AUSBLICK 2006: Chemie-Boom ungebrochen
LANXESS glänzt und Degussa verschwindet
(dpa-AFX) Die deutsche Chemieindustrie hat trotz des stärksten Wachstums seit zehn Jahren nach Einschätzung von Experten ihren Höhepunkt noch nicht überschritten. Das Wachstum wird sich auch 2006 fortsetzten, wenn auch mit etwas gedämpftem Tempo. Auch der sonst eher vorsichtige Verband der Chemischen Industrie (VCI) ist weiter optimistisch. "Die Branche blickt zuversichtlich ins nächste Jahr", sagt VCI-Präsident, Werner Wenning. Das robuste Wachstum der Weltwirtschaft werde den Chemieausstoß auf hohem Niveau halten.
"Der Höhepunkt im Chemiezyklus ist Ende 2006 oder erst Anfang 2007 zu erwarten", sagte Analystin Silke Stegemann von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP). Auch 2006 dürfte trotz der sehr hohen Vergleichsbasis ein gutes Jahr für die Chemie werden, pflichtet Experte Michael Butscher von der Bayerischen Landesbank bei. Der VCI erwartet 2006 ein Produktionswachstum von 2,5 Prozent nach sechs Prozent 2005. Wachstumstreiber bleibt das robuste Wachstum in Asien und Nordamerika. Auch in Europa zeichne sich eine allmähliche Belebung ab. Das Wachstum der Weltwirtschaft halte an, und auch der Inlandsumsatz habe sich in jüngster Zeit belebt.
KRÄFTIGER AUFSCHWUNG SEIT ENDE 2003
Ähnlich freundlich ist das Bild für die gesamte Europäische Union (EU). Der europäische Branchenverband (cefic) erwartet 2006 ein Produktionswachstum von 2,6 Prozent, nach 2,0 Prozent 2005. Für 2006 zeichne sich mit der Belebung in Europa trotz weiter hoher Rohölpreise eine Wachstumsbeschleunigung ab. Triebfedern blieben das Petrochemie- und Pharmageschäft. Vor allem in Asien bleibe die Nachfrage hoch. Ein Ende des Booms zeichnet sich Experten zufolge nicht ab.
Seit Ende 2003 erlebt die deutsche Chemieindustrie einen kräftigen Aufschwung. 2005 zog die Nachfrage nach Basis-Chemikalien weiter deutlich an. Das Geschäft bei den großen Herstellern läuft entsprechend rund. So erhöhte der Chemie- und Pharmakonzern Bayer, dem Wenning vorsteht, nach einem unerwartet kräftigen Gewinnschub im dritten Quartal die Gewinnprognose für 2005 und zeigte sich für das erste Quartal 2006 zuversichtlich. Auch der weltgrößte Chemiekonzern BASF profitiert von der robusten globalen Nachfrage.
ÜBERRASCHUNG DES JAHRES: LANXESS
Die Überraschung des Jahres ist unterdessen für viele der von Bayer abgespaltene Börsen-Neuling LANXESS. Mit einem Kurssprung von rund 70 Prozent seit dem Börsendebüt im Januar honorierte die Börse, die von Konzernchef Axel Heitmann eingeleitete, rasche Folge von Kostensenkungswellen. Trotz der harten Schnitte sowohl im In- als auch im Ausland sieht sich Heitmann noch nicht am Ziel. "Die bislang erzielten Verbesserungen reichen noch nicht aus, um auch im Branchenvergleich erfolgreich bestehen zu können." LANXESS war mit eher reiferen Bayer-Produkten gestartet.
Auch der Kurs der Degussa-Aktien schnellte 2005 auf den höchsten Stand seit sechseinhalb Jahren. Der Grund ist die geplante vollständige Übernahme durch die RAG. Für 2,8 Milliarden Euro sicherte sich der Bergbaukonzern Ende 2005 den E.ON-Anteil von knapp 43 Prozent. Den verbleibenden freien Degussa-Aktionären, die rund sieben Prozent halten, wollen die Essener ein freiwilliges Übernahmeangebot von 42 Euro je Aktie unterbreiten.
DEGUSSA-AKTIE WIRD VOM KURSZETTEL VERSCHWINDEN
Die Degussa-Aktie wird nach Einschätzung von Experten damit voraussichtlich bereits Anfang März vom Kurszettel verschwinden. "Das Ende der Degussa als eigenständige Börsennotiz ist endgültig besiegelt", sagte Chemieexperte Ludger Mues von Sal. Oppenheim und auch LRP-Expertin Stegemann sieht den Traditionstitel vom Kurszettel verschwinden.
Meistgelesene News
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die chemische Industrie, Analytik, Labor und Prozess bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.