Der Europamarkt für Laborinformationssysteme (LIS) und Laborinformationsmanagementsysteme (LIMS)

24.03.2004

Der Europamarkt für Laborsoftware und -systeme, der Laborinformationssysteme (LIS) und Laborinformationsmanagement-systeme (LIMS) umfasst, ist in eine Phase dynamischer Veränderungen eingetreten. Nach einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan soll das Umsatzvolumen des Gesamtmarktes von heute 172,3 Millionen Euro auf 216,2 Millionen Euro im Jahr 2006 anwachsen. Hauptwachstumsfaktor ist das Interesse an einer verbesserten Vernetzung innerhalb von Unternehmen und medizinischen Einrichtungen.

"Die Fähigkeit zur Integration der Laborsysteme in das Computernetz der gesamten Institution ist entscheidend für das zukünftige Wachstum sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gesundheitswesens", sagt Chris Cherrington, Research Analyst von Frost & Sullivan. "Obwohl sich die Anforderungen auf Laborebene nicht wesentlich ändern, ändert sich die Beziehung zwischen dem Laborsystem und den übrigen IT-Systemen des Unternehmens durchaus. In jedem Fall verfolgen Anbieter und Nutzer das Ziel, das Labor mit dem übrigen Unternehmen zu vernetzen."

Knappe Kassen führen zunächst zur Stagnation

Das größte Problem für die Anbieter ist gegenwärtig die Mittelknappheit bei den öffentlich finanzierten Kliniken. Zwar versprechen die Integration der Kliniksoftware und die Einführung elektronischer Patientenakten mit Echtzeitzugriff auf Labor- und Röntgenbefunde langfristig echte Kosteneinsparungen. Angesichts knapper Kassen schrecken die Verantwortlichen jedoch vor den Investitionskosten zurück, sodass langfristige Gewinne für kurzfristige Einspareffekte geopfert werden und die Implementierung von Laborinformationssystemen in Kliniken ausbleibt. Entsprechend sollen die Umsätze bis 2005 bei jährlich etwa 97 Millionen Euro stagnieren.

Diese kurzsichtige Herangehensweise ist ein entscheidendes Hindernis für die Nutzung potenzieller Wachstumschancen. Cherrington bemerkt: "Gerade einmal 30 Prozent der europäischen Kliniken setzen heute schon Laborsoftware ein, sodass sich das gegenwärtige Marktvolumen verdreifachen ließe, wenn auch die anderen Häuser zum Computereinsatz übergingen." Die Anbieter müssen also mit überzeugenden Argumenten für die Neuanschaffung oder Modernisierung von LIS werben.

Grossbritannien leitet erste Schritte ein

Hoffen lässt der Trend zum Einsatz neuer Technologien wie mobiler Gesundheitsdienste. So hat etwa die britische Regierung im Rahmen ihres Programms zur Modernisierung des Gesundheitswesens umfangreiche Mittel für IT-Investitionen bereitgestellt. Der erste große Auftrag im Wert von fast 107 Millionen US-Dollar wurde an die Firma Sema Schlumberger vergeben. Die Buchungssoftware von Cerner soll die politisch sensiblen Wartelisten verkürzen helfen, für die Großbritannien seit vielen Jahren bekannt ist.

"Durch die Integration dieser Neuerungen könnten die britischen Kliniken ihre Gesamtbehandlungskosten senken - wenn sie sie überhaupt erst einmal erfassen würden. Irgendwann muss sich diese Einsicht durchsetzen, und dann wird sich auch die IT-Ausstattung von Kliniken verändern. Gebraucht wird jetzt ein großer Anbieter, der diese Sichtweise auf die Klinikfinanzen unterstützt", kommentiert Cherrington.

Nachfrage aus dem Pharmabereich

Die Nachfrage nach Laborinformationsmanagementsystemen (LIMS), die in den Labors selbst eingesetzt werden, kommt im Wesentlichen aus dem Pharmasektor. Dort wiederum dürften die stärksten Nachfrageimpulse aus den Bereichen Proteomik und Genomik zu erwarten sein. Aufgrund der Notwendigkeit, wachsende Datenmengen effektiv zu managen, veraltete Betriebssysteme und Hardwareplattformen in vorhandenen LIMS-Installationen zu ersetzen und die Vernetzung unter den Institutionen zu fördern, soll das Marktvolumen von derzeit 73,9 Millionen Euro weiter expandieren.

Kooperationen und Fusionen als wichtigste Strategie

Wichtige Branchenvertreter sind Thermo Electron Informatics Inc., Labware Europe Ltd., Innaphase Corporation Inc., A J Blomesystem GmbH, MIPS n.v. und ACT Medisys (Misys). Dabei ist das Wettbewerbergefüge im LIS- und im LIMS-Segment im Wandel begriffen. Im LIS-Segment dürften die meisten kleineren und unabhängigen Anbieter entweder ausscheiden oder übernommen werden und das Feld größeren Anbietern von Krankenhausinformationssystemen (KIS) oder Systemintegratoren überlassen. "Für die Anbieter gibt es deshalb zwei Überlebensstrategien. Die erste besteht darin, mit einem KIS-Anbieter oder einem Hersteller von Unternehmenssoftware, wie sie von Kliniken eingesetzt wird, in eine Partnerschaft einzutreten oder formell zu fusionieren. Die zweite Strategie setzt auf eine Partnerschaft mit einem Systemintegrator, der im Kliniksektor aktiv ist", so Cherrington.

Neustruktur unter den Marktplayern zu erwarten

Auch im LIMS-Segment werden voraussichtlich kleinere Anbieter aus dem Markt ausscheiden, und Fusionen, Übernahmen und Neueinsteiger dürften für eine Neustrukturierung der Wettbewerbsumgebung sorgen. In dem Maße, wie LIMS-Anwender dazu übergehen, Laborsysteme mit Unternehmenssoftware zu integrieren, mehren sich die Wachstumsaussichten. Die Anbieter müssen jedoch beachten, dass eine solche Veränderung zunächst die typische Abwartehaltung bei den Anwendern auslöst, die auch in der Vergangenheit das Wachstum gebremst hat.

Um die Wachstumschancen innerhalb des Marktes für Laborsoftware und -sy-steme zu nutzen, müssen die Anbieter nicht nur das Problem der Mittelknappheit bei den Anwendern angehen. Zusätzlich geht es auch darum, die Skepsis aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit zu überwinden. Dieses Ziel lässt sich am ehesten erreichen, wenn bestimmte Anforderungen erfüllt werden, schließt Frost & Sullivan.

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