Mehr Wettbewerbsdruck im Dienstleistungsmarkt

Industriedienstleister stellen regionale Dominanz von Standortbetreibern in Frage

10.03.2014 - Deutschland

Der Markt für Dienstleistungen in der pharmazeutischen und chemischen Industrie ist im Wandel. Durch die Auslagerung von Leistungen an Drittanbieter fassen neben Standortbetreibern zunehmend Industriedienstleister als ehemals branchenfremde Anbieter Fuß. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung BearingPoint zeigt, dass bis 2030 besonders Drittanbieter mit einem breiten Kundenspektrum verstärkt in den Dienstleistungsmarkt an Chemie- und Pharmastandorten drängen. Vor allem im Bereich integrierte Dienstleistungen wollen sie aufholen: Rund 80 Prozent der befragten Industriedienstleister werden nach eigener Aussage bis 2030 in der Lage sein, einen Standort vollständig zu betreiben und einen kompletten Produktionsablauf sicherzustellen. Damit ziehen Industriedienstleister in Sachen Leistungsbreite mit Standortbetreibern fast gleich. Um dem Wettbewerbsdruck durch externe Dienstleister standzuhalten, sollten Standortbetreiber ihr Geschäftsmodell besonders in Hinsicht auf die Preispolitik überdenken, rät die Management- und Technologieberatung.

"Die regionale Dominanz von Standortbetreibern war bis dato unangefochten. Dabei schultern sie hohe Herstellkosten", erklärt Matthias Höhne, Partner bei BearingPoint. Er fügt hinzu: "Um benchmarkfähig zu sein, müssen Standortbetreiber in Sachen Prozessorganisation aufholen und Geschäfts- und Dienstleistungsprozesse standortübergreifend implementieren. Hierfür müssen sie expandieren und Leistungen europaweit erbringen. Die Hälfte der befragten Industriedienstleister operiert schon heute global. Eine andere Möglichkeit für Standortbetreiber ist, sich zu spezialisieren und eine Nische im Markt zu besetzen, die Wettbewerber nicht bedienen können."

Kunden von morgen erwarten Prozessoptimierung und profitieren von günstigeren Preisen

Laut BearingPoint-Studie haben sowohl Standortbetreiber als auch Industriedienstleister Nachholbedarf in Sachen Prozessoptimierung, um auch den Kundenanforderungen von morgen gerecht werden zu können. Das haben beide Seiten erkannt: 80 Prozent der befragten Standortbetreiber und 70 Prozent der befragten Industriedienstleister wollen bis 2030 kundenübergreifende, kontinuierliche Verbesserungsprozesse wie beispielsweise firmenweite LEAN- und Six Sigma-Programme implementieren. Industriedienstleister haben bis dorthin jedoch einen weiteren Weg: 20 Prozent der befragten Anbieter erfüllen bislang nur standardisierte Arbeitsanweisungen oder Leistungsverzeichnisse.

Mehr Wettbewerb im Markt für Industriedienstleistungen führt zu mehr Transparenz und günstigeren Preisen. Hiervon profitieren Chemie- und Pharmaunternehmen, die eine höhere Gewinnausschöpfung erzielen und Überschüsse in ihre Unternehmen reinvestieren können.

Industriedienstleister unter Beweispflicht

Dass Industriedienstleister ihre selbst gesteckten Ziele auch in die Tat umsetzen können, müssen sie erst noch beweisen. In diesem Kontext setzt die BearingPoint-Studie die Kaufentscheidungskriterien von Kunden aus der Chemie- und Pharmaindustrie in Relation zur Leistungsfähigkeit der beiden Anbietergruppen und zeigt, dass Industriedienstleister gerade in Sachen Branchenkompetenz deutlich hinter dem Kundenwunsch zurückbleiben - so die Marktwahrnehmung der befragen Anbieter. Die Standortbetreiber hingegen können mit ihrer Branchenkompetenz punkten. "Die Industriedienstleister haben ein Imageproblem", schlussfolgert Matthias Höhne. "Sie müssen das Vertrauen von Kunden erst noch gewinnen und sich als kompetente Hersteller von chemischen und pharmazeutischen Produkten etablieren."

Der deutsche Markt für Industriedienstleistungen hatte 2012 ein Volumen von 20 Milliarden Euro. Hierbei bilden Kunden aus der Chemie- und Pharmaindustrie mit einem Volumen von 7 Milliarden Euro 2012 das umsatzstärkste Segment.

Für die Studie wurden 18 Standortbetreiber und Industriedienstleister befragt, die 2012 zusammen 25 Prozent des Umsatzes im deutschen Dienstleistungsmarkt für die chemische und pharmazeutische Industrie erwirtschaftet haben.

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