Merck KGaA verkauft VWR International an US-Finanzinvestor
Als Teil der Vereinbarung wird VWR auch weiterhin Vertriebspartner für die Laborprodukte von Merck sein. In diesem Zusammenhang führt das Unternehmen zum 1. April 2004 zwei seiner fünf Chemiesparten - Analytics & Reagents und Life Science Products - zu einer neuen Einheit mit der Bezeichnung Life Science & Analytics zusammen. Die neue Sparte wird mit VWR eine langfristige Vertriebsvereinbarung abschließen.
Mit 5.880 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 2,4 Mrd EUR ist VWR International einer der weltweit führenden Labordistributoren. Das in West Chester, Pennsylvania angesiedelte Unternehmen vertreibt mehr als 750.000 Produkte. Die Palette reicht von einfachem Verbrauchsmaterial für das Labor bis hin zu vollständig ausgestatteten Reinräumen oder biologischen Reagenzien für die Arzneimittelentwicklung.
"Mit dem Verkauf von VWR wird Merck zwar kleiner, dafür aber deutlich profitabler und klar ausgerichtet auf seine Kerngeschäfte Pharma und Chemie," sagte Prof. Bernhard Scheuble, der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Merck KGaA. "Der Verkaufserlös reduziert unsere Finanzschulden fast vollständig und gibt uns die Flexibilität, bei passender Gelegenheit in unseren Kerngeschäften zu expandieren. Wir glauben, dass die Veräußerung an einen Finanzinvestor die beste Lösung für unsere Aktionäre, für Merck, aber auch für die Wachstumschancen von VWR und seiner Mitarbeiter darstellt."
"VWR International ist ein Geschäft von hoher Qualität und der Verkauf repräsentiert genau die Art von Transaktionen, für die unser Haus bekannt ist - die Abspaltung eines umsatzstarken Distributionsgeschäfts von einem multinationalen Unternehmen," sagte Joseph L. Rice, der Chairman von Clayton, Dubilier & Rice, Inc. "Wir sind überzeugt, dass unser Investmentmodell vor allem für Situationen geeignet ist, in denen die Muttergesellschaft ein großes Interesse daran hat, dass der abgespaltene Teil als unabhängiges Unternehmen weiterhin wächst und gedeiht."
In 2003 entfielen 33 Prozent vom Umsatz und 11 Prozent vom Operativen Ergebnis der Merck-Gruppe auf das Labordistributionsgeschäft. Da VWR zwei Drittel seiner Umsätze in Nordamerika erzielt, gingen die Umsätze in 2003 in Euro um 11 Prozent zurück, wuchsen aber unter Berücksichtigung von Währungseffekten um 1,4 Prozent. Das Operative Ergebnis von VWR verminderte sich 2003 um 6,1 Prozent auf 79 Mio Euro. Die Umsatzrendite betrug in 2003 3,3 Prozent (2002: 3,1 Prozent). Der Vorstandsvorsitzende von VWR, Walter Zywottek, wird auch nach der Transaktion gemeinsam mit seinem Management-Team bei VWR bleiben.
Merck hatte zunächst im März 2000 angekündigt, innerhalb von zwei Jahren einen Minderheitsanteil an VWR in den USA an die Börse bringen zu wollen. Aufgrund der schlechten Marktbedingungen im Jahre 2002 wurde dieser Plan um weitere Optionen ergänzt mit dem Ziel, sich von diesem Geschäftszweig vollständig zu trennen.
Die Wurzeln von VWR in den USA reichen zurück ins Jahr 1852, als John Taylor ein Handelsgeschäft in Sacramento, Kalifornien eröffnete, um die Teilnehmer des Goldrauschs an der Westküste mit Verbrauchs- und Labormaterialien zu versorgen. 1995 erwarb Merck 15 Prozent der Anteile an der damaligen VWR Scientific Products Corp.; 1999 wurde das Unternehmen dann vollständig von Merck übernommen.
In Europa ist Merck seit 1827 als Hersteller von Laborprodukten tätig. Mit der Akquisition des deutschen Laborhändlers Bender & Hobein startete das Unternehmen im Jahre 1992 erstmals auch ins Distributionsgeschäft. Nach Übernahme weiterer Unternehmen wurde 1999 die Merck Eurolab-Gruppe mit Sitz in Zaventem in Belgien gegründet. Im Juli 2000 führte Merck schließlich das weltweite Distributionsgeschäft unter der Bezeichnung VWR International mit Sitz in den USA zusammen.