Entdeckungsreise durch 140 Jahre Industriegeschichte
Dauerausstellung "Zeitstreifen" im Industriepark Höchst eröffnet
"Die Ausstellung Zeitstreifen lädt ihre Betrachter ein, auf Entdeckungsreise durch die Zeit zu gehen und dabei Schritt um Schritt ein Mosaik des Industriestandortes Höchst im Wandel der Zeiten zusammenzufügen. Zeitstreifen, das ist eine Einladung, gleichsam durch die Zeit zu streifen." Mit diesen Worten eröffnete Infraserv-Geschäftsführer Dr. Dieter Kreuziger ein neues Glanzstück im Frankfurter Westen: die Dauerausstellung "Zeitstreifen" am Tor Ost des Industrieparks Höchst.
In leichtem, eleganten Schwung wachsen die mattweißen, streifenartigen Informationstafeln aus dem Parkettboden. Jede von ihnen ist einem Zeitabschnitt oder thematischen Schwerpunkt gewidmet, zum Beispiel Pharmazie, Fasern, Kunststoffen, Infrastruktur und - selbstredend - den Farben, mit denen die Geschichte des heutigen Industrieparks 1863 begann. "Beispielhaft illustrieren Exponate die jeweiligen Zeitstreifen wie ein Faß mit rotem Farbstoff oder ein Luftabzug aus einem Forschungslabor der zwanziger Jahre.
Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart
"Die Ausstellung ist bewußt nicht als Museum gedacht und angelegt, das eine vermeintlich gute alte Zeit verklärend bewahren soll." Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen, zu zeigen, woraus sich Lebenskraft speist, das ist nach Lorkes Worten die Intention. "Das verweist auf die geographischen Vorzüge des Industrieparks genauso wie auf das Fachwissen und die Motivation der Mitarbeiter."
Vollständigkeit, so Lorke, ist dabei nicht angestrebt: Anhand exemplarischer Beispiele werden die einzelnen Zeitabschnitte auf einer Gesamtfläche von 300 Quadratmeter dargestellt. "Wir folgen dabei nicht den gängigen Epocheneinteilungen. Vielmehr sind die mehr als 140 Jahre oder in Menschenaltern gerechnet fünf Generationen in fünf, zeitlich durchaus ungleiche Epochen der Standortgeschichte eingeteilt", erläuterte Lorke. So sind die ersten 55 Jahre in einer "Abteilung" gleichsam verdichtet.
Dabei werden Kontinuitäten ebenso deutlich wie Brüche. "Denn Zukunft braucht Herkunft", zitierte Lorke den Gießener Geschichtsphilosophen Odo Marquard. "Dazu gehören bahnbrechende Forschungsarbeiten in der Medizin. Dazu gehören aber auch das unheilvolle Zusammenwirken der I.G.-Farbenindustrie mit dem Nazi-Regime und der Einsatz von Zwangsarbeitern im Werk Höchst während des Zweiten Weltkriegs." Beide Aspekte zeigt die Ausstellung auf. "Es lohnt sich, gerade über diesen Zeitabschnitt intensiv nachzudenken, vor allem, um jedem Ansatz entgegenzuwirken, daß sich Entwicklungen dieser Art wiederholen", ergänzte Dr. Kreuziger.
Teil der Route der Industriekultur in der Rhein-Main-Region
Die Bedeutung der Ausstellung für die "Route der Industriekultur" erläuterte deren Initiator Dr. Peter Schirmbeck. Im Rahmen dieses Projektes - Träger ist die Kulturinitiative Rhein-Main - werden rund 300 Industrie-Denkmäler zwischen Aschaffenburg und Mainz für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. "Die Rhein-Main-Region müsste vor Industrie-Identität eigentlich strotzen, doch stattdessen bestimmen Banken, und Versicherungen das Image", sagte Dr. Schirmbeck. Das industrielle Erbe müsse stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Daher sei es wünschenswert, wenn sich Unternehmen mit ihrer Geschichte befassen und dies in einer derart anschaulichen Form für die Öffentlichkeit zugänglich machen, wie dies im Industriepark mit der Dauerausstellung "Zeitstreifen" gelungen sei.
Die Dauerausstellung "Zeitstreifen" im Empfangsgebäude am Tor Ost ist werktags jeweils zwischen 8 und 17 Uhr geöffnet und für jedermann ohne Voranmeldung zugänglich.
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