Wie sieht die Energiezukunft der Menschheit aus?

Studie sieht globale Energiewende - aber Klimaziele werden verfehlt

06.09.2017 - Großbritannien

(dpa) Die Welt in 33 Jahren, 2050: Auf dem Planeten leben 9,2 Milliarden Menschen, 1,7 Milliarden mehr als heute. Sie produzieren mindestens doppelt so viele Güter und Dienstleistungen - aber verbrauchen zugleich kaum mehr Energie als jetzt.

PIRO4D, pixabay.com, CC0

Schon 2030 hat der globale Energieverbrauch seine Spitze überschritten, geht seitdem zurück. Kohle, Öl und Gas sichern immer noch die Hälfte der Versorgung, haben aber ihren Zenit schon lange hinter sich, und ihr Anteil schrumpft. Neue Autos werden überall auf der Welt in der Regel elektrisch angetrieben, Verbrennungsmotoren für öl- und gasbasierte Treibstoffe laufen nur noch in Schiffen und Flugzeugen. Der CO2-Ausstoß aus Energie ist halb so hoch wie heute.

Dieses Szenario entwirft der internationale technische Konzern DNV GL in einer Studie, die am Montag in London vorgestellt wurde. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Oslo beschäftigt mehr als 13.500 Mitarbeiter, die weltweit Industrieanlagen, Kraftwerke, Schiffe und andere technische Objekte prüfen und analysieren. Ein Großteil hat auf die eine oder andere Weise mit Energie zu tun.

«Elektrifizierung und Elektromobilität werden entscheidend dazu beitragen, dass die Energieversorgung sich grundlegend verändert», sagt Andreas Schröter, Geschäftsführer der deutschen Energiesparte von DNV GL mit Sitz in Hamburg. Im Jahr 2050 werde die Menschheit 430 Exajoule Energie verbrauchen - das ist eine Zahl mit 18 Nullen und lediglich sieben Prozent mehr als heute.

Davon entfallen 40 Prozent auf Elektrizität, gegenüber aktuell 18 Prozent. Und diese Elektrizität wird zu 85 Prozent aus erneuerbaren Quellen produziert, vor allem aus Solar- und Windenergie.

Die Experten von DNV GL sehen drei Faktoren, die bestimmend sind für die Energiezukunft der Menschheit. Die Weltbevölkerung wächst langsamer, die Wirtschaft auch. Und die erneuerbaren Energien werden immer billiger und effizienter, in Erzeugung wie Verbrauch. «Elektroautos verwerten die Energie besser», sagt Schröter. Durch die Elektrifizierung zum Beispiel der Heizungen in den Wohnungen und der Fahrzeuge erhöht sich der Wirkungsgrad des gesamten Energiesektors.

Strom wird in der Zukunft reichlich und günstig zur Verfügung stehen, glauben die Experten von DNV GL. «Die Ladung für die E-Mobile wird für die Autofahrer mehr oder weniger kostenlos sein», sagt Schröter.

Die Hoffnung der Experten richtet sich auf Fortschritte, die heute noch nicht absehbar sind, aber sich zum Beispiel bei der Entwicklung der Offshore-Windenergie beobachten lassen. Diese ist schon teilweise wettbewerbsfähig. «Mit vielen kleinen Veränderungen schafft sich die Elektrifizierung ihr eigenes technologisches Biotop.»

Prognosen über mehr als drei Jahrzehnte sind mit hohen Unsicherheiten behaftet. Das wissen auch die Experten von DNV GL, die für ihre Vorhersage ein komplexes Modell entworfen haben. Andere Voraussagen, die aber nicht alle so weit in die Zukunft reichen, kommen zum Teil zu anderen Ergebnissen, weil sie etwa mit einem höheren Zuwachs bei Bevölkerung und Wirtschaftskraft sowie weniger Einsparungen rechnen.

Für die Klimapolitik hat aber auch die vergleichsweise optimistische Zukunftsvision von DNV GL keine Entlastung zu bieten. Laut der Studie ist 2023 das zulässige CO2-Budget überschritten, um die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad seit Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.

Die höchstmöglichen CO2-Mengen für das 2-Grad-Ziel werden demnach 2045 erreicht, der Ausstoß geht bis 2090 weiter. Bis zum Ende des Jahrhunderts werde die globale Temperatur um 2,5 Grad ansteigen - mit schweren Folgen für Klima und Umwelt.

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