Pestizid-Cocktails in deutschen Äpfeln

Gesetzliche Grenzwerte berücksichtigen keine Wechselwirkungen

23.10.2015 - Deutschland

Rückstände von Pestiziden belasten 83 Prozent konventionell produzierter Äpfel, die Greenpeace aus elf europäischen Ländern untersuchen ließ. 60 Prozent enthielten sogar Pestizid-Cocktails von 2 bis 8 Wirkstoffen. Die untersuchten Bio-Äpfel waren komplett frei von Rückständen. In deutschen Äpfeln fanden sich zu 88 Prozent Pestizide, die Äpfel waren mit 18 verschiedenen Giften belastet. In einem Apfel von Kaufhof waren 7 Wirkstoffe. Dabei lagen zwar alle gemessenen Werte unter den zulässigen Höchstmengen. Doch Grenzwerte gelten nur für einzelne Substanzen, nicht für Belastungen durch mehrere Wirkstoffe. Deren Wechselwirkungen sind weitgehend unbekannt. Insgesamt hat Greenpeace 39 verschiedene Pestizidrückstände nachgewiesen. Einige der Pestizide können lange in der Umwelt überdauern oder reichern sich in Organismen an. Dies kann dann ganze Ökosysteme gefährden. "Chemische Pestizide sind präsent vom Anbau bis zum Teller. Es ist wichtig, mehr als nur gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen und Wechselwirkungen zu berücksichtigen", sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. "Handel, Politik und Erzeuger müssen gemeinsam erreichen, dass die Anwendung von Giften reduziert wird."

Von den 126 europäischen Apfelproben stammten 17 aus biologischem Anbau. Die unabhängige Umweltorganisation untersuchte Äpfel aus 23 verschiedenen Supermarktketten. Die deutschen Proben aus dem Anbaujahr 2015 kaufte sie bei Aldi, Alnatura, Basic, Edeka, Kaufhof, Lidl, Netto, Penny, Real und Rewe. Die Hälfte der gefundenen 39 Pestizide sind entweder für Wasserorganismen, wie Fische und Wasserflöhe, oder für Bienen und andere nützliche Insekten gefährlich. Die Rückstände erlauben Rückschlüsse auf den Chemieeinsatz beim Anbau. Die aktuellen Apfelanalysen schließen an Wasser- und Bodenproben von europäischen Apfelplantagen aus dem Frühjahr dieses Jahres an, bei denen Greenpeace zahlreiche Agrargifte nachgewiesen hatte.

Einzige Option: eine andere Landwirtschaft

Greenpeace hat die weitreichenden und schwerwiegenden Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf die Umwelt in einem Report dargestellt: "Europas Abhängigkeit von Pestiziden", www.greenpeace.de/pestizide-umwelt-2015. "Wir brauchen dringend einen Wandel und eine andere Landwirtschaft", sagt Huxdorff. "Ein wirksames Mittel auf dem Weg hin zu weniger Pestiziden ist eine Steuer für die Produzenten." Durch eine Verteuerung würde der Einsatz von Agrargiften sinken. Steuergelder müssten nicht mehr ausgegeben werden für Pestizide, die Kosten verursachen, so etwa zur zusätzlichen Reinigung des Trinkwassers oder für Lebensmittelkontrollen. Die freiwerdenden Mittel könnten in die Forschung alternativer Anbaumethoden investiert werden. Greenpeace fordert zudem Supermärkte auf, mehr ökologische Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen.

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