Übernahmewelle in der Chemiebranche: Deutschland noch abgeschlagen

05.02.2016 - Deutschland

(dpa-AFX) Die geplante Mega-Fusion der US-Chemieriesen Dupont und Dow Chemical wälzt die Branche schon vor der Umsetzung um. Bisher sind vor allem die USA und China aktiv. Doch auch Deutschland könnte vom Übernahmefieber angesteckt werden. In den jüngsten Jahren war das Fusions- und Übernahmevolumen mit deutscher Beteiligung im internationalen Vergleich eher gering.

Die USA legen vor: Mit dem im Dezember 2015 angekündigten Zusammenschluss der US-Chemieriesen Dow Chemical und Dupont entsteht durch ein reines Aktiengeschäft zunächst der weltgrößte Chemiekonzern noch vor dem bisherigen Spitzenreiter BASF aus Deutschland. Es ist die größte Firmenhochzeit in der Geschichte der Branche. Nach dem Zusammengehen soll der Konzern in drei einzelne Unternehmen für Agrarchemikalien, Spezialchemikalien und Kunststoffe aufgespalten werden. Investoren erhoffen sich so insgesamt eine höhere Bewertung und mehr Schlagkraft.

China zieht nach: ChemChina will den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta für 43 Milliarden Dollar schlucken. Mit der bisher teuersten chinesischen Firmenübernahme im Ausland würde das Staatsunternehmen zu einem wichtigen globalen Spieler der Branche. Es ist auch ein wichtiger Schritt in der Strategie Chinas, die Entwicklung seiner Landwirtschaft durch moderne Methoden wie Biotechnologie voranzubringen. Syngenta könnte durch den Deal seine Position als Weltmarktführer bei Pflanzenschutzmitteln ausbauen und das Potenzial des Saatgutgeschäfts erheblich vergrößern.

Deutschland bisher abgeschlagen: Mit einer Milliardenübernahme will der französische Gase-Hersteller Air Liquide dem deutschen Konkurrenten Linde den globalen Spitzenplatz streitig machen. Das im November 2015 angekündigte Geschäft hat inklusive Schulden ein Volumen von 13,4 Milliarden Dollar. Mit der Übernahme würde der Linde-Konkurrent nicht nur sein US-Geschäft deutlich ausbauen, sondern auch gemessen am Umsatz wieder zum größten Industriegase-Hersteller der Welt aufrücken.

Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck schloss Mitte November 2015 die bislang größte Übernahme seiner Geschichte ab. Die Südhessen haben sich für 13,1 Milliarden Euro den US-Laborausrüster Sigma-Aldrich einverleibt. So entsteht einer der führenden Anbieter im weltweit 130 Milliarden Dollar schweren Life-Science-Markt. Damit sind Geschäfte rund um Gesundheit, Pflanzenschutz und Saatgut sowie Biotechnologie gemeint.

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat seine Aufspaltung selbst vollzogen. Chef Marijn Dekkers gab dem Konzern ein neues Gesicht und machte ihn binnen weniger Jahre zum wertvollsten Unternehmen im Dax. Bayer konzentriert sich nun auf das Gesundheits- und Agrochemiegeschäft. 2004 trennten die Leverkusener bereits große Teile der Chemie in Lanxess ab. 2015 schuf der Konzern mit dem Börsengang von Covestro einen weiteren Chemie-Player. Sein Gesundheitsgeschäft stärkte Bayer 2014 mit der Übernahme des Geschäfts mit rezeptfreien Mitteln des US-Konzerns Merck & Co.

Die BASF hält hingegen an der Konglomeratsstruktur fest. Die Ludwigshafener setzen weiterhin auf einen sehr engen Verbund und damit eine optimale Ausnutzung der gigantischen Großanlagen. Die Produktpalette ist entsprechend breit. Sie reicht von Chemikalien, Kunststoffen, Veredlungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas. Insbesondere dieses Geschäft stand zuletzt wegen des massiven Preisverfalls unter Druck.

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