können. Dazu gehören auch interdisziplinäre Kooperationen mit Hochschulen oder anderen Branchenpartnern. Diese können entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfolgen - von der Zusammenarbeit bei der Entwicklung bis hin zur Vermarktung. Und auch der Begriff "Innovation" ist weit gefasst: Dahinter stehen nicht nur Produkte, sondern auch Prozesse wie beim "Additive Manufacturing".
Markt als Ausgangspunkt
Markt- und Kundenanforderungen stehen im Mittelpunkt der Lösungsentwicklung. Durch die detaillierte und nachhaltige Marktanalyse werden die Potenziale für ein AMS und die entsprechend passenden Kandidaten für etwaige Partnerschaften identifiziert. Mitunter können sich durch neue Lösungen und Systeme auch neue Märkte oder Wertschöpfungsketten bilden. Der First Mover kann sich die vielversprechendste strategische Position aussuchen, um den Markt zu dominieren und den größten Teil der Wertschöpfung zu vereinnahmen.
Aus der strategischen Positionierung in der Wertschöpfungskette bieten sich entsprechende Geschäftsmodelle an, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Flexibilität wird dabei groß geschrieben: Erfahrungsgemäß unterliegen Märkte einer immer stärkeren Dynamik und Geschäftsmodelle überleben sich schnell, so dass aus der stetigen Analyse der Märkte entsprechende Schlüsse zur Anpassung der Geschäftsmodelle gezogen werden können. Diese können auch schon in der Entwicklungsphase notwendig werden und es kann sogar sinnvoll sein, dabei frühzeitig sogar das Ausgangsmaterial zu ändern oder zu modifizieren.
"Schrumpfende Margen, kaum Innovation von neuen Molekülen, Branchenkonsolidierung und beschleunigte Commoditization von Produkten treiben die Chemieindustrie auf die Suche nach Wachstum und Profitabilität. Advanced-Materials-Systeme eröffnen Chemieunternehmen diese neue Perspektive abseits der reinen Produktvermarktung. Allerdings erfordert dies auch einen drastischen Wechsel im Branchen-Mindset bzw. der Angestellten - ein langwieriger Prozess, der sich noch am Anfang befindet", schließt Kai Göbel.