"Nachhaltiges Talentmanagement muss strategischer Dauerbrenner werden"
Das war das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Daniel Stapf, für das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Die Studie wurde auf dem ersten „Human Resources-Spotlight“, dem Zukunftsforum für Personalleiter von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und Provadi vorgestellt. Wie der Mittelstand dennoch nicht unter die Räder komme und von den größeren Unternehmen lernen könne, wurde anhand praktischer Fallbeispiele von Continental und Infraserv Höchst in einem Erfahrungsaustausch mit Kultusminister Prof Dr. Ralph Alexander Lorz und Unternehmensvertretern diskutiert.
VhU-Hauptgeschäftsführer Volker Fasbender machte für den Veranstalter klar: „Es wird höchste Zeit, dass nachhaltige Talententwicklung vom wiederkehrenden Hype zu einem systematischen Dauerbrenner wird, den immer mehr auch mittelständische Unternehmen unaufgeregt, aber mit strategischem Weitblick behandeln.“ Die Dotcom-Blase im Jahr 2000 und die Bankenkrise im Jahr 2008 hätten zwei Mal den Elan früherer Ansätze aufgezehrt, Talent als entscheidenden Faktor für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens strategisch zu verankern. Das Thema verdiene aber eine krisenresistente Durchdringung, wie die von der VhU initiierte Studie zeige.
Dr. Udo Lemke, Geschäftsführer Provadis, Partner für Bildung und Beratung GmbH, rückte für den 2. Veranstalter ins Zentrum: „Eher früher als später werden die Unternehmen sich bei den Potenzial-Kandidaten bewerben. Sie müssen sich ein systematisches Talentmanagement aufbauen, um attraktiv für neue Mitarbeiter zu sein und das Potenzial der bereits beschäftigten Mitarbeiter optimal weiterzuentwickeln. Als Hessen größter privater Ausbildungs-Dienstleister legen wir einen Schwerpunkt auf die Potenzial-Analyse bei Recruiting. Wir ermitteln, welche Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten Auszubildende mitbringen. Mit unseren Methoden können wir feststellen, ob in einem mittelmäßigen Realschüler nicht vielleicht viel mehr steckt, und wer die Voraussetzungen für ein berufs- oder ausbildungs-begleitendes Studium mitbringt. Wir können umgekehrt auch prognostizieren, wer trotz guter Schulnoten mit einem ausbildungsbegleitenden Studium überfordert sein könnte. Dieser Teil des Talentmanagements ist wichtig für die Auswahl der richtigen Bewerber, in deren Qualifikation die Unternehmen viel Geld investieren. Insgesamt ist Talentmanagement ein Gesamtprozess, der das Finden, das Binden und die Weiterentwicklung von Mitarbeitern umfasst und aus vielen Angeboten bestehen muss, von Weiterbildungsseminaren und Meisterkursen bis hin zu Traineeprogramm und speziellen Angeboten für Führungskräfte“
Dr. Wolfhart Burdenski, Leiter Human Resources, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, erläuterte: „Gerade in der Chemie- und Pharmabranche, für die wir als Standortbetreiber des Industrieparks Höchst mit seinen 90 Unternehmen tätig sind, werden hochqualifizierte Fachleute benötigt, die immer wieder in einem anspruchsvollen Umfeld mit neuen Produktionsprozessen und Technologien zu tun haben. Daher ist der Kampf um die besten Köpfe in dieser Branche ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Unternehmen. Talentmanagement ist für uns ein kontinuierlicher Prozess, der beim Recruiting der geeigneten Nachwuchskräfte beginnt und dabei möglichst schon das Potenzial für die Weiterentwicklung des einzelnen Mitarbeiters berücksichtigt. In regelmäßigen Mitarbeitergesprächen sowie beim Talent Review zwischen den Führungskräften und der Personalabteilung werden Potenzial und Perspektiven jedes einzelnen Mitarbeiters erörtert. Die konsequente Förderung von Poten¬zial und die Weiterentwicklung durch verschiedene Angebote – von internen Entwicklungsmaßnahmen bis hin zu den berufsbegleitenden Studiengängen bei unserer Tochtergesellschaft Provadis – bietet dem einzelnen Mitarbeiter optimale Entwicklungschancen und sichert gleichzeitig dem Unternehmen die Fach- und Führungskräfte. Dabei muss das Talentmanagement kontinuierlich weiterentwickelt werden, weil wir heute schon die zukünftigen Anforderungen an das Unternehmen berücksichtigen müssen und sich auch die Anspruchs- und Erwartungshaltung der neuen Mitarbeiter-Generation verändert.“
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