Renovierungsarbeiten in Schulen und Kitas können Schadstoffe freisetzen
Für die Studie wurden bei TÜV Rheinland zwei identische Klassenzimmer aufgebaut: das eine mit konventionellen, das andere ausschließlich mit schadstoffgeprüften Produkten. Das Ergebnis ist eindeutig: „Die Qualität und die Kombination der verwendeten Baustoffe haben einen wesentlichen Einfluss auf die Luftqualität in Klassenräumen. Gleiches gilt für die Möbel und die verwendeten Reinigungsmittel“, so Dr. Dormagen. Auch falsches Verhalten von Handwerkern sowie Reinigungskräften hätten ein großes Potential für die Freisetzung von Schadstoffen.
Schadstoffe beim Bau durch falsche Materialien
In den beiden modellhaft gebauten Klassenzimmern wurden zwei Fragen untersucht: Welche Auswirkungen hat die konventionelle Bauweise mit nicht geprüften Baustoffen und Möbeln auf die Qualität der Innenraumluft? Welche Einflussmöglichkeiten gibt es für Planer, Hersteller und Händler von Baustoffen sowie für die Betreiber von Gebäuden, um die Luftqualität und damit Gesundheit der Raumnutzer zu optimieren?
In verschiedenen Messreihen wurden hierzu über mehrere Monate unter realen Bedingungen der Schadstoffgehalt in der Luft gemessen und ausgewertet. Das Ergebnis: Die Messwerte für häufig vorkommende Innenraumschadstoffe überschreiten beim Einsatz ungeprüfter Produkte zum Teil deutlich die Empfehlungen des Umweltbundesamtes.
Auch Renovierungsarbeiten können Schadstoffe freisetzen
Problematisch sind nicht nur Schadstoffe aus ungeprüften Baustoffen, sondern auch Altlasten in den Schulgebäuden. Bei Renovierungsarbeiten kann es zu Freisetzungen von bis dahin eingeschlossenen Stoffen kommen. Beim Bauen im Bestand sind zusätzlich zu der Auswahl der neuen Produkte auch die bereits vorhandenen Schadstoffe zu ermitteln und berücksichtigen! Denn werden die Risikostoffe wie Asbest oder teerhaltige Produkte erst im Zuge der Bauarbeiten erkannt, sind in der Regel Baustillstand und stark erhöhte Kosten unvermeidbar. Kritisch ist auch die Reaktion alter Kleber oder Farben mit einigen neuen bauchemischen Produkten, die für Laien nur schwer abschätzbar sind.
Schadstoffarmes Bauen in der Anschaffung kaum teurer
Neben der Auswahl der Baustoffe spielen auch die Möbel, die weitere Inneneinrichtung sowie die richtigen Reinigungsmittel eine große Rolle für die Qualität der Raumluft. Möbel sollten schadstoffgeprüft sein, gleiches gilt für Bodenbeläge. Bei den Reinigungsmitteln kommt obendrein der richtigen Anwendung eine bedeutende Rolle zu. Es gibt zwar Empfehlungen des Umweltbundesamtes für die Innenraumhygiene von Schulgebäuden, aber diese sind nicht verbindlich. „Im Zusammenspiel neuer Baustoffe untereinander und dann zusätzlich mit den in Altbauten vorhandenen Substanzen gibt es unendlich viele Gefahrenpotenziale. Wer hier nicht vorher prüft und testet, und bei Bau oder Renovierung die Grundsätze des schadstoffarmen Bauens und Renovierens berücksichtigt, spielt mit dem Zufall, und damit mit der Gesundheit von Kindern und Lehrpersonal“ betont TÜV Rheinland-Experte Dr. Dormagen.
Dennoch werden die entsprechenden Empfehlungen des Umweltbundesamts selten berücksichtigt, denn auch das fachliche Know-how ist bei den Ausführenden selten vorhanden, so der Experte.
Dass ohne wesentliche Mehrkosten auch gesund gebaut werden kann, hat die Untersuchung von TÜV Rheinland ebenfalls gezeigt: Wird ein Klassenzimmer sorgfältig mit geprüften Bauprodukten und Möbeln ausgestattet, sind schon kurz nach den Arbeiten alle Werte wieder im grünen Bereich. Dabei ist das schadstoffarme Bauen im Vergleich nur unwesentlich teurer.
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