Winzige Defekte stören die Informationsübertragung zwischen organischen Magneten und Metalloxiden

Forscher untersuchen eine Schnittstelle, die für neue Anwendungen in der Elektronik benötigt wird

23.09.2016 - Deutschland

Magnete aus organischen Materialien haben gegenüber klassischen Magneten, die aus Metallen oder Legierungen der sogenannten Seltenerdmetalle bestehen, einige Vorteile: Sie sind chemisch flexibel, preisgünstig herzustellen und lassen sich gut für verschiedene Zwecke an unterschiedliche Designs anpassen. In der Praxis wollen Wissenschaftler beide Arten von Magneten für Anwendungen in der Elektronik benutzen – in sogenannten Spintronik-Elementen, bei denen die Informationen nicht über Ladungen, sondern über den Spin der Moleküle transportiert werden. Der Spin ist ein Eigendrehimpuls, der Teilchen als charakteristische Eigenschaft innewohnt. Reza Kakavandi, Professor Thomas Chassé und Dr. Benedetta Casu vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Universität Tübingen haben eine solche magnetische Schnittstelle zwischen Rutilkristallen, das heißt Oxiden des Metalls Titan, und einem rein organischen Magneten untersucht. Sie entdeckten, dass der Übergang an der Grenzfläche äußerst empfindlich auf minimale Defekte in der Oberfläche der Materialien reagiert.

Rein organische Radikale bestehen aus leichten Elementen wie Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff und tragen mindestens ein ungepaartes Elektron, das ein dauerhaftes magnetisches Moment erzeugt. „Sie sind für eine ganze Reihe von Anwendungen interessant“, sagt Benedetta Casu, „sie werden inzwischen für Speicherelemente, Batterien, Sensoren und für Anwendungen in der Biomedizin genutzt. Grundsätzlich ließen sie sich auch für die Konstruktion eines Quantencomputers einsetzen.“ In ihrer Studie untersuchten die Tübinger Wissenschaftler die Schnittstelle zwischen einem Einzelkristall des Minerals Rutil und einem organischen Radikal mithilfe eines hoch aufgelösten Röntgenspektroskopie-Verfahrens und theoretischen Berechnungen, die von Dr. Arrigo Calzolari vom Institut für Nanowissenschaften in Modena (CNR-NANO) durchgeführt wurden. Die Wissenschaftler bezeichnen die Verbindung aus klassischem und organischem Magneten auch als Spinterface – zusammengesetzt aus „Spin“ und „Interface“, dem englischen Begriff für Schnittstelle.

„Im Experiment wurden die organischen Radikale physikalisch festgehalten, das magnetische Moment wurde zwischen den unterschiedlichen Materialien erhalten“, sagt Benedetta Casu. Das habe gut funktioniert. Allerdings habe sich die Situation völlig verkehrt, wenn der Rutil an der Übertragungsstelle einen winzigen Defekt gehabt habe, eine nicht hundertprozentig regelmäßige Anordnung der Oberfläche. „In diesem Fall wurde das organische Radikal von der reaktionsfreudigen Defektstelle chemisch gebunden, sodass sein magnetisches Moment ausgelöscht wurde“, erläutert die Wissenschaftlerin.

Der Ansatz mit der Kombination aus Röntgenspektroskopie und theoretischen Berechnungen habe sich als besonders geeignet erwiesen, um die Mechanismen an der komplexen Schnittstelle zu verstehen. Man müsse sowohl die Ladungsverhältnisse als auch das Spinverhalten beschreiben. Zum ersten Mal sei klar geworden, welche wichtigen Einflüsse von den Oberflächendefekten an einem solchen Spinterface ausgehen. „Das ist ein wichtiges Ergebnis von allgemeiner Gültigkeit von der Chemie bis zur Physik sowie für die Materialwissenschaften“, sagt die Wissenschaftlerin.

Benedetta Casu und Arrigo Calzolari

Ein organisches Radikal näher sich dem Rutilkristallgitter (rot) – hier mit einer idealen Oberfläche ohne Defekte

Originalveröffentlichung

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Diese Produkte könnten Sie interessieren

SprayMaster inspex

SprayMaster inspex von LaVision

Qualitätsprüfung für Ihren Sprühprozess durch digitale Spray- und Partikelanalyse

Verlässlich, automatisiert, digital – Die Geometrie-Messung Ihres Sprühverfahrens in Echtzeit

Sprayanalysensysteme
VEGAPULS | VEGABAR | VEGASWING

VEGAPULS | VEGABAR | VEGASWING von VEGA Grieshaber

Füllstände cybersicher überwachen - so geht’s

Erfahren Sie mehr über den einzigartigen Sensor für flüssige und feste Medien

Füllstandmesstechnik
FireSting-PRO

FireSting-PRO von PyroScience

Neues faseroptisches Messgerät: Präzise Messungen selbst in kleinsten Volumen

Messen Sie pH, Sauerstoff und Temperatur sogar unter sterilen Bedingungen

Messgeräte
VIONIC powered by INTELLO

VIONIC powered by INTELLO von Metrohm

Der neue Potentiostat ideal für Batterie-, Brennstoffzellen- und Elektrolyseapplikationen

VIONIC powered by INTELLO

Potentiostate
Loading...

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

So nah, da werden
selbst Moleküle rot...

Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten

Themenwelt Batterietechnik

Die Themenwelt Batterietechnik bündelt relevantes Wissen in einzigartiger Weise. Hier finden Sie alles über Anbieter und deren Produkte, Webinare, Whitepaper, Kataloge und Broschüren.

30+ Produkte
150+ Unternehmen
35+ White Paper
20+ Broschüren
Themenwelt anzeigen
Themenwelt Batterietechnik

Themenwelt Batterietechnik

Die Themenwelt Batterietechnik bündelt relevantes Wissen in einzigartiger Weise. Hier finden Sie alles über Anbieter und deren Produkte, Webinare, Whitepaper, Kataloge und Broschüren.

30+ Produkte
150+ Unternehmen
35+ White Paper
20+ Broschüren

Themenwelt Spektroskopie

Durch die Untersuchung mit Spektroskopie ermöglicht uns einzigartige Einblicke in die Zusammensetzung und Struktur von Materialien. Von der UV-Vis-Spektroskopie über die Infrarot- und Raman-Spektroskopie bis hin zur Fluoreszenz- und Atomabsorptionsspektroskopie - die Spektroskopie bietet uns ein breites Spektrum an analytischen Techniken, um Substanzen präzise zu charakterisieren. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Spektroskopie!

50+ Produkte
30+ White Paper
40+ Broschüren
Themenwelt anzeigen
Themenwelt Spektroskopie

Themenwelt Spektroskopie

Durch die Untersuchung mit Spektroskopie ermöglicht uns einzigartige Einblicke in die Zusammensetzung und Struktur von Materialien. Von der UV-Vis-Spektroskopie über die Infrarot- und Raman-Spektroskopie bis hin zur Fluoreszenz- und Atomabsorptionsspektroskopie - die Spektroskopie bietet uns ein breites Spektrum an analytischen Techniken, um Substanzen präzise zu charakterisieren. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Spektroskopie!

50+ Produkte
30+ White Paper
40+ Broschüren

Themenwelt Sensortechnik

Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.

4 Produkte
2 White Paper
4 Broschüren
Themenwelt anzeigen
Themenwelt Sensortechnik

Themenwelt Sensortechnik

Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.

4 Produkte
2 White Paper
4 Broschüren