Linde finanziert BOC-Übernahme mit Verkauf der Gabelstapler-Sparte
(dpa-AFX) - Die Gabelstapler-Sparte hat keine Zukunft mehr im Linde-Konzern. Der Verbleib im Konzern sei "weder für die Weiterentwicklung des Unternehmensbereichs noch für Linde insgesamt die optimale Lösung", sagte Linde-Chef Wolfgang Reitzle auf der Hauptversammlung in München. Bisher hatte er die Trennung von der Sparte mit 3,6 Milliarden Euro Umsatz nur als strategische Option bezeichnet.
Mit dem Erlös aus Verkauf oder Börsengang soll die milliardenschwere Übernahme des britischen Konkurrenten BOC Group mitfinanziert werden. Von den Aktionären gab es viel Lob für den größten Zukauf in der Konzerngeschichte, mit dem Linde zum weltgrößten Lieferanten für Industriegase aufsteigt. Die EU- Kommission verlängerte am Donnerstag die Prüfung der Großfusion um zwei Wochen: Eine Entscheidung soll nun bis zum 6. Juni fallen.
Reitzle sieht die BOC-Übernahme aber voll im Zeitplan. Er rechnet nicht mit größeren Kartellproblemen. Da sich die Portfolios beider Unternehmen ergänzten, erwarte er "nur in einem begrenzten Umfang kartellrechtlich bedingte Verkäufe". "Die formale Angebotsvorlage könnte somit Anfang Juli erfolgen und die gesamte Transaktion im dritten Quartal 2006 vollzogen werden."
Bei der Finanzierung des Kaufpreises von fast zwölf Milliarden Euro setzt Linde neben Bankdarlehen und einer Kapitalerhöhung auch auf den Verkauf von Konzernaktivitäten. Reitzle macht keinen Hehl mehr daraus, dass damit die Gabelstapler-Sparte gemeint ist. Eine Investmentbank solle in den nächsten Wochen die Optionen und die Bewertung prüfen.
Reitzle bekräftigte, dass es nach der Fusion keine größeren Einschnitte geben solle, da sich die beiden Unternehmen perfekt ergänzten. Allerdings soll die Zahl der Verwaltungsstandorte verringert werden. Linde sei stark in München und am Stammsitz Wiesbaden vertreten, auch BOC habe zwei vergleichbare Zentralen, sagte der Vorstandsvorsitzende. "Wir werden nicht mit vier Zentralen weiter marschieren." In den vergangenen Wochen war über eine Verlegung des Firmensitzes von Wiesbaden nach München oder Großbritannien spekuliert worden. Reitzle betonte aber, die Linde- Aktie solle in Frankfurt notiert bleiben. Er sehe das Unternehmen auch in fünf Jahren noch im Deutschen Aktien-Index DAX.
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