Geruchsalarm im Planschbecken

Wissenschaftler untersuchen Fehlgerüche in Kinderprodukten

21.04.2017 - Deutschland

Mehr Bauklötze, mehr Spielzeugautos, mehr Puppen: Der Spielwarensektor in Deutschland verzeichnet konstant steigende Umsätze. Gleichzeitig aber werden europaweit hunderte Spielsachen im Jahr vom Markt genommen, wie ein Blick in die Datenbank des europäischen Schnellwarnsystems (RAPEX) zeigt. In einigen Fällen beschwerten sich Verbraucher über den Geruch der Produkte – und machten Hersteller und Überwachungsbehörden damit auf den entsprechenden Artikel aufmerksam. Welche Substanzen jedoch diese Gerüche erzeugen und wie sie auf den Menschen wirken, ist bislang kaum erforscht. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) ist es nun gelungen, in ersten Studien einige der Übeltäter zu identifizieren.

PublicDomainPictures, pixabay.com, CC0

Fraunhofer IVV

Geruchsproben: Aromaforscher bei der Arbeit.

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Fraunhofer IVV

Für seine vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz geförderten Studien hat sich FAU-Nachwuchsforscher Christoph Wiedmer gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Büttner 50 geruchlich auffällige Kinderprodukte vorgenommen und zunächst sensorisch bewertet. „Es gibt tatsächlich immer wieder Spielwaren, die einen Geruch verströmen, der uns von Eltern als ‚stechend‘ oder ‚irgendwie giftig‘ charakterisiert wird“, erklärt Wiedmer. „Es ist also kein Wunder, dass Verbraucher solche Produkte als beängstigend empfinden und Bedenken haben, ihre Kinder damit spielen zu lassen.“ Proben mit besonders intensivem Geruch oder Produktgruppen, in denen vermehrt Proben mit Fehlgeruch festgestellt wurden, untersuchte das Forscherteam anschließend mittels verschiedener geruchsanalytischer Verfahren, um die Geruchsstoffe zu identifizieren, die für den Störeindruck verantwortlich sind.

Unter anderem widmeten sich die Forscher der Frage, welche Substanzen für den weit verbreiteten intensiven Geruch von Schwimmflügeln, Wasserbällen und ähnlichen Produkten verantwortlich sind. Tatsächlich konnten in vielen der untersuchten Produkte Lösungsmittelreste wie Cyclohexanon oder Isophoron nachgewiesen werden. Dabei stellten die Forscher ebenfalls fest, dass deren Geruch in den geruchsanalytischen Verfahren dem der entsprechenden Produkte stark ähnelt, was einen Zusammenhang belegt. Darüber hinaus konnten verschiedene andere Geruchsstoffe gefunden werden, die sich beispielsweise während der Herstellung oder der Lagerung aus Vorläufersubstanzen bilden können. Einige der nachgewiesenen Geruchsstoffe sind möglicherweise physiologisch bedenklich: Isophoron ist beispielsweise als potenziell krebserregend eingestuft und Phenol, eine Substanz die ebenfalls in den Wasserspielzeugen gefunden wurde, steht im Verdacht das Erbgut zu verändern.

Laut Produktsicherheitsgesetz sowie Lebens- und Futtermittelgesetzbuch ist es verboten, gesundheitsschädliches Spielzeug in Verkehr zu bringen. Auffällige Proben werden von der amtlichen Überwachung beanstandet. Allerdings sind einige der im Rahmen dieser Untersuchungen nachgewiesenen Substanzen bislang nur wenig erforscht. Die aktuellen Forschungsergebnisse des FAU-Wissenschaftlerteams um Prof. Dr. Andrea Büttner legen daher die Basis für Folgeuntersuchungen zur physiologischen und toxikologischen Bewertung derartiger Substanzen. Dabei werden die Forscher vor allem weiter untersuchen, wie diese Stoffe wirken, wenn Menschen ihnen längere Zeit ausgesetzt sind, etwa Konsumenten, aber auch Personen im Herstellungsprozess sowie in Vertrieb und Handel. Darüber hinaus laufen derzeit bereits Untersuchungen zu Störgerüchen in weiteren Produktgruppen des täglichen Gebrauchs.

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