Nobelpreisträger Rudolf Mößbauer wird 75
Geboren 1929 in München, begann Rudolf Mößbauer 1949 sein Physikstudium an der damaligen Technischen Hochschule München und schloss sein Studium 1955 bei Prof. Heinz Maier-Leibnitz ab. Unter seiner Obhut machte Mößbauer im Rahmen seiner Doktorarbeit die entscheidenden Entdeckungen, die 1961 mit dem Nobelpreis gewürdigt wurden: Am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg gelangen ihm die ersten Beobachtungen der rückstoßfreien Kernresonanz-Absorption. 1958 promovierte er bei Maier-Leibnitz an der Technischen Hochschule München mit dem Thema "Kernresonanz-Fluoreszenz von Gammastrahlen in Iridium-191". Der nach ihm benannte "Mößbauer-Effekt" ermöglicht feinste Energiedifferenz- und Frequenzmessungen energiereicher elektromagnetischer Strahlung.
Praktische Bedeutung gewann der Effekt in so genannten Mößbauer-Spektrometern, mit denen die genaue chemische Umgebung bestimmter Elemente ermittelt werden kann. So haben die jüngst auf dem Mars gelandeten Roboter unter anderem Mößbauer-Spektrometer an Bord, um die eisenhaltigen Mineralien auf dem Mars zu untersuchen. Die Geräte senden mittels einer radioaktiven Quelle Gamma-Strahlen aus, die auf das Untersuchungsmaterial treffen und reflektiert werden. Die Differenz zwischen dem ausgesandten und dem reflektierten Spektrum gibt Auskunft über die Zusammensetzung der Mineralien.
Mit 32 Jahren war Mößbauer einer der jüngsten Nobelpreisträger überhaupt. Zu dieser Zeit war er in den USA am California Institute of Technology, wo er bis heute Mitglied der Fakultät ist. Es folgten ungezählte Ehrungen und Mitgliedschaften in den renommiertesten wissenschaftlichen Organisationen der ganzen Welt. Ende 1964 folgte Mößbauer dem Ruf an die TU München und wurde Direktor des neuen Physik-Departments. Zur Bedingung seiner Rückkehr hatte er gemacht, dass die Fakultät für Physik völlig neu nach amerikanischem Muster organisiert wurde. Das Department mit gleichrangigen Professoren, aus deren Mitte ein Direktorium gewählt wurde, sollte für Dynamik in der Forschung sorgen.
In den folgenden Jahren kritisierte Mößbauer immer wieder die fehlende Freizügigkeit an deutschen Universitäten. Trotz aller Kritik blieb Mößbauer jedoch ein leidenschaftlicher Forscher, der es versteht, Interesse und Begeisterung für die Physik zu wecken. Sein Rat lautete einmal, die besten jungen Wissenschaftler mit größtmöglichen Freiheiten auszustatten und nicht auf kurzfristige Erfolge zu drängen. Jedoch sollte nach etwa zehn Jahren erkennbar sein, dass etwas Wesentliches gefunden wurde.
Mößbauers Forschungsaktivitäten waren stets gekennzeichnet durch das Bestreben, eingefahrene Wege zu verlassen und neue, manchmal gewagte Richtungen einzuschlagen. Dies war auch der Grund, weshalb er sich für manche Kollegen überraschend von der Standardanwendung des Mößbauer-Effekts abwandte. Seine Berufung 1972 zum Nachfolger von Maier-Leibnitz als zweiter Direktor des Instituts Laue Langevin in Grenoble erlaubte ihm, seine herausragenden Führungseigenschaften in einem neuen europäischen Institut unter Beweis zu stellen. Als einer der Ersten erkannte er die Herausforderung der Neutrinophysik und engagierte sich gerade auf dem Gebiet, in dem in jüngster Zeit wieder zwei Nobelpreise verliehen wurden.
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