Umzug extrem: LANXESS verlegt Chemiefabrik von USA nach China
(dpa) - Die Geschichte ist reif für das Guinness-Buch der Rekorde: Weil die Nachfrage nach der Chemikalie Hydrazinhydrat in den USA stagniert aber in China wächst, hat der Leverkusener Chemiekonzern LANXESS in Texas eine Fabrik abgebaut, über den großen Teich verschifft und in China wieder aufgebaut. «Dort wo wir keine Fabrik mehr brauchten, hatten wir eine, da, wo wir sie brauchten, fehlte sie», erläuterte Vorstandschef Axel Heitmann zur Eröffnung der Anlage am Mittwoch in Weifang nahe der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao.
Die Anlage in dem US-amerikanischen Ort Baytown produzierte schon seit den siebziger Jahren Hydrazinhydrat, einen Stoff, der in der Landwirtschaft, der Pharmazie und der Autoindustrie eingesetzt wird. Während die Nachfrage nach der Chemikalie in den USA und im Rest der Welt allerdings abnimmt, wächst sie in China. Nach nur etwa eineinhalb Jahren Umzugs- und Aufbauarbeit geht deshalb haargenau diese Fabrik aus Texas bald am anderen Ende der Welt in Produktion.
Es sei weltweit das erste Mal, dass eine Chemieanlage dieser Größenordnung von einem Kontinent zum anderen verlegt worden sei, sagt Michael Pies, Produktionsleiter der Business Unit «Functional Chemicals», der das Projekt betreut hat. Dafür war er rund 30 Mal in China. «Unser Team hat Pionierarbeit geleistet», berichtet Pies stolz. Die Idee dazu stamme noch aus Zeiten, als LANXESS Teil des Bayer-Konzerns war. Vorbild sei die Stahlindustrie gewesen. Allerdings habe es besondere Schwierigkeiten bereitet, die vergleichsweise feine Apparatur einer Chemiefabrik zu verfrachten. Die empfindlichen größeren Teile wurden teilweise an den Schiffen angeschweißt, damit sie durch Seegang nicht zerstört werden konnten.
Begonnen hat die komplizierte Arbeit im Januar 2005. Insgesamt montierten amerikanische Arbeiter in Texas mehr als 3000 Einzelteile ab, kennzeichneten sie, packten sie ein und verschifften sie in den Fernen Osten. «Jedes Equipmentteil hat eine geometrische Kennung bekommen», erklärt Pies, so dass die Arbeiter der chinesischen Vertragspartner auf der anderen Seite des Ozeans wiederum genau wussten, wo welche Pumpe montiert, welcher Tank eingebaut und welche Schraube eingeschraubt werden musste. Wie ein «Puzzlespiel» sei dies gegangen.
Bevor aber Bauplan, Dokumentation und rund 1000 Montagefotos zum Einsatz kamen, musste zunächst die gewaltige Ladung mit einem Gesamtgewicht von mehr als 1100 Tonnen nach China gebracht werden. Nach sechswöchiger Fahrt kamen die insgesamt fünf Schiffe im Hafen von Qingdao an. Von dort mussten die Teile noch 120 Kilometer und 36 Stunden Fahrt über die Autobahn weiter nach Weifang transportiert werden. «Es war eine außerordentliche Reise», sagt Axel Heitmann. Die Aktion sei trotz des Aufwands um etwa 30 Prozent günstiger gewesen als ein Fabrikneubau in China.
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