Die Chiralität von Molekülen entschlüsseln
Neuer DFG-Sonderforschungsbereich an der Uni Kassel
Paavo Blafield für Uni Kassel
Für die physikalische Grundlagenforschung, aber auch für die Medizin und Lebenswissenschaft ist es wichtig, die „Chiralität“ zu verstehen, also die Tatsache, dass zwei Moleküle aus denselben Atomen, aber spiegelverkehrt aufgebaut sein können. So kann eine Chemikalie in der einen Variante giftig und in der anderen ein Medikament sein. Die Kasseler Forschungsgruppe will chirale Moleküle hochempfindlich analysieren und letztlich ihre Chiralität oder „Händigkeit“ manipulieren und umkehren. Dafür werden die Moleküle mit extremen Lasern beschossen und mit modernsten Nachweistechniken erfasst. Im Rahmen des Forschungsprojekts soll dabei weltweit erstmals ein Gasphasenlabor für die ausschließlich mit Licht getriebene Physik chiraler Moleküle entstehen.
Die DFG finanziert den Sonderforschungsbereich zunächst für die kommenden vier Jahre mit rund 9,0 Mio. Euro. Danach sind zwei Verlängerungsperioden auf maximal 12 Jahre möglich. Sprecher ist Prof. Dr. Thomas Baumert, Leiter des Fachgebiets Femtosekundenspektroskopie und ultraschnelle Laserkontrolle. Beteiligt am Sonderforschungsbereich sind sieben Professuren der Universität Kassel, weitere Partner sind das Deutsche Elektronensynchrotron (DESY) Hamburg, die Philipps-Universität Marburg und die Goethe-Universität Frankfurt.
Der Präsident der Universität Kassel, Prof. Dr. Reiner Finkeldey, gratulierte den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: „Das ist ein großer Erfolg und belegt, dass sich an unserer Universität Spitzenforschungs-Verbünde gebildet haben, die national und international konkurrenzfähig sind – ein DFG-Sonderforschungsbereich, das bedeutet Bundesliga-Spitzengruppe.“ Finkeldey betonte: „Die Entscheidung der DFG bestärkt die Hochschulleitung in ihrem Kurs, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Einwerbung von Forschungsprojekten stärker zu unterstützen und so das Forschungs-Profil der Universität weiter zu schärfen.“
Das Konsortium um Prof. Baumert kann in der künftigen Arbeit auf Ergebnisse aufbauen, die im Rahmen eines LOEWE-Forschungsprojekts zur molekularen Chiralität gewonnen wurden. Mit dem LOEWE-Programm unterstützt das Land Hessen den Aufbau von international bedeutenden Forschungs-Verbünden. „Für die Weiterentwicklung von Strukturen im Institut für Physik war das ein wichtiger Schritt“, betonte Prof. Dr. Arno Ehresmann, Vizepräsident für Forschung und selbst Experimentalphysiker. „Auch in anderen Fachbereichen wollen wir künftig vorhandene Cluster für die Einwerbung größerer Projekte nutzen.“
Der SFB-Sprecher Prof. Baumert kündigte an: „Wir haben in den vergangenen Jahren am Institut für Physik und am Institut für Chemie zusammen mit unseren Kooperationspartnern einen unvergleichlichen Erkenntnisschatz in der Erforschung der Chiralität erworben. Zudem stehen uns fortschrittlichste Werkzeuge der Atom- und Molekülphysik sowie der Optik und Quantenoptik zur Verfügung. Darauf wollen wir aufbauen, um ein international führendes Wissenschaftszentrum für die lichtgetriebene Physik chiraler Moleküle in der Gasphase zu etablieren.“
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