Gesundheitsgefährliche Chemikalien in Kinderprodukten

20.07.2015 - Deutschland

Stichproben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben in acht von neun getesteten Produkten für Kinder in geringer bis hoher Konzentration gesundheitsschädliche Chemikalien nachgewiesen. Die in Deutschland gekauften Alltagsprodukte wurden von einem unabhängigen Labor auf fortpflanzungsschädliche Weichmacher, krebsfördernde polyzyklische aromatische Verbindungen (PAK) und weitere Schadstoffe geprüft.

Die am höchsten belasteten Produkte stammen von den Herstellern Aqua-Lung, Corvus und Simba. Mit Weichmachern besonders hoch belastet war das Kinder-Schnorchelset der Firma Aqua-Lung. Das Labor fand unter anderem Diethylhexylphthalat (DEHP) in einer Menge von 45 Gramm pro Kilogramm Material. DEHP kann die Entwicklung der Sexualorgane von Kindern schädigen, weshalb für Spielzeug bereits ein Grenzwert von einem Gramm pro Kilogramm Material gilt. Für Schnorchel und Taucherbrillen gelten diese Grenzwerte laut Gesetzgeber nicht, obwohl Kinder diese Produkte in den Mund nehmen bzw. intensiven Hautkontakt mit ihnen haben.

In einem Kinder-Werkzeugset der Firma Corvus wurde der Grenzwert für DEHP in Spielzeug ebenfalls überschritten. Außerdem entdeckte das Labor erhöhte Mengen an polyzyklischen aromatischen Verbindungen. Auch in einer Maltasche von Simba wurden deutliche Konzentrationen von Phthalaten sowie eine erhöhte Belastung mit dem nervenschädlichen Toluol nachgewiesen.

Ulrike Kallee, BUND-Chemieexpertin: "Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass Kinderprodukte frei von gefährlichen Chemikalien sind. Die jetzigen gesetzlichen Regelungen reichen jedoch nicht, um Kinder wirklich zu schützen. Deswegen fordern wir, dass die Hersteller ihre Waren von unabhängigen Laboren untersuchen lassen - und zwar bevor diese auf den Markt kommen."

Problematisch sei insbesondere, dass der kindliche Körper über die Haut, den Mund und die Atemluft einen Cocktail verschiedener Schadstoffe aufnehme. Untersuchungen des Umweltbundesamtes hätten gezeigt, dass Kinder vor allem mit Phthalaten stark belastet seien. Mögliche Folgen dieser Schadstoffe seien neben Fortpflanzungsstörungen auch eine verfrühte Pubertät.

Kallee: "Solange Gesetzgeber und Hersteller mit gefährlichen Chemikalien zu lax umgehen, müssen Eltern selbst die Initiative ergreifen. Um ihre Kinder besser zu schützen, sollten sie die Hersteller fragen, ob in deren Produkten schädliche Chemikalien enthalten sind. Die Unternehmen sind verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen Auskunft zu erteilen. Grundsätzlich sollten Eltern Kinderprodukte aus PVC meiden, da diese oft schädliche Weichmacher enthalten. Sie sollten auch den Schnüffeltest machen. Stark riechende Produkte enthalten meist ausgasende chemische Substanzen, die auf eine Gesundheitsgefährdung der Kinder hinweisen."

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