Kerosin aus Algen produzieren

Jülicher Forscher koordinieren Projekt zu nachhaltigem Flugtreibstoff

11.06.2013 - Deutschland

Algen statt Erdöl – das soll für den Flugtreibstoff der Zukunft gelten. Jülicher Forscher untersuchen in dem Verbundprojekt AUFWIND mit 12 Partnern aus Forschung und Industrie, inwieweit sich Biomasse aus Mikroalgen als Basis für die Herstellung von Kerosin eignet. Zentrale Fragen sind dabei die wirtschaftliche und ökologische Umsetzbarkeit des Prozesses. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMVEL) fördert das Vorhaben mit 5,75 Mio. Euro über seinen Projektträger, die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Gesamtvolumen des Projekts sind rund 7,4 Mio. Euro.

Mikroalgen sind vielversprechend als Rohstoff-Lieferanten für Biomasse. Ihre Vorteile: Sie verwerten als „Futter“ Kohlendioxid aus der Luft oder aus industriellen Emissionen, zum Beispiel aus Rauchgas von Kraftwerken. Sie können Sonnenlicht direkt als Energiequelle für ihren Stoffwechsel nutzen und vermehren sich rasch. Ihre Wachstumsrate ist sieben- bis zehnmal so hoch wie die von Landpflanzen und man kann sie außerhalb landwirtschaftlicher Nutzflächen anbauen. Einige Spezies enthalten hohe Anteile an fetten Ölen – diese sind für die Produktion von biogenem Sprit besonders interessant.

Vorstudien zur prinzipiellen Machbarkeit gibt es bereits: So hat die VTS GmbH erste Verfahren entwickelt, um mit Mikroalgen als Biomasse Flugtreibstoff herzustellen. Auch Testflüge mit diesem algen-basierten Kerosin gab es schon. "Die Verfahren zur Herstellung des Biotreibstoffs müssen aber wesentlich effizienter werden", sagt der Jülicher Wissenschaftler Dr. Andreas Müller, Institut für Bio- und Geowissenschaften (IBG-2) und Projektkoordinator von AUFWIND. "In AUFWIND ist es unser Ziel, Schritt für Schritt die Machbarkeit der gesamten Wertschöpfungskette zu analysieren und zwar in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht. Am Ende soll ein nachhaltiger Prozess stehen – angefangen bei der Produktion der Algen bis hin zum fertigen Produkt, einem biogenen Kraftstoff nach ASTM (American Society for Testing and Materials)-Standard."

Dazu vergleichen die Projektpartner beispielsweise verschiedene Technologien, um die Mikroalgen zu züchten, berücksichtigen die mögliche Konkurrenz bei Agrarflächen sowie beim Verbrauch von Nährstoffen und Trinkwasser zum Nahrungsmittelanbau und suchen nach zusätzlicher Wertschöpfung, indem sie etwa Nebenprodukte weiter verwenden. "Außerdem müssen wir eine nachhaltige Energiezufuhr sichern, Transportwege und etablierte Infrastrukturen einkalkulieren und die Produkte müssen auf die bestehende und künftige Flugzeugflotte passen", ergänzt Müller.

Für zweieinhalb Jahre arbeiten die zwölf Partner zunächst in dem Verbundprojekt "AUFWIND – Algenproduktion und Umwandlung in Flugzeugtreibstoffe: Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Demonstration" zusammen. Für die Luftfahrt sind die Biotreibstoffe –neben der Entwicklung effizienterer Flugzeuge und Maschinen mit geringeren Emissionen – ein Weg, um den selbst gesetzten Klimaschutzzielen näher zu kommen.

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