Pharmaindustrie warnt vor weiteren Einschnitten
Pharma-Daten 2006: Belastungen für den pharmazeutischen Mittelstand nehmen zu
Die Pharmaindustrie zahlte von 2002 bis 2005 rund 3,2 Milliarden Euro an die gesetzliche Krankenversicherung. Das Arzneispargesetz (AVWG) - mit prognostizierten Abschlägen in Höhe von mehr als 1 Milliarde Euro - verschärft diesen Druck weiter. Hinzu tritt nach Ansicht des BPI die zunehmende Planungsunsicherheit durch jährliche Eingriffe in den Pharmamarkt.
Die Pharma-Daten 2006 bestätigen Ergebnisse eines Gutachtens für das Bundesministerium für Gesundheit, das Staatssekretär Klaus Theo Schröder und der Sachverständigenratsvorsitzende Eberhard Wille letzte Woche vorstellten: im internationalen Vergleich lägen die Distributionskosten in Deutschland höher als in anderen EU-Staaten. Zu den Distributionskosten gehörten die unterschiedlichen Margen der Handelsstufen (Apotheker und Großhändler) sowie die Mehrwertsteuer. Allein der volle Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel koste die gesetzliche Krankenversicherung jährlich rund 3,5 Milliarden Euro. Damit verursachen die Pharmahersteller in Deutschland lediglich 53,6 Prozent der Arzneimittelausgaben von 23,65 Milliarden Euro (2005).
In Europa erheben neben Deutschland nur noch Dänemark, Norwegen, Österrreich und die Slowakische Republik für alle Arzneimittel den vollen Mehrwertsteuersatz. Würden Medikamente mit einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz belegt, wie seitens des BPI seit langem gefordert, könnten diese Ausgaben halbiert werden. Die Mehrwertsteuererhöhung ab 2007 wird im Arzneimittelbereich zu zusätzlichen Ausgaben von rund 800 Millionen Euro führen.
"In der aktuellen Reformdiskussion wird vergessen, welchen Beitrag Arzneimittel in der Prävention, der medizinischen Versorgung und der Palliativmedizin leisten. Die Pharmaindustrie ist ein Wirtschaftssektor, der Beschäftigung in Deutschland schafft, sichert und Zukunftschancen bietet. Deshalb brauchen wir verstärkte Anreize für ein wettbewerbsorientieres Gesundheitssystem. Gleiche Marktzugangschancen für alle Akteure sind dafür die notwendige Voraussetzung", erklärte BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp. Die Förderung innovativer Medizin sei zudem ein entscheidender Schritt in ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen. Vor diesem Hintergrund rief der BPI die große Koalition dazu auf, den mit der Gesundheitsreform 2006 geplanten "Weg in die Verstaatlichung und in die Zentralisierung" zu überdenken.
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