Clariant: Doppelter Gegenwind bei geplanter Huntsman-Übernahme

05.07.2017 - Schweiz

(dpa-AFX) Der Chemiekonzern Clariant bekommt bei der geplanten Übernahme des US-Konkurrenten Huntsman Gegenwind von Investorenseite. Das US-Familienunternehmen Standard Industries sowie der als aktivistisch geltende Hedgefonds Corvex Management wollen die Fusion verhindern, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme hervorgeht, die der Schweizer Finanz-Nachrichtenagentur AWP vorliegt. Unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen hatte auch die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber berichtet.

Der Anstoß dazu kam von Standard Industries, dem laut eigenen Angaben weltweit größten Hersteller von Dachabdichtungen. Dieser ist seit 2016 über einen Investment-Arm Clariant-Aktionär. Um den 6,4 Milliarden Dollar schweren Huntsman-Deal zu verhindern, habe man Corvex mit an Bord geholt und die gemeinsame Tochter White Tale gegründet, sagte deren Sprecher auf AWP-Anfrage. Den Anteil an Clariant hätten die Investoren auf zuletzt 7,2 Prozent aufgebaut. "Ein weiterer Ausbau der Beteiligung ist nicht ausgeschlossen", hieß es weiter. Zuletzt wurde ein Anteil von 5,13 Prozent an die Schweizer Börse gemeldet.

Der im Mai angekündigte Zukauf mache strategisch keinen Sinn, so die Einschätzung von Corvex und Standard Industries. Denn in der vorgeschlagenen Form würden die Clariant-Aktien zu niedrig bewertet. Zudem stelle die geplante Fusion eine vollständige Umkehr der langjährigen Strategie von Clariant dar, sich zu einem reinen Spezialchemikalien-Anbieter zu entwickeln. Mit Huntsman werde Clariant vor allem zu einem neuen Rohstoff- und Zwischengeschäft kommen, glauben die Investoren. Das würde den Gewinn verwässern und die Aktie mit einem größeren Konglomeratsabschlag versehen.

Der Schweizer Konzern solle sich daher nach Alternativen umsehen und die Aktionäre gegen die Transaktion stimmen, so die Forderung von White Tale. "Es geht primär darum, den Deal zu verhindern und nicht um den Anstoß zu einer Fusion mit Standard Industries", hielt deren Sprecher fest. Von vornherein ausschließen wollte er einen solchen Schritt auf Nachfrage aber nicht.

An der Börse sorgte die Nachricht über den Widerstand gegen die Fusionspläne für einen Kurssprung der Clariant-Aktie. Nachdem sie bereits seit Anfang April dieses Jahres um rund 17 Prozent zulegen konnte, gewann sie im frühen Handel nochmal rund 3,7 Prozent dazu. Derzeit kostet das Papier, das im SMIM-Index für 30 mittelgroße, an der Schweizer Börse notierte Unternehmen gelistet ist, 22,30 Schweizer Franken.

Clariant will sich mit Huntsman zusammenschließen, um zu einem der weltweit führenden Spezialchemiekonzerne aufzusteigen. Nach der Fusion hätte das Unternehmen einen Börsenwert von rund 14 Milliarden Dollar. Die Clariant-Aktionäre sollen 52 Prozent an der neuen Gesellschaft mit 28 200 Mitarbeitern und 200 Fabriken halten, die Huntsman-Eigner den Rest. Die Fusionspläne wurden im Mai veröffentlicht, im vierten Quartal 2017 soll eine außerordentliche Hauptversammlung stattfinden, in der über den Deal abgestimmt wird. Erforderlich ist eine Zweidrittelmehrheit der Aktienstimmen.

In einer Stellungnahme von Clariant erklärte der Konzern, das erhöhte Investment von Corvex und Standard Industries zur Kenntnis genommen zu haben. Man stehe bereits seit dem ersten Investment im letzten Jahr in regelmäßigem Kontakt mit den Investoren. "Wie mit all unseren Aktionären führen wir auch mit ihnen einen offenen Dialog", heißt es weiter.

Der Hedgefonds Corvex wird von Keith Meister geführt, der früher für den Investor Carl Icahn gearbeitet hat. Aktivistische Investoren haben oft trotz ihrer vergleichsweise geringen Beteiligung großen Einfluss, weil sie entweder andere Anleger hinter sich bringen oder das Management des Unternehmens in der Öffentlichkeit stark unter Druck setzen. So können sie oft Einfluss auf die Entscheidungen nehmen und dabei hohe Gewinne einstreichen.

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