«Kronzeuge» Degussa entgeht Millionen-Strafe gegen Acrylglas-Kartell
(dpa) Dem deutschen Chemie-Unternehmen Degussa ist als «Kronzeuge» in einem europäischen Kartellverfahren eine Geldbuße von gut 264,5 Millionen Euro erlassen worden. Wie die EU-Kommission in Brüssel weiter mitteilte, teilen sich die anderen vier Mitglieder des Kartells eine Strafe von insgesamt 344,5 Millionen Euro. Das ist viertgrößte durch die Kommission verhängte Buße für unerlaubte Preisabsprachen. Die französische Arkema und die britische ICI bekamen als Wiederholungstäter einen Aufschlag von 50 Prozent auf die Strafe. Die Absprachen liefen von 1997 bis 2002. Geschädigte können auf Schadensersatz klagen.
Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sagte, sie werde weiter mit aller Härte gegen die «Geißel» der Kartelle vorgehen. «Es ist ein Schock für mich, dass gegen Unternehmen wie ICI und Arkema erneut Geldbußen verhängt wurden», sagte sie. Auch Degussa ist für die Brüsseler Wettbewerbshüter kein unbeschriebenes Blatt. Als im vergangenen Mai Millionen-Strafen gegen ein Kartell für Bleichmittel verhängt worden waren, kam Degussa ebenfalls davon. Das Düsseldorfer Unternehmen nutzte die Kronzeugenregelung, um die Strafe von 130 Millionen komplett erlassen zu bekommen.
Auf dem europäischen Markt für Acrylglas wird jährlich ein Umsatz von 665 Millionen Euro gemacht. Die Kommission fand Beweise, dass sich die Unternehmen im Oktober 1999 in Dublin trafen, um eine Preiserhöhung von Januar 2000 an zu vereinbaren. Im August 2000 sei bei einem Treffen in Deutschland eine Preisanhebung für den folgenden November abgesprochen worden.
Die Kommission legte der Arkema-Gruppe eine Buße von 219,1 Millionen Euro auf. Die ICI soll 91,4 Millionen Euro zahlen. Für die britische Lucite berechneten die Wettbewerbshüter 25 Millionen Euro. Bei der irischen Quinn sind es 9 Millionen Euro.
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