Bayer plant Einsparungen und Effizienzsteigerungen von bis zu 1,5 Milliarden Euro pro Jahr
"Der freiwillige Vermarktungsstopp unseres Cholesterinsenkers Lipobay bzw. Baycol hat natürlich Auswirkungen auf unsere Pharma-Strategie sowie die künftige Entwicklung des Konzerns", erklärt Bayer-Vorstandsvorsitzender Dr. Manfred Schneider. "Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend, aber für uns hatten Sicherheit und Gesundheit der Patienten absoluten Vorrang. Wir sind dabei, die Situation zu analysieren. Dann werden wir die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen, aber überstürzte Reaktionen bringen uns jetzt nicht weiter. Unabhängig von diesen Überlegungen werden wir unsere bereits eingeleiteten Programme zur Kosten- und Strukturverbesserung intensiv weiter verfolgen. Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2005 jährliche Einsparungen von 1,5 Milliarden Euro zu erreichen", erläuterte der Vorstandsvorsitzende.
Der Konzern hat zur langfristigen Verbesserung der Rendite und als Reaktion auf die konjunkturelle Entwicklung seine bereits laufenden Kostensenkungsprogramme erweitert und zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung der Margen eingeleitet. Bereits 2001 sollen Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe in den Arbeitsgebieten Gesundheit, Polymere und Chemie erreicht werden, 2002 werden es knapp eine Milliarde Euro sein und 2005 dann bis zu 1,5 Milliarden Euro jährlich.
Der größte Betrag soll bei den Polymeren mit über 700 Millionen Euro im Jahr 2005 eingespart werden, wie Finanzvorstand Werner Wenning am 9. August 2001 im Rahmen einer Analystenkonferenz in London erläuterte. "Das Programm umfasst einen Abbau von weltweit 1.800 Arbeitsplätzen, die Schließung von 15 Produktionsanlagen sowie eine Optimierung des Portfolios in allen Geschäftsbereichen", erklärte Wenning.
Im Arbeitsgebiet Gesundheit zeigen sich schon die ersten Restrukturierungseffekte, die jedoch in Teilen noch von den aktuellen Problemen überdeckt werden. Mit genau festgelegten Einzelprojekten zur Renditeverbesserung werden jährliche Einsparungen von rund 600 Millionen Euro realisiert – u. a. durch die Schließung von Produktionsstandorten.
Im Geschäftsbereich Pharma wird die Entwicklung von Medikamenten optimiert und die Vermarktung neu ausgerichtet. Der Geschäftsbereich Consumer Care wird erhebliche Einsparungen durch die Konzentration auf zentrale Standorte erzielen: Bitterfeld für Europa sowie Lerma (Mexiko) für den nord- und mittelamerikanischen Markt. Die Produktion im amerikanischen Elkhart wird stillgelegt. Erste Erfolge zur Verbesserung der Rendite zeigen sich auch im Geschäftsbereich Diagnostika, der seine Geschäftsprozesse von der Forschung über das Portfolio bis zum Vertrieb strafft und neu ausrichtet.
Im Arbeitsgebiet Chemie, das im ersten Halbjahr 2001 bereits ein verbessertes Ergebnis aufweist, wird das Portfolio-Management konsequent fortgeführt. Das in diesem Bereich identifizierte Einsparpotenzial liegt bei 200 Millionen Euro pro Jahr – u. a. durch neue Betriebsstrukturen, verbesserte Vertriebswege sowie eine Straffung des Sortiments.
Ein Großteil der Programme betrifft ausländische Tochtergesellschaften. Innerhalb der amerikanischen Bayer Corporation zum Beispiel sind aufgrund der äußerst unbefriedigenden Ertragslage in den USA bereits umfangreiche Aktionen zur Umstrukturierung und Kostensenkung eingeleitet worden. Bei allen in Deutschland umzusetzenden Maßnahmen werden die in der im Vorjahr abgeschlossenen Standortvereinbarung festgeschriebenen Vereinbarungen berücksichtigt, nach denen betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2004 ausgeschlossen sind.
Die Ausrichtung des hochprofitablen Bereichs Landwirtschaft wird nicht in Frage gestellt. Die vorgesehene Übernahme der Aventis Crop Science wird wie geplant weiter verfolgt. Auch an der Aktieneinführung an der New York Stock Exchange, die für den 26. September 2001 vorgesehen ist, hält Bayer unverändert fest.