Glyphosat: Wie sehen Verbraucher den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln?
Divergenz zwischen medialer Berichterstattung und wissenschaftlicher Bewertung führt zu Verbraucherskepsis
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Bereits 2010 hat das BfR die Bevölkerung in Deutschland zu dem Thema Pflanzenschutzmittel befragen lassen. Damals wurde festgestellt, dass viele Verbraucher nicht wissen, dass Rückstände von Pflanzenschutzmitteln bis zum jeweils gesetzlich festgesetzten Rückstandshöchstgehalt, der die Sicherheit des Lebensmittels garantieren muss, erlaubt sind. Die seit 2013 kontrovers geführte öffentliche Debatte um die gesundheitliche Bewertung von Glyphosat im Verfahren zur erneuten Genehmigung des Wirkstoffes in Pflanzenschutzmitteln nahm das BfR zum Anlass, Verbraucher im Februar 2016 erneut zum Thema Pflanzenschutzmittel zu befragen. Ziel war zum einen, die Einstellungen der Bevölkerung zu Pflanzenschutzmitteln im Allgemeinen und zu Glyphosat im Besonderen zu ergründen und zu ermitteln, ob sich das faktische Wissen durch die häufige Erwähnung des Themas in den Medien erhöht hat.
Das Ergebnis der erneuten Befragung von rund 1.000 repräsentativ ausgewählten Personen zeigt nun, dass die Fehlannahme, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln seien in Lebensmitteln generell nicht erlaubt, nach wie vor weit verbreitet ist. Auch ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland der Meinung, dass Lebensmittel, die unter der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln hergestellt werden, eher giftig, aber preiswert seien, während Lebensmittel, bei deren Produktion auf Pflanzenschutzmittel verzichtet wird, als gesund und schmackhaft, aber teuer gelten.
Die Befragung bestätigt die Annahme, dass Verbraucher ihr Wissen über Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln hauptsächlich aus den Medien beziehen. So gaben 70 % der rund 1.000 Befragten an, in den letzten zwei Jahren etwas über das Thema in den Medien gelesen, gesehen oder gehört zu haben. Allerdings erinnert spontan nur knapp die Hälfte davon, welche Themenfelder in den Beiträgen angesprochen wurden. Bei einem Viertel ist das Thema Pflanzenschutzmittel nur allgemein und diffus präsent, ein weiteres Viertel der Befragten kann sich an Inhalte gar nicht erinnern. Lediglich 9 % erinnern sich an Beiträge, die ein Risiko für die Gesundheit zum Thema hatten.
Die Frage nach dem Verhältnis von Nutzen und Risiko des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bei der Lebensmittelproduktion beantworten zwei Drittel damit, dass die Risiken den Nutzen überwiegen. Eine deutliche Mehrheit von 65 % gibt daher auch an, dass sie Lebensmittel vermeiden, wenn sie wissen oder vermuten, dass sie Pflanzenschutzmittelrückstände enthalten. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln werden also von den Befragten mehrheitlich kritisch betrachtet.
Rückstände von zugelassenen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in Lebensmitteln sind jedoch bis zum erlaubten Rückstandshöchstgehalt zulässig und gesundheitlich unbedenklich. Menschen und Tiere können zwar über Lebensmittel und Futtermittel zum Beispiel geringe Mengen von Glyphosat aufnehmen. Da aber Glyphosat vom Körper schnell wieder ausgeschieden wird, ist zu erwarten, dass Spuren des Wirkstoffes im Urin von Menschen und Tieren nachzuweisen sind. Die bisher nachgewiesenen Glyphosatkonzentrationen im Urin deuten jedoch nicht auf eine gesundheitlich bedenkliche Belastung von Verbrauchern mit Glyphosat hin. Dank einer sich stetig verbessernden Analytik können immer kleinere Mengen von Stoffen bis hin zum einzelnen Molekül nachgewiesen werden. So sank die Nachweisgrenze beispielsweise für Dioxine von einem Nanogramm (10-9 g) im Jahr 1960 auf unter ein Femtogramm (10-15 g) im Jahr 2010.
Bei der gesetzlichen Regulierung von Pflanzenschutzmitteln wünschen über 80 % der Befragten, dass Verbraucherverbände, Nichtregierungsorganisationen sowie Landwirtschaft und Verbraucher eine wichtige Rolle spielen sollen. Den gesetzlich zuständigen nationalstaatlichen und europäischen Behörden weisen nur knapp über 70 % eine wichtige Rolle zu.
Die Ergebnisse der Umfrage bestärken das BfR in seiner Auffassung, die Öffentlichkeit künftig noch umfänglicher über die Grundlagen und Ergebnisse der wissenschaftlichen Risikobewertung bei Pflanzenschutzmitteln zu unterrichten.