Internationale Marktrisiken verunsichern die deutsche Chemieindustrie

Mäßige Zufriedenheit mit Standortfaktor Digitalisierung

23.11.2016 - Deutschland

Für deutsche Chemiemanager stellen unzureichende Datensicherheit, geopolitische Krisen und mangelnde Informationen über Marktveränderungen das größte Risikopotenzial dar. Gleichzeitig bewerten sie die Bedingungen am Standort Deutschland so positiv wie nie zuvor. Der Standortfaktor Digitalisierung schneidet jedoch nur mittelmäßig ab. Dies sind die Ergebnisse der aktuellen CHEMonitor Trendumfrage von CAMELOT Management Consultants und CHEManager.

tpsdave, pixabay.com, CC0

Für das CHEMonitor Trendbarometer werden zweimal pro Jahr über 200 Top-Entscheider der deutschen Chemieindustrie befragt. Bei der aktuellen Befragung bewerteten 90% der Chemiemanager den Standort Deutschland mit „gut“ oder „sehr gut“, 10 Prozentpunkte mehr als noch im Januar dieses Jahres. „Die Zufriedenheit mit den Standortbedingungen hat ein neues Allzeithoch erreicht. Nach eher vorsichtigen Prognosen zu Beginn des Jahres haben sich auch die Erwartungen für Gewinn- und Umsatzentwicklung stabilisiert. Parallel fokussieren vor allem große Unternehmen wieder stärker auf Kostensenkungsprogramme“, fasst Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei CAMELOT, die Ergebnisse der CHEMonitor-Befragung zur konjunkturellen Entwicklung in der Chemieindustrie zusammen.

Standortfaktor Digitalisierung

Bei der aktuellen Umfrage wurde das CHEMonitor-Panel erstmals zu seiner Einschätzung der Digitalisierung als Standortfaktor für die Chemieindustrie befragt. 58% der Befragten bewerteten die Digitalisierung in Deutschland mit „gut“ oder „sehr gut“. Damit reiht sie sich im unteren Mittelfeld ein, vor den Schlusslichtern Arbeitskosten (25%), Unternehmensbesteuerung (18%) und Energiekosten (11%). Auf Platz 1 der Standortfaktoren steht unverändert die Qualität von Forschung und Entwicklung, die von 93% der Befragten positiv bewertet wird.

Risiken im Blick

Das Thema Risikomanagement stand im Fokus der aktuellen CHEMonitor-Umfrage, die eine Woche vor dem Unfall in der BASF am 17. Oktober abgeschlossen wurde. Befragt nach Risiken mit hoher Bedeutung für das eigene Unternehmen nannte rund die Hälfte der Manager IT-Risiken (48%), gefolgt von strategischen (46%) und operativen Risiken (43%) sowie Compliance-Risiken (39%).

Als Hauptursachen für potenzielle Risiken sehen die befragten Chemiemanager unzureichende Datensicherheit (44%), geopolitische Krisen (39%), unzureichende Informationen oder Indikatoren über sich verändernde Märkte (36%) sowie Fehleinschätzungen von Mitarbeitern (30%). „Geopolitische Entwicklungen und mangelnde Informationen über Marktveränderungen zählen zu den bedeutendsten Risikotreibern in der Chemieindustrie“, bestätigt Dr. Sven Mandewirth, Partner bei CAMELOT. „Ein umfassendes und strategisch aufgesetztes Risikomanagement versetzt Unternehmen in die Lage, Risiken und Chancen im Markt frühzeitig zu erkennen und so einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu erzielen.“

Marktrisiken bergen höchstes Schadenpotenzial

Im Rahmen der CHEMonitor-Befragung wurden die Teilnehmer befragt, welche konkreten Risiken in den vergangenen drei Jahren im eigenen Unternehmen mit signifikanten, negativen Auswirkungen eingetreten sind. Dabei bestätigte sich die hohe Relevanz von Marktrisiken: Über die Hälfte der befragten Manager stammen aus Unternehmen, die Umsatzverluste durch nachgebende Märkte (62%) und Verluste aufgrund von Währungsschwankungen (51%) beklagten. Signifikante Schäden durch Datenverluste und Hackerangriffe traten dagegen nur bei 15% der Befragten auf. Der Anteil der Ereignisse mit signifikant negativen Auswirkungen durch Personen- und Umweltschäden aufgrund von Störfällen ist mit 9% vergleichsweise gering.

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