Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie feiert Richtfest
Schon jetzt lässt sich erahnen, wie sich der Deutsche Platz verändern wird, denn das Gebäude ist als Stahlbetonkonstruktion bereits bis oben hin fertig. Es bildet den modernen Gegenpart zur traditionsreichen Deutschen Bücherei, die seit 1915 das große Oval auf der Achse zwischen Neuem Rathaus und Völkerschlachtdenkmal prägt - eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft ist geschlagen. Wie in der Deutschen Bücherei Wissen gesammelt wird, dient auch ihr modernes Spiegelbild zukünftig diesem Ziel.
Rund 70 Millionen Mark wendet die Max-Planck-Gesellschaft (München) auf, um auf dem Areal von knapp 21.000 Quadratmetern den Institutsneubau zu errichten. Die Planung der Architekten Schmidt - Schicketanz + Partner (München) sieht zum Deutschen Platz hin einen siebenstöckigen, bogenförmigen Baukörper vor, dessen Putzfassade mit vielen Fenstern Bauhaus-Anklänge hat und durch eine plastisch vortretende Metallkonstruktion auf Höhe der oberen Geschosse aufgelockert wird. In dem Gebäudeteil - von den Bauherren nur "Banane" genannt - werden sich später der Haupteingang des Instituts sowie Büros und Laboratorien befinden. An die Banane lehnt sich nach hinten ein U-förmiger Bau an, dessen geschlossene Grundseite zur Zwickauerstraße zeigt und Bezüge zur dort gegenüberliegenden tiermedizinischen Fakultät aufnehmen soll. Eine zentrale Halle wird die beiden Schenkel des U-Baus mit der Banane verknüpfen. Im Erdgeschoss wird sie eine Caféteria aufnehmen, von der man einen schönen Blick auf den Innenhof mit Wasserlandschaft haben wird. Ferner ist in der Halle ein großer Hörsaal vorgesehen, der als Kubus auf Stelzen erst ab einer Höhe zwischen zweiten und drittem Stockwerk nach oben ragt.
Derzeit residiert das 1997 gegründete MPI für evolutionäre Anthropologie noch in angemieteten Räumen in der Inselstraße. Dort erforschen die Mitarbeiter in bisher vier Abteilungen und einer Nachwuchsgruppe von einem interdisziplinären Ansatz her die verschiedenen Facetten der Evolution des Menschen. Die Abteilung für Primatologie (Direktor: Prof. Dr. Christophe Boesch) untersucht vor allem die Evolution von sozialen Systemen und Intelligenz bei frei lebenden Populationen von Menschenaffen. Das Verhalten von Primaten in menschlicher Obhut hingegen wird von der Abteilung für Entwicklungs- und vergleichende Psychologie (Direktor: Prof. Dr. Michael Tomasello) am neu errichteten Wolfgang-Köhler-Zentrum für Primatenforschung, eine Kooperation mit dem Leipziger Zoo, studiert, neben Spracherwerbsstudien mit Kindern. Wie ähnlich wir unseren "Brüdern und Schwestern" offensichtlich sind, liegt teilweise auch verschlüsselt in der DNA vor - deren Code zu knacken und hinter das Geheimnis dessen zu kommen, was den Menschen zum Menschen macht, ist nur eins von vielen Forschungsinteressen der Abteilung für evolutionäre Genetik (Direktor: Prof. Dr. Svante Pääbo). Ein besonderes Merkmal des Homo Sapiens ist mit Sicherheit das Vermögen, Sprache als effektives Kommunikationsmittel zu nutzen. Die Wissenschaftler der Abteilung für Linguistik (Direktor: Prof. Dr. Bernard Comrie) erforschen die Diversität menschlicher Sprache und die ihr zugrunde liegenden historischen Prozesse.
Bis zum eigentlichen Umzug vom Provisorium in der Inselstraße zum Institutsneubau am Deutschen Platz sind noch einige Schritte zu gehen. Der visuelle Vorgeschmack im Rahmen des Richtfests ermöglicht jedoch schon jetzt eine kleine Vorste