Fronten im Machtkampf bei Pfeiffer Vacuum bleiben verhärtet
Übernahmeangebot von Busch weiter als zu niedrig abgelehnt
(dpa-AFX) Der Machtkampf beim Vakuumpumpen-Spezialisten Pfeiffer Vacuum hat auf der Hauptversammlung seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt gefunden. Auf dem von persönlichen Angriffen, Zwischenrufen und überraschenden Rednerauftritten geprägten Aktionärstreffen am Dienstag änderte sich am Verlauf der Fronten im Grunde jedoch nichts: Vorstand und Aufsichtsrat lehnen das Übernahmeangebot des familiengeführten Rivalen Busch weiter als zu niedrig ab. Die Familie Busch hält ihr Angebot dagegen für ausreichend und lehnt momentan eine Aufstockung ab.
"Wir wollen, dass Sie sich alle unser Angebot noch einmal gründlich anschauen", sagte Mit-Geschäftsführerin Ayla Busch den rund 600 Aktionären in der Stadthalle Wetzlar. "Es ist ein sehr gutes Angebot. Eine Preiserhöhung wird es im Rahmen dieses Angebots nicht geben." Ihr Rede wurde von Zwischen- und teils Buhrufen unterbrochen. "Wir wollen, dass operativ Ruhe einkehrt und sich Vorstand und Aufsichtsrat wieder auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren: Pumpen verkaufen. Das möchten wir bei Busch übrigens auch."
Pfeiffer-Vacuum-Vorstandschef Manfred Bender hatte kurz zuvor auf dem Podium das Angebot abermals zurückgewiesen: "Die Busch-Gruppe bietet keinen angemessenen Kaufpreis. Busch bietet 110 Euro für eine Aktie, deren aktueller Marktpreis bei über 120 Euro liegt." Auch verfüge die Busch-Gruppe über kein schlüssiges Konzept zur Zusammenarbeit. Aufsichtsratschef Michael Oltmanns musste eine Schlappe einstecken: Er wurde nicht entlastet und bekam lediglich 48,5 Prozent der Stimmen des anwesenden Kapitals. Alle anderen Vorstände und Aufsichtsräte erhielten dagegen Zustimmungsquoten von 97 Prozent und mehr.
Die Busch-Gruppe aus Maulburg in Baden-Württemberg hatte zu Beginn des Jahres ein Übernahmeangebot für Pfeiffer Vaccum über 96,20 Euro je Aktie vorgelegt, diese Offerte im März aber abgeblasen. Wenige Wochen später gab Busch ein neues Angebot über 110 Euro ab. Vom fairen Preis sei das Angebot "noch ein Stückchen entfernt", sagte Bender am Rande der Hauptversammlung. Busch hatte Pfeiffer im Falle der Übernahme einer Kontrollmehrheit weitreichende Eigenständigkeit zugesichert, was aber von Pfeiffer-Seite bezweifelt wird.
Aktionärsvertreter monierten ebenfalls die Höhe des Angebots, stellten aber gleichzeitig die Art und Weise in Frage, wie die Führungsspitze von Pfeiffer Vacuum damit umgegangen ist. Wolfgang Schärfe von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) drohte mit der Nichtentlastung des Aufsichtsrats, sollten diesbezügliche Fragen nicht beantwortet werden.
Überraschend meldete sich auch der ehemalige Vorstandschef Wolfgang Dondorf zu Wort, der das Unternehmen von 1994 bis 2007 geführt und dann an den aktuellen Amtsinhaber Manfred Bender übergeben hatte. Dondorf kritisierte das Verhalten der amtierenden Spitze: "Was sich seit einigen Monaten bei Pfeiffer abspielt, lässt mich nicht länger schweigen." Der Einstieg von großen Aktionären sei normal. "Sie als Vorstand haben weder die Möglichkeit noch die Aufgabe, sich die Aktionäre auszusuchen." Mit der Familie Busch habe er schon vor 15 Jahren über eine Kooperation gesprochen. "Sie müssen Allianzen schmieden, sie müssen Kunden noch intensiver betreuen", rief er seinem Nachfolger zu und verwies auf deutlich größere Konkurrenten.
Aktuell läuft es für Pfeiffer Vacuum im Geschäft gut. "Der aktuelle Auftragseingang liegt zum jetzigen Zeitpunkt mit fast 25 Prozent über dem des Vorjahres", sagte Vorstandschef Bender. Auf dieser Basis rechnet er damit, dass der Umsatz in diesem Jahr auf 520 bis 540 Millionen Euro steigen wird - das wäre ein Zuwachs von mindestens rund 10 Prozent. Im Vorjahr war Pfeiffer halb so stark gewachsen. Das Betriebsergebnis soll sich laut Bender "deutlich" verbessern. 2016 hatte Pfeiffer das Betriebsergebnis um knapp 12 Prozent auf 68 Millionen Euro steigern können. Die positive Entwicklung sollte sich auch 2018 fortsetzen, sagte der Vorstandschef.
Die Busch-Gruppe beschäftigt weltweit rund 3000 Mitarbeiter. Sie bietet laut eigenen Angaben eine der breitesten Produktpaletten in der Vakuumindustrie an, etwa für die Möbelproduktion. Pfeiffer Vacuum ist mit seinen Anlagen derweil vor allem in der Analytik, Forschung und Entwicklung oder in der Beschichtung vertreten. Der börsennotierte Konzern hat annähernd 2500 Mitarbeiter.