Die Theorie der Bindungen

Stefanie Gräfe ist neue Professorin für Theoretische Chemie

24.07.2013 - Deutschland

Was die Welt im Innersten zusammenhält, das interessiert Prof. Dr. Stefanie Gräfe von der Universität Jena. Noch genauer interessiert sich die neu berufene Professorin für Theoretische Chemie für die molekularen Bindungen und wie man sie manipulieren kann. So erforscht Gräfe beispiels­weise, wie man mit speziellen Laserpulsen gezielt Atomteile bewegen kann, um deren Eigenschaften etwa in Solarzellen zu verbessern. Oder die gebürtige Düs­­seldorferin untersucht, wie man den Energietransport auf molekularer Ebe­ne verbessern kann.

Jan-Peter Kasper/FSU

Die neu berufene Professorin für Theoretische Chemie der Universität Jena: Prof. Dr. Stefanie Gräfe.

Jüngste "ordentliche" Professorin der Universität

Dabei ist die 33-jährige, großgewachsene Wissenschaftlerin für die Theorie zu­ständig. Sie erdenkt und entwickelt numerische Modelle, mit denen sie Mess­ergebnisse von Experimentalphysikern und -chemikern erklären oder auch vor­hersagen kann. Damit ist die derzeit jüngste Professorin (W2/W3) der Jenaer Uni­ver­sität eine gefragte Partnerin von Physik und Chemie. "Ich kann mit bei­den gut umgehen", sagt Prof. Gräfe, denn die studierte Chemikerin hat früh an der Schnittstelle zur Physik gearbeitet. Bereits ihre Promotion, die sie 2005 an der Uni Würzburg beendet hat, verknüpfte beide Fachgebiete. Darin un­tersuch­te sie die Schwin­gungen von Molekülteilen und wie diese Bewegungen durch La­serbestrahlung verändert werden können. Das sei wie die Berechnung der Kräfte, die ein Vater aufwendet, wenn er seinen Sohn auf der Schaukel mit un­terschiedlichem Kraft­aufwand anschubst, verdeutlicht die jugendliche Wis­sen­schaftlerin, die bereits mit Mann und Sohn nach Jena umgezogen ist - nur auf viel kleinerer Ebene. Im Ergebnis ihrer Dissertation entwickelte Gräfe einen Al­gorithmus, der auf ver­schie­dene Molekülarten anwendbar ist.

Zum kritischen Nachdenken anregen

Bei Forschungsaufenthalten in Kanada und Wien verfeinerte Prof. Gräfe, die ger­ne Klavier, aber auch Basketball spielt, dieses Prinzip und wandte es auf die noch kleineren Elektronenbewegungen an. Die Physik der starken Felder ge­hört in Jena ebenso zu ihren Forschungsschwerpunkten wie Spektroskopie und Quantenkontrolle. Doch es ist auch die Lehre, für die die "neugierige" Hoch­schul­­lehrerin brennt: "Ich habe die Lehre in Kanada vermisst", sagt sie und freut sich auf das Unterrichten an der Friedrich-Schiller-Universität, an die sie von der TU Wien gewechselt ist. Sie liebe das unmittelbare Feedback der Stu­dierenden und wolle sie "zum kritischen Nachdenken anregen", so Gräfes Ziel. Sie bedauere aber, sagt die Naturwissenschaftlerin, dass Chemiker so wenig Mathematik im Studium lernen müssen. Auch hier leiste sie gerne Hilfestellung.

In Jena, das sie seit 2009 von einer Professurvertretung kennt und dessen Men­­schen sie dabei schätzen gelernt hat, will sie die Interdisziplinarität noch weiter fördern. Ihre neue wissenschaftliche Heimat, das Institut für Physika­li­sche Chemie, ist ein guter Ausgangspunkt dafür. Ein gemeinsames Projekt mit Physikern und Chemikern zu Nano-Schaltern für die Solarenergie ist bereits in Planung. Darüber hinaus will und wird sie die Theorie zu so manchem Experi­ment lie­fern und den Bindungen nachforschen, die diese Welt zusammenhal­ten.

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