Clevere Folien voller Quantenpunkte

Dünnschichtsensorik in hauchdünnen Folien zeigt kritische Belastungen an

28.03.2017 - Deutschland

Ein starker Sturm zieht auf. Die Rotorblätter einer Windkraftanlage werden gleich besonders stark belastet. Mikroskopisch kleine Schädigungen können sich im faserverstärkten Kunststoff bilden, welche oft unerkannt bleiben. Steifigkeits- und Festigkeitsverlust sind die Folge und führen im Extremfall beim nächsten Sturm zum Abknicken oder Abbrechen der Rotorblätter. Wissenschaftler des Zentrums für Mikrotechnologien der Technischen Universität Chemnitz und des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme ENAS entwickelten nun innerhalb des Bundesexzellenzclusters MERGE eine mehrschichtige Sensorfolie, die mit fluoreszierenden Nanopartikeln beschichtet ist. Wird diese Folie beispielsweise in die Oberflächen der Rotorblätter eingebettet, dann könnten bei Routinewartungen von Windkraftanlagen Hinweise auf mögliche Schädigungen frühzeitig gegeben werden. Der Grund: Die Folie ändert unter Belastung ihre Helligkeit und speichert diesen Zustand eine gewisse Zeit. Auch bei Radaufhängungen von Kraftfahrzeugen oder Leichtbauteilen wäre diese Sicherheitsmaßnahme sinnvoll. Selbst bei Fahrrad- oder Motorradhelmen könnten Nutzer so über den Zustand ihres Kopfschutzes informiert werden.

Conny Schubert

Martin Möbius (l.) und Jörn Langenickel vom Zentrum für Mikrotechnologien der TU Chemnitz demonstrieren den fluoreszierenden Effekt der auf Quantum Dots (QD) basierenden Sensorschicht, welche in einen Faserverbundwerkstoff integriert wurde. Durch mechanische Belastung dieser Schicht werden Ladungsträger generiert, welche den fluoreszierenden Effekt der Quantenpunkte beeinflusst. Solche Sensorschichten können z. B. in Rotorblätter von Windkraftanlagen integriert werden.

Möglich wird dies durch winzige Halbleiter-Nanokristalle. Aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber elektrischen Feldern und Ladungen können diese als exzellente Nanosensoren genutzt werden. „Auf der Basis von Quantenpunkten haben wir ein neues System zur Visualisierung von mechanischer Belastung entwickelt“, berichtet Dr. Jörg Martin vom Fraunhofer ENAS. Herzstück sei die Kombination piezoelektrischer Elemente mit einer sogenannten QD-Komposit-Schicht, womit die mechanische Belastung in eine lokal reduzierte Photolumineszenz der Partikel umgewandelt wird. Letztendlich wird eine schlagartige Belastung – zum Beispiel an einem Rotorblatt – als gut erkennbarer optischer Kontrast sichtbar. „Für die Nanosensoren selbst ist keine Energieversorgung notwendig“, sagt Martin Möbius vom Zentrum für Mikrotechnologien der TU Chemnitz. Dementsprechend wäre eine energieautarke Überwachung großer Flächen bzw. Bauteile mit nahezu jeder beliebigen Form möglich, und es ließen sich kritische Belastungen – insbesondere an Leichtbauteilen – im Rahmen üblicher Wartungen gut erkennen.

„Eine große Herausforderung dieser Entwicklung ist dabei die funktionsgerechte Integration der Sensorschichten in Leichtbaustrukturen, etwa durch Einlaminieren“, fügt Dr. Martin hinzu. Jedoch eröffne gerade das Einbringen zusätzlicher Funktionalität ein riesiges Anwendungspotenzial, weshalb gemeinsam mit weiteren Forschern der TU Chemnitz im Exzellenzcluster MERGE weitere Lösungsansätze untersucht und umgesetzt werden.

Erstmals präsentieren die Chemnitzer ihre „clevere Folie“ und ihre neuen Sensorkonzepte vom 24. bis 27. April 2017 auf der Hannover Messe am Stand des Fraunhofer ENAS auf dem Gemeinschaftsstande des IVAM Fachverband für Mikrotechnik.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Diese Produkte könnten Sie interessieren

VEGAPULS | VEGABAR | VEGASWING

VEGAPULS | VEGABAR | VEGASWING von VEGA Grieshaber

Füllstände cybersicher überwachen - so geht’s

Erfahren Sie mehr über den einzigartigen Sensor für flüssige und feste Medien

Füllstandmesstechnik
SprayMaster inspex

SprayMaster inspex von LaVision

Qualitätsprüfung für Ihren Sprühprozess durch digitale Spray- und Partikelanalyse

Verlässlich, automatisiert, digital – Die Geometrie-Messung Ihres Sprühverfahrens in Echtzeit

Sprayanalysensysteme
FireSting-PRO

FireSting-PRO von PyroScience

Neues faseroptisches Messgerät: Präzise Messungen selbst in kleinsten Volumen

Messen Sie pH, Sauerstoff und Temperatur sogar unter sterilen Bedingungen

Messgeräte
VIONIC powered by INTELLO

VIONIC powered by INTELLO von Metrohm

Der neue Potentiostat ideal für Batterie-, Brennstoffzellen- und Elektrolyseapplikationen

VIONIC powered by INTELLO

Potentiostate
Loading...

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

So nah, da werden
selbst Moleküle rot...

Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten

Themenwelt Sensortechnik

Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.

4 Produkte
2 White Paper
4 Broschüren
Themenwelt anzeigen
Themenwelt Sensortechnik

Themenwelt Sensortechnik

Die Sensortechnik hat die chemische Industrie revolutioniert, indem sie präzise, zeitnahe und zuverlässige Datenbereitstellung in einer Vielzahl von Prozessen ermöglicht. Vom Überwachen kritischer Parameter in Produktionslinien bis hin zur Früherkennung potenzieller Störungen oder Gefahren – Sensoren sind die stillen Wächter, die Qualität, Effizienz und Sicherheit gewährleisten.

4 Produkte
2 White Paper
4 Broschüren