Effizientere und billigere synthetische Kraftstoffe mit 3D-Druck
Forschungszentrum Jülich
Forschungszentrum Jülich / T. Schlößer
Synthetische Kraftstoffe sind eine mögliche Lösung, um Verbrennungskraftwerke und –motoren oder industrielle Anlagen klimaschonend zu betreiben. Zumindest dann, wenn die dafür benötigte Energie aus regenerativen Quellen stammt. Werden sie verbrannt, setzen sie nur das CO2 frei, das bei der Herstellung der Stoffe gebunden wurde. Synthetische Kraftstoffe sind „von Natur aus rein“ und verbrennen nahezu schadstofffrei. Stickoxide oder Feinstaub werden so erst gar nicht in größeren Mengen freigesetzt. Weil sie sich gut transportieren und lagern lassen, sind sie darüber hinaus als Speicher für die Energiewende geeignet. Ins Gasnetz eingespeist, könnten sie bei Bedarf in Gaskraftwerken rückverstromt werden, wenn Sonne und Wind allein nicht genügend Energie liefern.
Die Preise für synthetische Kraftstoffe sind im Vergleich zu fossilen Rohstoffen allerdings noch recht hoch und stehen der Produktion größerer Mengen entgegen. Das noch recht neue Verfahren der Co-Elektrolyse stellt eine vielversprechende Möglichkeit dar, die Kosten für die Herstellung zu senken. Die Methode gilt als sehr effizient, steckt aber noch in den Kinderschuhen.
Die neue Technik macht es möglich, synthetische Chemikalien und Kraftstoffe direkt in einem Schritt herzustellen. Gängige Verfahren setzen dagegen mehrere Prozessschritte voraus. Im Projekt PROMETHEUS verfolgen Jülicher Forscher die Entwicklung eines Membranreaktors für die Co-Elektrolyse, in dem mehrere chemische Reaktionen möglich sind. Kernelement ist eine keramische Membran, die für Wasserstoff- und Sauerstoffionen durchlässig ist. An ihren Oberflächen befinden sich Katalysator-Schichten, die den Ablauf der gewünschten Umwandlungsreaktionen vorantreiben.
3D-Druck für maßgeschneidertes Design
„Die Effizienz des Verfahrens hängt von mehreren Faktoren wie Membrandicke, Oberflächenaktivität und Porosität des Trägermaterials ab, die es im Projekt zu optimieren gilt“, erklärt Projektleiter Prof. Wilhelm Meulenberg vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-1). Um den Durchfluss zu steigern, haben die Forscher die Membran als hauchdünne Schicht ausgelegt. Mit 10 – 50 Mikrometer ist sie gerade einmal so dick wie ein menschliches Haar. Denn je geringer die Materialstärke, desto geringer ist auch der Transportwiderstand und desto mehr Wasserstoff kann die Membran in gleicher Zeit passieren.
Um die notwendige mechanische Stabilität zu erzielen, wird die Membranschicht auf ein wesentlich dickeres poröses Trägermaterial aufgebracht. Der Einsatz von 3D-Keramik-Druckverfahren, auf die sich die am Projekt beteiligte WZR ceramic solutions GmbH spezialisiert hat, bietet dabei gleich mehrere Vorteile. „Zum einen ermöglichen es die Verfahren, einen Träger mit maßgeschneiderter Porenstruktur herzustellen, der für den Gastransport optimierte Porenkanäle enthält. Zum anderen trägt der 3D-Druck aber auch dazu bei, die späteren Herstellungskosten für die Membranzellen gegenüber mehrstufigen Gieß- und Sinterprozessen deutlich zu reduzieren“, sagt Wilhelm Meulenberg.
Die WZR ceramic solutions GmbH entwickelt unterschiedliche Verfahren der Additiven Fertigung (3D-Druck) für industrielle Anwendungen. „Neben der geometrischen Freiheit der neuen Verfahren, eröffnet auch die Möglichkeit Werkstoffe auf mikroskopischer Ebene lokal zu verändern bzw. zu kombinieren ganz neue Produkte. Mit keinem anderen Prozess gelingt es das Gefüge keramischer Werkstoffe lokal zu modifizieren und den Anforderungen an ein Bauteil exakt anzupassen. Dieses Potential wollen wir nun für die Fertigung von optimierten Trägern nutzen,“ ergänzt Wolfgang Kollenberg (CEO, WZR ceramic solutions GmbH).