Beruht die Wirkung von Chrom in "Schlankmachern" auf der Bildung krebserregender Substanzen?

31.08.2004

Dass Chrom ein essenzielles Spurenelement ist, das eine wichtige Rolle beim Glucose- und Fettstoffwechsel spielt, ist eine weit verbreitete, aber umstrittene Lehrmeinung über das Schwermetall in seiner dreiwertigen Form. Sicher ist, dass Chrom in seiner fünf- und sechswertigen Form toxisch, krebserregend und erbgutverändernd wirkt. Sind die in Mode gekommenen "Schlankmacher" und Muskelaufbau fördernden Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von Chrom(III)-Verbindungen harmlos oder nicht? Auch wenn eine endgültige Antwort noch aussteht, so sprechen neue Forschungsergebnisse doch dafür, dass das Chrom(III) dieser Präparate im Körper zu krebserregendem Chrom(VI) umgewandelt werden könnte.

Unbestritten ist, dass spezielle Komplexverbindungen von Chrom(III) eine insulinverstärkende Wirkung zeigen. Daher sind sie neben ihrer weiten Verbreitung als Nahrungsergänzungsmittel als potenzielle Diabetes-Medikamente in der Diskussion, auch wenn der Wirkmechanismus bisher nicht bekannt ist. In einem durch das Australian Research Council geförderten Projekt haben Peter Lay, Irma Mulyani und Aviva Leuvina nun einen neuartigen Erklärungsansatz erarbeitet. Zunächst räumen sie mit der bisher gängigen Vorstellung auf, dass Chrom(III) im Körper nicht zu Chrom(VI) umgewandelt werden kann. Unser Körper setzt, beispielsweise bei Immunreaktionen, sehr starke Oxidationsmittel wie Wasserstoffperoxid frei. Die Forscher zeigten, dass diese in der Lage sind, Chrom(III) auch unter physiologischen Bedingungen zu oxidieren. "Vermutlich sind es die entstehenden Chrom(VI)- und/ oder Chrom(V)-Spezies, die dann in den Stoffwechsel eingreifen," erklärt Lay.

Wird Insulin von der Bauchspeicheldrüse freigesetzt, dockt es an einen Rezeptor auf der Zelloberfläche an. Daraufhin wird eine Phosphatgruppe an den Rezeptor angeknüpft und damit eine Signalkaskade ausgelöst, die der Zelle befiehlt, Glucose aus dem Blut aufzunehmen. Ist kein Insulin mehr da, spaltet ein bestimmtes Enzym, die Tyrosinphosphatase, die Phosphatgruppen wieder vom Rezeptor ab, der ursprüngliche Zustand kehrt ein. An dieser Stelle nun, so die Theorie der australischen Forscher, treten die Chrom(V)- und/oder Chrom(VI)-Spezies auf den Plan: Diese hemmen die Tyrosinphosphatase und verstärken damit die Wirkung des Insulins. Dagegen sind Chrom(III)-Spezies selber keine Hemmstoffe der Tyrosinphosphatase.

Die Hemmung der Tyrosinphosphatase kann die zellulären Signalkaskaden aber völlig durcheinander bringen und so zur bekannten - auch in dem Film "Erin Brokowitch" anschaulich dargestellten - krebserregenden Wirkung von Chrom(VI) beitragen. "Im Lichte unserer neuen Erkenntnisse," betont Lay, "sollte die Sicherheit von Chrom(III)-Präparaten als Nahrungsergänzung oder Therapeutika noch einmal sehr genau untersucht werden - insbesondere für Menschen, die große Mengen dieser Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, wie manche Leistungssportler."

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