SCHOTT erzielt 2002/2003 operatives Plus
Umbau des Konzerns wird forciert
Für 2003/2004 erwartet der Konzern eine verhalten positive Geschäftsentwicklung. In den ersten vier Monaten des Geschäftsjahres lag der Auftagseingang über dem Wert des Vorjahres, der Umsatz auf Vorjahresniveau. Noch fehlen aber eindeutige Wachstumssignale aus wichtigen Kundengruppen wie der Telekommunikation und der Halbleiterindustrie. Hinzu kommen ungünstige Währungsparitäten zwischen Euro und Dollar beziehungsweise Yen.
Der aktuelle Geschäftsverlauf ist geprägt durch ein sehr differenziertes Bild in den einzelnen Branchen und Regionen:
In der Strategischen Geschäftseinheit "Home Tech" bleiben Ceran® Glaskeramik-Kochflächen und veredelte Flachgläser auf Wachstumskurs. Sehr erfreulich ist vor allem die gute Entwicklung in den wichtigen Märkten Japan und China. Auch drei Jahrzehnte nach der Markteinführung von Ceran® beweist SCHOTT mit Ceran Suprema® weiterhin hohes Innovationspotenzial. Dank einer neuen Materialzusammensetzung ist jetzt eine bis zu 16 % schnellere Ankochzeit möglich.
Noch keine durchgreifende Belebung bei Komponenten für die Telekommunikation und die Halbleiterindustrie verzeichnet die Strategische Geschäftseinheit "Electronics". Gut ist dagegen die Nachfrage bei Electronic-Packaging-Komponenten für die Automobil- und Consumer-Elektronik sowie bei faseroptischen Komponenten für die Automobil-Beleuchtung. Das Geschäft mit klassischem Fernsehglas ist weiterhin gekennzeichnet durch hohen Preisdruck und tiefgreifenden Strukturveränderungen hin zum flachen Bildschirm mit Displayglas. Erfolgreich angelaufen ist die Fertigung von hochpräzisen Glasrohrabschnitten für Mikrodioden im Werk Suzhou, China.
In der Strategischen Geschäftseinheit "Advanced Optical Materials and Components" sorgt vor allem der Großauftrag eines asiatischen Elektronikkonzerns für eine gute Auslastung der Kapazitäten bei Zerodur® Glaskeramik. Dieser Werkstoff mit seiner thermischen Nullausdehnung ist eine Schlüsselkomponente im Wachstumssegment LCD-Lithographie. Weiterhin unbefriedigend ist die Nachfrage bei Materialien für die Halbleiterindustrie.
Innerhalb der Strategischen Geschäftseinheit "Pharmaceutical Systems" verzeichnen Ampullen und Fläschchen für die pharmazeutische Industrie eine stabile Nachfrage. Ein großes Marktpotenzial sieht SCHOTT bei Spritzen, die - entsprechend den Erfordernissen der Kunden - sowohl aus Spezialglas als auch aus Kunststoff hergestellt werden können.
Die neue Strategische Geschäftseinheit "Solar" bündelt innerhalb des Konzerns die Aktivitäten in der Photovoltaik und der Solarthermie. Bei der Photovoltaik verzeichnet SCHOTT eine gute Nachfrage, sieht sich jedoch aufgrund des starken Euro einem massiven Wettbewerbsdruck japanischer Anbieter gegenüber.
Im Geschäftsjahr 2002/2003 konnte sich SCHOTT der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht entziehen. Der Weltumsatz stagnierte bei 1,95 Milliarden Euro, wobei sich der Auslandsanteil von 79 % auf 76 % verminderte. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag bei 34 Millionen Euro. Allerdings führten, so Finanzvorstand Klaus Rübenthaler auf der Bilanzpressekonferenz, vor allem zukunftssichernde Sondermaßnahmen zu einem Konzernjahresfehlbetrag nach Steuern von 75 Millionen Euro. Im Vorjahr war ein Überschuss von 60 Millionen Euro erreicht worden. Die Restrukturierungsmaßnahmen betreffen in erster Linie die bereits angekündigte Verlagerung der Fernsehglastrichterfertigung von SCHOTT GLAS, Mainz, zu STV Glass in der Tschechischen Republik und die Schließung der Spezialglasröhren-Produktion der US-amerikanischen Tochtergesellschaft SCHOTT Scientific Glass Inc., Parkersburg. Der US-amerikanische Markt wird von anderen Standorten aus beliefert.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichte das Ebitda 201 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 283 Millionen Euro. Mit 196 Millionen Euro blieben die Investitionen in Sachanlagen auf Vorjahresniveau. Unverändert zufriedenstellend ist mit 30 % (nach 34 %) die Eigenkapitalquote. Die solide Finanzstruktur des SCHOTT Konzerns bietet für die anstehenden Aufgaben die Basis. Am Bilanzstichtag waren weltweit 19.350 Mitarbeiter im SCHOTT Konzern beschäftigt, davon knapp die Hälfte in Deutschland.
Der weitere Umbau des Konzerns konzentriert sich im Wesentlichen auf drei Bereiche:
Konsolidierung zur Steigerung der Profitabilität. Dazu gehört zum Beispiel der jüngst erfolgte Verkauf des Konzernrechenzentrums. Zu den Maßnahmen gehört auch die Produktionsverlagerung an Standorte mit einer günstigeren Kostenstruktur sowie mit einer größeren räumlichen Nähe zu den Kunden. Bei Servicefunktionen wie Einkauf und Personal ist eine Verbesserung von Strukturen und Prozessen zur weiteren Effizienzsteigerung vorgesehen.
Aufbau von Geschäften in Wachstumsmärkten. Hier steht die verstärkte Präsenz in Asien von SCHOTT im Fokus, vor allem in der Volksrepublik China. Vielversprechende Perspektiven sieht der Technologiekonzern auch auf mehreren High-Tech-Feldern: Photovoltaik, Solarthermie, Dünnglas für großformatige TFT-Displays (in Jena betreibt SCHOTT seit kurzem die modernste Floatanlage Europas für hochwertige Dünngläser), Beschichtungstechnologien zur Veredelung von Glas- und Kunststoffkomponenten sowie Glaskeramik für LCD-Technologie.
Auch mit der gesellschaftsrechtlichen Umwandlung von SCHOTT GLAS in eine Aktiengesellschaft wird die Weiterentwicklung des Konzerns forciert. Die Carl-Zeiss-Stiftung wird sämtliche Aktien der SCHOTT GLAS AG halten. Ein Börsengang ist damit ausgeschlossen.
Vor der Presse in Frankfurt betonte Vorstandssprecher Dr. Ungeheuer, dass SCHOTT das Potenzial habe, den tiefgreifenden Veränderungsprozess erfolgreich zu bewältigen. Für das laufende Geschäftsjahr zeigte er sich ebenfalls zuversichtlich: "Wir haben die Chance, trotz schwieriger Rahmenbedingungen, wieder zu einem positiven Konzernergebnis zurückzukehren".